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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 1
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [16]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0014

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d) Einen fabrikmäßigen Ersatz für die
Gramrung von Hand bietet das 03 n i l-
l o eh i r e n. Alittelst desselben wer-
den durch eine Acnschine verschiedene
Stichel über die Oberfläche geführt, aber
f0, daß nur K r e i s l i n i e n, die sich in
allen möglichen Arten kreuzen und schnei-
den, hergestellt werden. (An den Gehäusen
von einfacheren silbernen und goldenen Uhren
ist diese Arbeit oft zu sehen.)

e) Das Netzen (wir sehen natürlich

hier ab von der hochktinstlerischen Radir-
nnd Knpferstecherkunst) bat den Zweck,
fignrale und ornamentale Darstellungen in
die Oberfläche des Metalls einzntiesen,
aber ohne die schnnerige Arbeit des Gra-
virens, nnttelft chemischer Säuren (Aetz-
wasierl, welche die betreffenden Konturen
ans der Metallfläche heransfressen. Das
Verfahren ist einfach: zuerst wird die ganze
Fläche nüt einem Deckgrund (Wachs,
Harz rc.) überstrichen, dann die betreffende
Zeichnung in diesen eingegraben, so daß hier
das Metall bloßliegt, und hierauf die
Säure darüber gegossen. Dieselbe greift
nur an den nicht gedeckten Stellen das
Metall an mtD so entsteht auf chemischem
Wege der Oberflächenschntuck. 0 lachher

wird der Deckgrnnd auch weggeuonnnen.
Von gravirten Sachen unterscheiden sich
geätzte leicht durch die ganz gleichmäßige
Eiutiefnng sämmtlicber Ornamente und
durch den Vinngel iu scharfen, seinen
Grenzen mtb Haarlinien.

2. Die Färb un g des Vietalles.

AlleAletallwerke, etwamitAnsnabmeder
Knnftgnßbronce (aber auch diese urird nicht
selten vergoldet), der feineren Viesfinggüsse
(echte Meffinglenchter u. dgl.) und der mo-
nnmentalen Knpferarbeiten bedürfen noch
einer besonderen m e t a I l i f ch e n Färbung,
mit vollendet zu erscheinen. Natürlich sieben
die heiligen Gefäße und Geräthe hier in
erster Linie. Es ist dies ans verschiedenen
Gründen nothwendig: 1. weil die durch
den Treibhammer und Punzen, den Gra-
virslichel, die den Lötbungen nacharbeiten-
den, kratzenden Eisen, Bürsten mtb Feilen
auf der Oberfläche des Metalls entstan-
denen Spuren, Flecken, Striche n. s. >v.
häßlich und entstellend wirken: 2. weil
während der Arbeit die Oberfläche des be-
treffenden Metalls mehr oder weniger
orpdirt, oder zum mindesten an der schönen.

vollen Metallfarbe Einbuße erleidet: das
letztere ist auch der Fall bei Gegenständen
ans Edelmetall; 3. null manche, ja die
meisten heiligen Geräthe ganz oder theil-
weise aus mehr oder weniger unedlem Me-
tall gefertigt (z. B. bei Kelchen die Kappa
ans Silber, der Fuß und Nodns aber ans
Kupfer, Messing n. dgl.), die Farbe etnec->
edlen Nletalls, des Silbers oder Goldes
erhalten füllen, mit zu ihrem Dienste wür-
dig zu erscheinen: bei dem Kelchinneren
und der Patene, der Lnnnla und dem Ei-
borium ist ja die Goldfärbung ausdrücklich
vorgeschrieben.

Was die Metallfärbnng selbst betrifft,
so kann man die Oberfläche eines Metall-
geräthes mit einer Zinn-, Kupfer- oder
Nickelschicht überziehen mtb ihnen also das
Aussehen geben, als ob sie ganz aus diesen
Metallen hergestellt ivären. Doch kommt
für gewöhnlich nur das Erstere in Be-
tracht und zwar, um Kupfer- und Eisen-
gegenstände, Thürbeschläge, Schlüssel, Tanf-
und Weihtvasferbecken n. dgl. vor Nost-
schaden zit schützen, und es koutmen diese
Arleit für die Al e t a l l k u n ft w e r k e so-
viel ivie nicht in Betracht. Vielmehr han-
delt es sich für uns nur mit die beiden
Metallfarben: Silber und Gold. Da-
bei ist zu unterscheiden zwischen Gegen-
ständen, die selber schon ans Silber- be-
ziebnngsiveise Goldmaterial hergestellt sind,
und solchen, die als Material Kupfer oder
Messing oder auch Eisen haben. Fm ersteren
Falle handelt es sich darum, die Farbe
des Materials in voller Jntensivität heratts-
treten ztt lassen (Weiß- und Gelb„sieden"):
int zweiten Falle aber handelt es sich um
die eigentliche V e r f i l b e r u n g tt n d V e r-
goldung der Gegenstände.

Was das „Färben" des Gold- und
Silbermaterials selbst betrifft, so ist dao
zunächst kein Ueberziehen desselben, noch
weniger ein „Sieden" in einer Gold- oder
Silberfarbe beziehungsweise Lösung, son-
dern im Gegentheil ein Beizen, eine
Arbeit der Neinignng der Oberfläche. Da
nentlich weder Gold noch Silber in ganz
reinem Zustand verarbeitet wird, sondern
stets mehr oder weniger mit Kupfer legirt
ist (wie seiner Zeit dargethan bei Gold
mindestens mit 40 Prozent, bei Silber
mit 20 Prozent Kupfer), so ist eine Orp-
dation möglich, nicht des Edelmetalls, aber
 
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