Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [18]: eine systematische Darstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
_ 29

lüfte» Gold), welche unter Einwirkung der
elektrischen Pole den eingetanchten, be-
ziehungsweise eingehängten Gegenstand
verhältnißnräßig sehr rasch überzieht, so
daß man sehr gilt dem Vergoldungsprozeß
mit den Augen folgen kann. Schon nach
einigen Minuten z. B. tritt die Gold-
sarbe auf der Oberfläche der im galva-
nischen Bade befindlichen Gegenstände her-
vor. Am besten bezeichnet man den Vorgang
als ein mittelst der Kräfte der Elektri-
zität bewirktes Anssangen der im Bade
anfgelbsten Goldatome durch die betreffende
Mekallobersläche, z. B. Kelchcuppa, Patene
n. dergl. Bis znm letzten vorhandenen
Atom wird alles angezogen, und zwar so,
daß das Gold einen durchaus gleich-
mäßigen, nirgends dickeren und nirgends
dünneren, mathematisch absolut gleich
starken lleberzug ans der betreffenden Ober-
fläche bildet. Oer lleberzug oder die
Goldhaut selbst ist nach den mikroskopischen
und sonstigen llntersuchnngen eine über-
aus seine, silzigarlige Schicht von Gold-
atomen, die sich mit wunderbarer Oichtig-
keit an- und ineinander verweben und ver-
binden, und mit der reinen Metallober-
slache eine innige, kräftige Verbindung
eingehen, ohne allerdings in dieselbe ein-
zudringen bezw. sich mit derselben zu
vermischen, zn legiren: es ist nur ein
lleberzug, ein Goldhäntchen, das aber
außerordentlich fest haftet und anfchließt.
Anr dann, wenn die betreffende Ober-
fläche nicht rein ist, wenn also zwischen
derselben und der Goldschicht eine fremde
Substanz sich befindet, ist die Vergoldung
wenig oder nicht haltbar. Würde z. B.
Oel, Fett, Wachs, Stearin u. dergl. auf
der Oberfläche liegen, so würde sich die
galvanische Vergoldnngsschicht ohne weiteres
ablöfen und wegfallen. (Ans diesem Ge-
setze bericht die Herstellung von galvano-
plastischen Gegenständen, welche für sich
selbständige Werke bilden.) Wo es des-
halb Vorkommen sollte, daß z. B. eine
galvanische Vergoldung an einzelnen Thei-
leu abblättert, da hat es an der unerläß-
lich nöthigen Reinigung vor dem Goldbad
gefehlt. In Beziehung aus diese gründ-
liche und vollkommene Reinigung der zu
vergoldenden Oberfläche stellen die galva-
nische und die Feuervergoldnng die gleich
strengen Anforderungen. Oie Prozedur

des Goldbades kann übrigens auch öfters
vorgenommen werden, je nachdem die Ver-
goldung stärker oder schwächer werden
soll. Jit diesem Falle wird der Gegen-
stand ans dem Bade genommen, mit
Kratzbürste n. s. w. bearbeitet, so daß
seine Oberfläche neu befähigt ist, weiteres
Gold anzusangen und dann erfolgt ein
weiteres Bad, bis bestimmte Anzeichen
das Heransnehmen empfehlen. Dann
kann er abermals und znm vierkenmal
bearbeitet und wieder ins Bad gebracht
werden, und so verstärkt sich die Gold-
schicht und verwächst Zugleich aufs innigste
mit der Oberfläche, so daß eine Orennnng
von derselben nicht mehr möglich ist und
die Vergoldung nur durch gewaltsames
Verdünnen, Abschleisen und Abätzen von
außen her geschädigt oder beseitigt werden
kann. Natürlich muß für solch' eine
starke Vergoldung und Wiederholung des
galvanischen Prozesses auch das Goldbad
entsprechend mit einer starken Lösung ver-
sehen sein. Kommt der vergoldete Gegen-
stand ans dem Bade, so bedarf er keiner
weiteren Arbeit mehr und kann gleich znm
Polieren rc. gegeben werden.

Es liegt ans der Hand, daß die gal-
vanische Vergoldung eine Reihe von Vor-
zügen besitzt gegenüber der Feuervergol-
dnng. Während bei der letzteren die
Menschenhaitd die Vergoldung ansführt,
besorgt bei der erfteren dies die Natur
selbst, und daß diese mit nnsehlbarer
Sicherheit und Präzision gegenüber dem
Menschen arbeitet, das ist ja genugsam be-
kannt: mit den von Gott selbst gegebenen
| Gesetzen der Natur kann ja niemals die
Hand des Meitschen erfolgreich konkur-
rireu, wo es sich mit mechanische Ver-
richtungen handelt. Zur vollen Belench-
tnng des Unterschiedes zwischen der Treue
und Präzision der galvanischen und Fener-
! Vergoldung wenden wir am besten den Hin-
weis auf den Unterschied einer guten pho-
tographischen und einer von Haitd gefer-
tigten Abbildung eines Gegenstandes an.
Erstere ist von absoluter Treue trotz des
raschen, mühelosen und rein mechanischen
Prozesses, letztere ist niemals fehlerlos,
kann gar niemals auf abfolnteste Treue
Anspruch machen.

Sehen wir uns nun die Vorzüge der
galvanischen Vergoldung an.
 
Annotationen