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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 11
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Schön, Theodor: Die Glockengießerkunst in der ehemaligen Reichsstadt Ulm, [1]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0113

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Aequas sic nos per flammas ars
bona restruxit, nt per iniquas nos flam-
mas sors mala destruxit: Walfgang !
Neidhart in Augsburg gos mich anno ^
1 <>2< >. Endlich goß Wolfgang 1037 zwei |
Schlagglocken in A-rmiffurt am Alain,
20 und über 31 Centner schwer. Des
älteren Neidthardt Nachfolger in Ulm
war sein Stiefsohn Valentin Algöwer
ans Ulm. (Scklnß folgt.)

Literatur.

ln P. Desiderius Lenz 0. S. B., Z u r
A e ft h e t i k der B e u r c> n e r S ch u l e.
Wien und Leipzig. Wilhelm Braumüller.
(2. Heft der „Allgemeinen Bücherei"
herausgegeben von der österreichischen Leo-
gesellschaft.) 1898. -11 S. Preis 12 kr.
20 Pf.

Tie Beuroner Zeichen- und Malweise finbet
in Fach- und Laienkreisen eine verschiedene Be-
urtheilung. Ihr Hauptvertreter gibt in diesem an
Umfang kleinen, aber an Inhalt ideenreichen Büch-
lein eine wirklich geistreiche Apologie. Os sind
drei Kapitel, zu verschiedenen Zeiten geschrieben,
in deren jetzige Veröffentlichung der bescheidene
Ordensmann nur nach manchen Bedenken gewilligt
hat. Tie Aussprache dieser Gedanken könnte (nach
dem Vorwort) sich fremdartig ausnehmen im viel-
köpfigen ästhetischen Parlament unserer Tage.
Aber wir geben dem Herausgeber völlig Recht
mit dem Worte, das; neben der Laune, Gedanken-
losigkeit und der Mache heutiger „moderner" Kunst
eine gesunde Speise, das Ernste und Erhabene
seinen Platz haben soll. — Wenn Lenbach selbst ein-
mal über die moderne Kunst sagt: „Es giebt
keine Wahrheit ohne Schönheit; letzterer wurde
in der Kunst der Krieg erklärt", so ist das blos
halb wahr; denn auch der Wahrheit in Form
und Inhalt wurde der Krieg erklärt. Satirisch
und nicht unwahr klingt.das Wort, der Staats-
anwalt solle einen Theil der modernen Künstler
in Anklagestand versetzen, ivegen „Vorspiegelung
falscher Thatsachen". Je mehr einerseits die
moderne Uunst pochend aus Autonomie jede
Kritik verachtet, andererseits aber sich breit macht
wie die flatternde und schreiend rothe Mohnblume
neben dem bescheidenen Kornblümchen, um so
mehr darf das Einfache, Ernste unb Gehaltsvolle
in Praxis lind Theorie betont rntb besehen wer-
den. Zu letzterem gehört das vorliegende Schrift-
chen. Für unfern Küilstler bleibt das Einfache,
Abgeklärte und Typische, das seine Wurzeln in
deil einfachsten Zahlen lind Maßen hat, die Grund-
lage aller Kunst, das Messen, Zahlen und Wägeil
seine wichtigste Funktion. Das Ziel aller hohen
Kunst ist die Uebertragung, die charakteristische
Anwendung der geometrischen, arithmetischen, sym-
bolischen Grundformen aus der Natur, im Tieilste
großer Ideen. Diese Ideen gehen zurück auf das
Urbild der Einfachheit unb Schönheit, aus Gott.
Sie, die außer der Kunst stehen, müssen letzterer
die Form geben. Einheit, Ordnung, Harmonie,
Wahrheit, teilt Experimentieren mit den Naiur-

gegeilstanden, keine Kunst, ivelche mir die Natur
verkörpert und deshalb deren Affe ist, das sind
die Prinzipiell der Kunst, deren Kraft im Glauben
liegt. Diese Ideen finden sich am besten ausge-
prägt in der altägyptischen, griechischen, byzantini-
schen und altchristlichen Klmst. Nach Giotto,
besonders aber seit Michelangelo, tritt das Un-
ruhige unb Willkürliche herein. Durch Peter
Cornelius trat wieder eine heilsame Reaktion ein.
„Tie alte christliche Kuilst soll auferstehen, dem
Geiste, aber nicht der Form nach. Diese soll
vollendet sein ilach der Schlile der Alten" (S. 39).
— Das sind hohe Ideeil und interessante Nus-
sührungen, welche zeigen, daß in der Beuroner
Schule keineswegs ein blos reproduzierilder, son-
dern eiil selbstthätiger Geist arbeitet, der immer
ivieder seine Verve am Feuer der religiösen Medi-
tatioil holt. Uns steht nämlich fest, daß nur ein
nach Geist und Herz christlich fühlender und den-
kender Meister religiöse Sujets richtig behandelil
kann. Die religiösen Werke eines Leonardo da
Vinci und Philipps Lippi beweiseil nicht dagegen.
Es fehlt dieseil doch die tiefere religiöse Stimmung
(vergl. dagegen die Werke des Fra Angeliko). Wir
haben in der Beuroner Schule eine Vertreterin
des Idealismus in der Kunst und für die reli-
giöse Kunst ist das eine besonders nothwendige
Forderung. Wir verlangen von dem Künstler
ein Hinnussühren über die Natursorm, einen
Idealismus. Doch muß derselbe, soll er nicht
unwahr werden, iit der Erde wurzeln. Daher
scheint uns feite Ktinst ihre Ausgabe am besten
zti lösen, welche es versteht, ihre Ideen iit den
: schönsten, edelsten Naturtypen darzustellen, und
i letztere dadurch hinauszuheben aus der Sphäre
des bloßen Realismus. Auch soll die Kunst in
ihren Darstellungen neben dem Monumentalen
und Ruhigen atich das Leben zum Ausdruck
bringen, das ja auch seinen Grund im Ewigen,
in Gott hat. Er ist Geist und Leben unb beides
soll die Kunst atmen. Wir wünschen deshalb der
Beuroner Kunst, daß ihre Werke neben dem geist-
vollen Gehalt unb der exakten geometrisch-arith-
metischen Berechnung noch mehr Leben zeigen.
„Daß der allgemeine sensus communis des
Christenvolkes dem, was die Byzantiner erreicht
i in ihrer Art, als der relativ besten Art der
religiösen Kunst, die Palme reichte" (S. 211
wird zu viel behauptet sein. Das Christenvolk
schaut besonders bei seinen Gnadenbildern, die
„fast alle, im Abendland, Abzweige, Werke byzan-
tinischer Kunst sind" (a. a. O.), zunächst auf den
Inhalt des Bildes und die eigenen Bedürfnisse.
Sieht es dann auf die Forni, so wird es der
byzantinischen Kunst die Steifheit und Leblosigkeit
nicht absprechen. Ob im Abendland bis zutn
13. Jahrhundert namentlich die Maler ausschließ-
lich Griechen oder Griechenschüler gewesen sind?
iS. 21). Statt Hemling würden wir iS. 36)
lieber Memling lesen. — Die Beuroner Schule
und unsere neuere religiöse Kunstrichtung, auch
auf katholischer Seite, könitten sich gegenseitig
! ergänzen und von einander lernen. Wir wünschen
dem Büchlein des Beuroner Meisters, dessen Orden
non jeher der Kunst eine Heimstätte bot, weite
Verbreitung und Beherzigung, zugleich auch, daß
der Künstler in weiterer Ausführung, mit einem
größeren Werke an die Oeffentlichkeit tritt.
 
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