Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

DOI issue:
Nr. 5
DOI article:
Detzel, Heinrich: Joseph von Führich, [3]: seine Stiftzeichnungen. Zu seinem 100. Geburtstage
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0055

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
49

Vater, an einer offenen Halle des Hofes
lehnend und den herrlich gezeichneten Kopf
mit der Hand stützend, wehrnüthigen Blickes
den Reitern nachschaut, die Mutter aber
weinend vor Kummer und Sorge sich auf
der steinernen Bank vor derrr Hause nieder-
gelassen hat; der „ältere Sohn", offenbar
nicht sonderlich ergriffen von den: Abschied
seines Bruders, ist damit beschäftigt, den
Haushund zurückzurufen, der den Reitern
Nacheilen will. Die Worte der Parabel:
„Und er verschwendete dort (in fremdem
Lande) seine Habe durch ein ausschwei-
fendes Leben" ist durch zwei Darstellungen
gegeben. Sie zeigen, ans welchem Wege
sich der Sünder von Gott entfernt, näm-
lich durch Mißbrauch und Vergeudung der
von Gott empfangenen natürlichen und
übernatürlichen Gaben imb Gnaden. In
der ersteren Darstellung wird der verlorene
Sohn von seinem Begleiter und Verleiter
in ein Hans der Stinde geführt uub in
der zweiten treffen wir ihn bei einem bac-
chantischen Gelage. Im vierten Blatte
aber sehen wir bereits die Folgen dieses
Lebens: da sitzt er ausgezogen imb aus-
gesogen trostlos auf der steinernen Bank
vor einem. Hause; sein Begleiter nimmt
höhnischen Abschied von ihm. und zwei
Juden führen seine herrlichen Pferde von
dannen, nachdem sie ihn: sogar sein Ober-
gewand, seine Tasche, überhaupt alles fast
bis aufs Hemd abgeriorirmerr haben. Nun
kommt er, angetrieben durch die Hrrngers-
noth, elend und abgerrragert gu einem
„Bürger jenes Landes" (5. Bl.) und dieser
meist ihn an, auf seinem Meierhofe die
Schweine zu hüten. In drastischer Weise
ist auf diesem Blatte das Elend geschil-
dert, das die Hungersnot!) nnt sich bringt.
Auf dem Hintergründe einer heitern Land-
schaft des sechsten Blattes sehen wir in
der Ferne einen Regenbogen, das Zeichen
des Friedens, andeutend, daß im Innern
des verlorenen Sohnes etwas vorgehe.
„Da ging er in sich und sprach: Wie viele
Taglöhner in den: Hause meines Vaters
haben Ueberflnß an Brod, ich aber gehe
durch Hunger hier gu Grunde." Da sitzt
er nun, nachdenkend über sein Elend, dar
Kopf mit der Hufen Hand stützend, wäh-
rend neben ihm die Schweine gefüttert
werden. Doch im nächsten Blatte hat er
sich schon aufgemacht und ist seiner Hei-

rnath zugeeilt; noch wagt eres rächt, sein
väterliches Harrs zu betreten, sondern lehnt
sich, noch irr ziemlicher Ferrre, an einen
Bildstock, worin das Bild des guten Hir-
terr, mtb überlegt voll Kummer rrnd Sorge,
ob rrnd wie er wohl vorr den Seirrigerr
aufgenommen werde. „Während er aber
rroch weit weg war, sah ihrr fein Vater
und ward von Erbarmerr bewegt; rrnd er
lief hinzu, fiel ihrrr rrrrr derr Hals und
küßte ihrr." Das der Inhalt des letzter!
uub herrlichsten Blattes vorr allerr.

Zehn Jahre nach derrr Tode des Mei-
sters (st 13. Mai 1876) erschien im Kunst-
verlag vorr Gebr. Karl rrnd Nikolaus
Berrziger irr Eirrsiedeln seine letzte Stift-
zeichrrung, „Der Trirrmph Christi",
irr elf vorr derrr Künstler selbst radirten
Blättern. Er gibt irr der Eirrleitung selbst
dazrr einige Bemerkungen über Idee rrrrd
Gedankerr, die ihrr bei der Erfirrdring lei-
teten. „Das Ganze stellt in Forrrr eines
Zuges gleichsam die Geschichte des Christen-
thnrns, feine Bedeutung und Beziehung
zur gesammten Menschheit dar . . . Die
ewige und einzige Wahrheit irr ihrem
Triurnphe wollte ich durch die Kunst irr
eurer Anzahl historischer uub symbolisch
ehrwürdiger Gestalten derrr Auge jener
Beschauer vorüberführerr, deren Sirrrr in
der Kurist nicht rrrrr Unterhaltung, sondern
auch Erhebung rrrrd Belehrung sucht rrrrd
firrdet." Derr Zug eröffnet das erste Men-
schenpaar, worauf die Patriarcherr bis auf
Jakob mit der Himmelsleiter folgen, wäh-
rend das zweite Blatt derr ägyptischen
Joseph, Moses rrrrd Aaron, sowie die
Richter bringt. Das dritte Blatt hat die
herrlichen Gestalten der Propheten, das
vierte die Sybillerr, das fünfte die un-
mittelbaren Verkündiger des nun schon auf
Erden erschienenen Heilandes: die heiligen
drei Könige, derr hl. Joharrrres derr Täufer,
die Unschuldigen Kirrder, die Hirten rrrrd
derr hl. Joseph. Das folgende Blatt ist
der Mittel- und Glarrzpunkt des gangen
Cyklus rrrrd zeigt den Welterlöser, auf
einem Wagen sitzend; zu seinen Füßen sitzt
Maria, als Theilnehnrerin seiner Ehre rrrrd
seirres Triumphes. Die vier großerr Kir-
chenlehrer Gregorirrs rrrrd Anrbrosirrs, Hie-
ronymus rrrrd Augustinus, die sein Reich
arrf Erden mächtig beförderten, drehen hier
zurrr Zeicherr dieser heiligen Thätigkeit die
 
Annotationen