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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 1
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Schöninger, Artur: Die Spätgothik in Schwaben, [3]
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0007

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Heinrich Schickhardt, ein Hauptvertreter
der deutschen Renaissance, benützt die fpät-
gothischen Formen, wo es ihm passend er-
scheint, ja verbindet gothische ltitb Ne-
naissaticeformen zu einem eigenthümlichen
Mischstil. So schuf er kurz vor bem
ckojährigen Krieg jene eigenartige Kirche!
51t Freudenstadt.

Diese Nachzügler spätgothischer Kunst
(vergl. auch den Thurur zu Mariazell
1608) zeigen uns, daß eben diese Kunst
eine festgewurzelte war, das; die Rennnis-
eenzen ait sie lauge nnhielten. Eurer ver-
fehlten Kntlstepoche weint nieuland nach
und gewöhnlich ist ihre Dauer nur kurz.
Eine Kunst, die aber ein so zähes Leben
hatte, nuiß nicht mit Absterben gewesen
sein, sondern muß sehr kräftig, gediegen
und beliebt gewesen sein.

Es könnte scheinen, daß wir der Spät-
gothik allzusehr das Wort geredet haben.
Allein wir hatten bei dieser Vertheidiguug
und Hervorhebung nur die Absicht, einer
allzu abfälligen, puristischen Kritik ent-
gegenzutreten, zur größeren Beachtung und
Werthschätzung einer so eminent vater-
ländischen Sache aufzumunteru und an-
zueifern, vielleicht auch zu größerer Nach-
ahmung den Anstoß zu geben. Einer der
fähigsten Kirchenbaumeister unserer Zeit,
Nieekel in Freiburg, greift mit Glück und
genialem Geschick auf die Spätgothik zu-
rück. Gewiß auch unser bewährter
Architekt Endes, dem wir die genauen
Aufnahmen der Mehrzahl spätgothischer
Bauwerke in Stadt und Land verdanken,
wäre befähigt, spätgothisch zu bauen und
zwar in Geist und Wahrheit, nicht blos
mit äußerem Zierrat und Nebenwerk.
Allein es scheint im Publikum an Mitteln,
mehr aber an Berständniß zu fehlen;
denn auch ein spätgothischer Bau braucht
nicht immer ein Prachtbau zu sein.

Möge diese Anregung dazu dienen, dem
Berständniß und dem Studium wahrer
Kunst den einen und andern Hörer oder
Leser znzuführen. Es wäre ein Segen
für das Heiligthnm wegen der Erhaltung
manch ehrwürdigen Alterthnms, eine Be-
ruhigung in der Knnstüberhastung, wie
in der politisirenden, kritisirenden und
raisonnirenden Unruhe unserer Tage. Da-
bei würde die Rückkehr zu den Alten

uns im Fortschritt der Müderneil ilicht
hindern, sondern läutern und erleuchten.

A. S ch ü n inge r.

Ein Gang durch restaurirte Aircheu.

Von Pfarrer Detzel.

> Fortsetzung.)

16. Nell dingen bei Tuttlingen.
Wir stehen bei unserem „Gang durch
restaurirte Kirchen" in einer altchristlicheil
Gegend, in der Gegend des heiligeil
Gallus, wo sich überall iioch Zeichen
eines früheren sehr regsamen imb blühen-
den Glanbeilslebens finden. Weithin
iviilkt von stolzer Höhe herab die Kirche
des Dreifaltigkeitsberges; zwischen Fri-
, dingeil und Mühlheiiir a. D. stand ehe-
mals die schöne Wallfahrtskirche des
Welschenberges, die leider einer gewalt-
thätigeil und religionsfeindlicheil Zeit
zum Opfer gefallen ist; im Donauthal hat
jeder Pfarrort seine Kapellen. Frilher
waren dieselben theilweise mit eigenen
Pfründen ausgestattet intb eilt eigener
Geistlicher (Kaplan-Kapellan) sorgte für
deil Gottesdieiist und die religiösen Be-
dürfilisse der Pilger und Wallfahrer.

^ So war es (abgesehen vom Kloster
Beurou) z. B. in Fridiilgen a. D., tu
WilrmIingeil, in (bad.) Ntöhringen. Hier
iluil in Neu ding eil, einer uralten
katholischeil Pfarrei, zeugen nicht weniger
als vier Kapellen von einer früheren
Blüthezeit katholischen Glaubens und
Lebens, die St. Ailnakapelle, die Blasius-,
Ottilien- uild Marienkapelle.

Am meisteil Interesse, ilicht so fast
wegen ihrer Restailration (die St. Ailna-
kapelle wurde schon frilher restaurirt)
als vielmehr wegen ihrer Entstehung, be-
ansprilcht die Ar arte il k a p e l l e. Sie
liegt ain Fuße des sogenannten Brännis-
berges, da wo das Ursenthal ins Donan-
thal eiiliilümet, littks von der Donau,
unweit des Bahnhofes, aber neben der
Bahn gelegen. Drei Feldwege treffen
am Portale der Kapelle zusamiilen, ben
Laildiilailn, der auf feine Felder
zur Arbeit geht, oder voll dort znrüek-
kehrt, zulir Eintritt uub znnl Gebete
einladend. In der Pfarrregistratnr
ivird du vom Jahre 1749, aus der
Feder des danlaligen Aiesners Jörg
 
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