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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Joseph von Führich, [1]: seine Stiftzeichnungen. Zu seinem 100. Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0031

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eines bedeutenden Eindrucks in der Knnsl-
weit nicht verfehlen. Nur wenige Sätze
einer anerkannten Knnstauktorität, des sel.
Prof. Qr. Vt. Dentinger, seien hier er-
wähnt. Er fchreibt in den „Hist.-pol.
Blättern" (1864, Bd. 53, Heft 3): „In
einer Zeit, tu welcher Kunst und Wiffen-
fchaft sich so weit von ihrer rmsterblichen
Meisterin, der Religion, entfernt und, wo
fie die Rückkehr versucht, so oft den rechten
Weg verfehlt, im Verleugnen der Kunst
uub Wissenschaft die Religion gesucht haben,
dürfen wir eine Erscheinung wie Führichs
„Bethlehemitischer Weg" mit um so größe-
rer Freude begrüßen, je weniger wir fie
erwarten dürften und je nrehr sie Hoffnung
dasür gibt, daß diese traurige Unfrucht-
barkeit einer- und diese unglückliche Frucht-
barkeit andererseits endlich ju einem besse-
ren Ausgange führen werden. Wein: die
Wifsenschait vlit allen Kunstgriffen und
Beweismitteln der modernen Kritik den
Glauben an die geschichtliche Wahrheit
des Lebens Jesu in den Gemüthern zu er-
schüttern sucht, weist die Kunst noch immer
RUttel und Wege, die beut Herzen teuer
gewordene Anschauung des reinen Kinder-
glaubens iu sinnigen, gedankenreichen
Kompositionen den: Auge und durch das
Auge dem betrachtenden Geiste nahe 31t
bringen. Jeder, der sich die Freude ver-
schaffen kann, dein in diesen Blättern sich
offenbarenden echten Künstlergedanken auf
feinem Gange zu folgen, nntb ungemein
vieles entdecken, was ihn wie eine ganz
neue Sffenbarnng überkommt."

Ein Pendant zum „Bethlehemitischen
Wege" sind die 15 Zeichnungen, die ben
Ostercyklus ausmachen uub den Titel
führen: „E r i st a u f e r ft a n d e n ". Da
Führich selbst eine kurze Erklärung zu den
Bildern geschrieben, heben wir nur die
bedeutendsten hervor. Was den kunft-
ästhetifchen Wert anlangt, zeigt sich hier-
ein größerer Unterschied als hu vorigen
Cpklus, indem einzelne Darstellungen z. B.
die Abfahrt in die Hölle, Arrferstehung,
weniger gelungen erscheinen, während auf
der andern Seite aber gerade in diesem
Werke wieder Sujets von höchster Vollen-
dung sind. Das erste Bild, die Grab-
legung Christi z. B., ist eine herrliche
Komposition, würdevoll ist die ganze Hand-
lung dargestellt, pnichtig sind die Gestalten

des Josephs von Arinrathia und Rikode-
mus und besonders der schmerzgebeugten
Mutter; sinnreich ist auch die Verfiege-
lnng des Grabes und die Wacht des
römischen Hauptmannes an dentselben auf-
gefaßt. Allein alle übertrifft die Erschei-
nung des Auferstandenen bei feiner hei-
ligen Mutter, ein Bild von unvergleich-
licher Schönheit, voll Reinheit uub Er-
habenheit der Empfindung, durchaus sorg-
fältig in der Zeichnung sowohl der Ge-
wänder als besonders der anmuthsvollen
Köpfe. Die Evangelisten, sagt Ftihrich
iu feiner Erklärung zu diesem Bilde,
welche uns die Erscheinung Jesu nach
feiner Auferstehung erzählen, erwähnen
nichts von einer Erfcheinnng bei seiner
Mutter, wohl aus beut einfachen Grnnde,
weil sich diese von selbst versteht und
dann, weil diese Erscheinung als ganz
besonderes Mysterium von allen anderen
sich wesentlich unterschieden haben wird.
Hier in unserer Darstellung umfängt die
wiederhergestellte Menschheit den heiligen
Quell, ans deur sie geflossen, und sie, der
Kanal, durch welchen die Gottheit sich
mit der menschlichen Natur verbunden,
uub nun bestimmt, daß durch sie allein
alle Erlösnngsgnade uns znfließe, hängt
in himmlischer Seligkeit aut Halse des
mit namenlosem Schmerze von ihrem
Herzen gerissenen und nun für einig ihr
wiedergegebenen Sohnes. Die Pfeiler der
kleinen Halle, welche das Bild zu beiden
Seiten abschließen, zeigen in Bildwerk ihn
und sie, die ihn zu tragen würdig war,
hier als mater speciosa*) mit dem Kind-
lein von Bethlehem int Schooße, dort als
mater ckolorosa mit Oent geopferten
Sohne auf Golgatha. Die freudenreiche
uub die schmerzensreiche Seite ihres jung-
fräulichen Mutterlebens, die innigste Ver-
einigung der heiligsten Mutter ntit ihrein
göttlichen Sohne ist hier dargestellt.

Auch die folgenden beiden Blätter der
Frauen im Grabe ttub ,,nöli me tangere“
sind ansprechend, doch wiederum zur vollen
Höhe der Schönheit in Anffajfung und
Darstellung erheben sich die drei Kontpo-
sitionen, welche das Ereigniß nach und iit
Ent aus betreffen. Wir sehen da die beiden

*) Das freudige Gegenstück zu dein traurigen
Stabat mater dolorosa ist Jarovone's Stabat
maler speciosa.
 
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