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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 4
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [19]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0048

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Daß wir hiermit blos die sachliche
Seite int Auge haben, versteht sich von
selbst. Wir brauchen wohl nicht besonders
zu erklären, daß es formell unstatthaft
ist, einem Bischof, der ausdrücklich Fener-
vergolduug vorgeschrieben hat, trotzdem
galvanisch vergoldete Kelche zu präsentiren,
selbst wenn man für sich die moralische Ueber-
Zengnng hat, baniit etlvas gleich Solides
zu liefern.

Die angeführten Anktoritätsbeweise dürf-
ten geunß nicht zu unterschätzen sein.

Für uns scheinen sodann die folgenden
Punkte zu Gunsten der galvanischen Ver-
goldung noch besonders in Betracht 511
kommen.

a) Die Möglichkeit einer ganz minder-
werthigen Feuervergoldiing (vgl. S. 16
in Nr. 2 des „Archivs") mtb die Un-
möglichkeit einer Kontrolle darüber, weil
jede Fenervergoldung noch den letzten
Ueberzug einer galvanischen Goldhaut er-
hält. Thatsächlich ist es schon vorge-
kommen, daß nachweisbar senervergoldete
Kelche in wenigen Jahren unbrauchbar
waren unb neu vergoldet werden mußten.

b) Die von säst allen Fachmännern be-
hauptete Porenbildung infolge der D.neck-
silbervergoldung (vgl. Punkt 5—7 S. 16).
Würde dies ganz nnzweiselhast festgestellt
werden — daß die Poren nicht etwa bloß
bei schlecht legirtem Metalle, sondern auch
beim besten unb reinsten Vorkommen, und
zwar als nvthwendige Folge jeder Fener-
vergoldung, dann wäre die letztere als
schädigend für den betreffenden Gegenstand
konstatiert und es miißte von ihr abge-
sehen werden, selbst wenn die galvanische
Vergoldung nicht einmal in ganz gleicher
Haltbarkeit hergestellt werden könnte.

c) Die Fortschritte, welche die galva-
nische Technik gemacht hat und immer
noch macht. Man vergoldet jetzt mittelst
des sogenannten Kontaktversahrens sowie
der wiederholten Behandlung mit Wein-
stein und des öfteren Einsetzens in die
goldhaltige Flüssigkeit nicht nur ebenso
stark, ivie mittelst der solidesten Fenerver-
goldnng, sondern es können Goldüberzüge
auf galvanischem Wege erzielt werden, die
doppelt so stark sind wie die der letzteren,
so daß die betreffenden Gegenstände nicht
blos einfach vergoldet, sondern goldplattiert
sind. Sodann sind glänzende Zeugnisse

! für die galvanische W ä r ut e v e r g 0 l-
dnng (bei 100 Grad Celsius) vorhanden,
bei welcher die Goldschicht erheblich dichter,
härter und widerstandsfähiger wird, so
daß man wirklich die Zeit für gekommen
erachten darf, um zu untersuchen, ob nicht
die galvanische Vergoldung auf ihrer heu-
tigen Höhe an Stelle der Fenervergoldung
bei den Kelchen treten darf.

cl) Die thatsächliche Anwendung der
galvanischen Vergoldung für solche Gegen-
stände, welche einer starken Abnützung ans-
gesetzt sind. Es ist hier besonders anzn-
1 führen, daß das Weltgeschäst in Edel-
metallbestecken von Christosle in Paris seine
Silberb e st e ck e gal v a it t s ch vergoldet.
Bestecke aber, besonders für Hotels rc. sind
gewiß dein Einfluß von Säuren und son-
stiger starker Abnützung ausgesetzt!

Um diese Frage endgiltig zu beant-
worten, dürste aber ein rein fachmän-
nisches Gutachten sammt einer prak-
tischen Probe noch nöthig sein, lind in
dieser Beziehung möchten wir folgende
Vorschläge machen:

Es werde seitens eines oder mehrerer
bischöflicher Ordinariate (vielleicht nach den
einzelnen Kirchenprovinzen) eine Kommis-
sion ernannt, bestehend ans einer Ver-
tretung der kirchlichen Behörden und ans
mehreren namhaften Fachmännern, Ver-
tretern der beiden Richtungen der Ver-
goldung, sowie etwa ans einer Anktorität
im Fache der Chemie. Denselben werden
j die Fragen vorgelegt, wie es sich mit der
Porenbildung bei der Fenervergoldung ver-
halte und nüc mit den Resultaten der
besten modernen galvanischen Vergoldung
in Bezug aus die Anforderungen, die an
einen Kelch gemacht werden.

Es werde ferner unter Aufsicht der be-
treffenden Konnnission eine Probe geinaebt:
von zwei gleichen Kelchen werde der eine
nach allen Ziegeln der Kunst senervergol-
det, die Goldstärke, der Goldgehalt und
der Preis sestgestellt, ebenso werde der
andere nach der erprobtesten Methode gal-
vanisch vergoldet und sein Goldgehalt
sammt Preis ausgezeichnet. Der Gold-
gehalt des letzteren soll so stark ange-
nonunen werden, als die Kommission für
genügend erachtet, daniit er mit dem ver-
goldeten in Konkurrenz treten kann. Dann
werden die beiden Kelche, sei es konsekriert
 
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