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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 11
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Schön, Theodor: Die Glockengießerkunst in der ehemaligen Reichsstadt Ulm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0112

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auf der andern Seite Mariae Verkün-
digung, nnd die große Glocke in Goettingen,
SA. illm, hat die Umschrift: per man.
iohanis fraedenberger de Ulma ano
dom. MCCCCXXXXV. Dieser Johannes
Fraedenberger ist jedensalls der bei
Presse!, Ulm nnd sein Münster, S. 63
genannte Hans der G l o et e n g i e ß e r. Der
nächste bekannt gewordene Glockengießer
war Stephan Fürst, Knnstgießer. Er
goß 1549 die Glocke ans dein Münster-
thurm, 1554 die Betstnndglocke daselbst,
33 Zentner schwer, welche ansangs die
Fürstenglocke hieß, aber 1678 von Leon-
hard und Peter Ernst von Lindau nm-
gegossen »virrde. Er goß 1555 auch die
kleine Glocke in Erbach, OA. Ehingen,
ivie auch die große Glocke in Schorndorf.
Letztere ging aber 1634 bei der Ein-
äscberung der Stadt mit vier andern zu
Grnnde.s» Dann folgt 1587 Wolfgang
4Uiller. Die kleinste Glocke in Schnürps-
lingen, SA. Lanpheim, hat die Inschrift:
Wolsgang Ariller goß mich in4U»n 1587,
und trägt die vier Evangelistennamen.

Fetzt folgt der berühmteste Ulmer Glocken-
gießer Wolsgang Neidthardt, Sohn
des Knnstgießers Jakob Neidthardt in
Ulm. Er lernte beim Vater. Schon 1576
goß er die große Glocke in Beimerßetten,
SA. Ulm, und 1594 die Glocke inl Wengen-
kloster in Ulm. Die vierte Glocke in
Drngenhosen, SA. Neresheim, bat die
Inschrift: Wolsgang neidhardt i»i alen
(wohl Lesefehler für nlm) goß mich 1593.
Eine kleine, nicht mehr im Gebrauch be-
findliche Glocke, welche im Thurm der
Pfarrkirche in Drocbtelsingen Hohenzollern)
ausbewabrt »vird, hat die Inschrift: Wols-
gang Neidhardt in Ulm gos mich 1594.
Ein Wolsgang Neidthardt in Ulm goß
1599 die große Glocke in Nammingeri,
SA. Ulm. Hiermit steht im Widerspruch,
was Wevernrann, Nachr. S. 417, berichtet:
„Ful Jahre 1596 berief ihn der Magistrat
von Augsburg als Stadt-, Stück-, Glocken-
ruid Bildgießer. Jur Fahre 1598 hatte
er aber das Unglück, daß ein von ihm
gegossenes Stück bei der Probe sprang,
wo er nebst verschiedenen Personen rlms
Leben kam." Falls die Jahreszahl bei
Wevermann richtig ist, goß die Naninringer

4 Weperinann, neue Nachr., S. 117.

1 Glocke 1599 wohl sein gleichnanciger Sohn.
Wolsgang Neidthardt, Büchsen- nnd
Glockengießer zu Ulm, erhielt 7. Funi 1584
vom Psalzgrasen Philipp Ludwig zu Nen-
burg als ein Zeichen der Anerkennung
seiner Verdienste folgendes Wappen ver-
liehen: „im schwarzen Schilde ainen der
Lenge nach ansgethanen, gelben Ningken
und dardurch zweit krenbweiß ineinander
geschrenckhte, türckhische Flützsche - Pfeil,
deren Gesüder ein wenig für den Ningken
undter sich des Schildts gerächt, alles gelber
Farben. Ans dent sclnvarz und gelb be-
ivulsteten Stechhelm ivachsender, bärtiger
Niann, ans dem Haupt ein überstülpten,
langen, spitzigen Hnet oder türckhische
Hauben von schwartzer Farben tragend,
an welcher der Ausschlag und Ueberstnlp
gelb nnd vornen daraus drep schmale,
spitzige Federlein, zwe von gelber, eine
aber von schwartzer Farbe sepen: der

herabhängende Zipfel der Haube — mit
gelben Knöpslein nitD Sn aste geziert, well-
ches Bild mit einem schwartzen Leibrockh
nnd Ermeln, so zu halbem Knie neber die
Waich herab geet, und vornen von ein-
ander ansgethan und offen steet, auch die
Ueberschleg am Halß und Ermeln von
gelber Farben bekleidet: unter dent Rock
gelbes Wams mit sechs schwarzen Knapsen
und schwarzer Leibbinde. Haelt in der
Rechten nnd Linken die Schildfigur."')

Sein Sohn, Wolfgang Neidthardt,
gemeiner Stadt Augsburg, Gießer goß
Mai 1665 die Betglocke in Noerdlingen,
1876 Pfund schwer?) Die Mittag- oder
: Mittelglocke in Dalkhosen, SA. Ellwangen,
hat die Inschrift: aus dem Feuer slos ich,
Wolsgang Neidhart in Angspurg gos
mich MDCVII (1667), die größere in
Goldburghausen, SA. Neresheinl: Wols-
gang Neidhardt in Angspurg gos mich
Anno domini 1612, die zweite Glocke
in Thannhausen, SA. Ellwangen: Gleich
wie neulich durch große Brunst wir jäm-
nierlich verdorben, also sein wir durch
Kunst nnd Feuer erneuert worden.

Zu Gottes Lob nnd Ehr brauch mau
mich Wolf Neidhart zu Augsburg goß
mich anno 1646, die erste Glocke daselbst:

4 Vierteljahrsschrift des Herold, 1890, M>1.

• -) P. v. Stetten, Kunst-, Gewerke- und Hand
i ivertergeschichte der Stadt Augsburg, 4hl. 6 4U4 ff.
 
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