Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

DOI issue:
Nr. 10
DOI article:
Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [15]: eine systematische Darstellung
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0106

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Frauen, Arm und Reich, Niedrig und
Vornehm, und besonders gottgemeihte
Jungfrauen thätig sein können, die nicht
des Gewinnes wegen, sondern nur ans
heiliger Liebe und Opferwilligkeit, um!
Gottes mtb Seiner Ehre willen, die j
Nadel führen. Das ist indessen kein!
Hinderniß, die in der Handarbeit liegende
Idee doch §u verwirklichen. Kann der
Priester, der fromme Stifter, die Kirchen-
verwaltung auch nicht mit eigenen lieben-
den Händen die Gefäße bereiten für das
heilige Opfer, so können sie doch einen
anderen damit beauftragen, einen Meister
int Fache, einen gewissenhaften Mann,
welcher zunächst mit aller Sorgfalt und
Treue, gewissenhaft intb hingebend mit seinen
Händen das Werk anfertigt, so wie es
ihren Intentionen und den Gesetzen des
Knnsthandwerks entspricht. Mit der Ar-
beit seiner Hand verbindet sich ihre geistige
Mitwirkung, ihre Meinung und Absicht, mtb
es ist schließlich in letzter Linie ihr Werk, das
sie dem Dienste Gottes gitr Verfügung stellen.

Ans dein Gesagten ist die Anwendung
einfach zu machen: Ein Kelch, eine Piris,
deren Fuß, Knauf, Cuppa-llntertheil ge-
gossen oder gestanzt sind, eilte Monstranz,
die in allen Theilen, etwa mit Ausnahme
der Lunula, Gußwerk ist, Kruzifixe, Leuchter,
Krenzpartikel re., die ihr Dasein gleichfalls
einer mehr oder weniger rohen Gußfornt zu
verdanken haben: das sind Werke, an welchen
die Menschenhand fast ttichts besorgt, bei
welchen der Fallhammer und der genteine
Guß aus Billigkeitsgründen dieselbe ersetzen.
In kürzester Frist wird auf diesem Wege
fabrikmäßig das Surrogat geschaffen, wel-
ches höchstetls durch üppige, oft stillose
Formen und barbarischen Aufputz ntittelst
mehr oder weniger geschmackloser intb halt-
loser Vergoldung, Versilberung für beit
Markt hergerichtet ist; thatsächlich aber ist !
es künstlerisch werthlos mtb unwürdig. Was
würde man z. B. zu dem Versuche sagen, die
kostbaren und pietätsvollen Handstickerei-
Arbeiten an Ateßgewändern und Pluvialen
etwa durch anfgedruckte Farbenmnster er-
setzen zu wollen? Wie würde man das Unter-
fangen zurückweisen, die Altartücher, Atben
u. s. w. durch Blechschablonen mit Farben-
zeichnungen zit versehen an Stelle der
Stickerei, oder etwa durch einen Maschinen-
druek sie zu „Spitzen" zit dnrchlöchern?
Wie würde man es anfnehmen, wenn je-

Stuttgart, Buchdruckerei der

j mand an die Stelle der alten, ehrwürdigen
Holzfiguren von Künstlerhand solche von
Zement, Gpps- oder auch Thonguß in die
Nischen der Altäre setzen wollte? Was
würde man einem Maler sagen, wenn
derselbe die Wände mittelst Schablonen
anstreichen und das für Kunstgemälde ans-
geben würde? Wie würde man mit einem
Glasmaler abrechnen, der, anstatt in Feuer
gebrannte Farbenfenster zu liefern, solche
einsetzte, bei welchen nur ein farbiges Papier-
bild auf die weißen Scheiben aufgeklebt oder
zwischen ihnen eingeschoben wäre? Ueberall
würde man — und mit vollstem Rechte sagen:
wir wollen kein wohlfeiles und werthloses
Surrogat; wir wollen wirkliche Knnstarbeit!

Genau dasselbe Verhältniß aber besteht
ans dem Gebiete der heiligen Geräthe zwischen
den Erzeugnissen der knnfthandwerklichen
Thätigkeit und den Fabriksurrogaten, bei
welch' letzteren geprägte und gestanzte Maare
die Edelkunst der Treibarbeit ersetzen ntnß
und an die Stelle der kunstfertigen, fleißig-
liebevollen Zusammensetzung der Einzeltheile
mittel st M ott tirung — der rohe, fabrik-
mäßige Guß des Ganzen in einer Form tritt.
Will die Liebe und der Eifer für die Zierde
des Hauses Gottes auch auf dem Gebiete
der heiligen Gefäße in ähnlicher Weife
gestaltend und erneuernd eingreifen, wie
auf denen der Kirchenmusik, der Paramen-
tik, des Kirchenbanes, der Glasmalerei
n. s. w. n. s. w., dann hat sie dafür zu
sorgen, daß die Kunsthandarbeit
wieder in ihr Recht eingesetzt, und
daß dem Surrogat- und Fabrikatwesen mit
aller Energie und Einmüthigkeit der Krieg
erklärt wird. (Fortsetzung folgt.)

Annonce.

Kirchliche Einrichtungs-
gegenstände,
namentlich

Altäre, Statuen
Altarbilder.
Kreuzwege

(in Relief und
Oelmalerei),

Christus-
Corpusse,
Weihnachts-
krippen etc.

liefert in bester
künstlerischer
Ausführung die

Anstalt für kirchliche Arbeiten

A. Müller, Innsbruck (Tirol).

Offerte u. photograph Abbildung, postwendend.
Akt.-Ges. „Deutsches Volkstlatt".
 
Annotationen