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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 5
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Oidtmann, Heinrich: Der Ambrosianische Lobgesang in der bildenen Kunst
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0058

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52 —

Bei dieser Gelegenheit soll noch kurz ein Ent-
wurf für einen anderen Bilderkreis erwähnt
werden, der nicht geringere Umstände verursachte,
da er sich unter bestimmter Einschränkung des
Gegenstandes über drei zweitheilige Chorfenster
einer frühgothischen, dem hl. Michael geweihten
Kirche erstrecken sollte. Erst nach vieler Vor-
arbeit fand fich eine befriedigende, empfehlens-
werthe Anordnung. Zunächst kam der Gedanke,
über die drei Fenster als Hauptbilder die Erz-
engel Gabriel, Michael und Raphael als die
Träger der fürstlichen, der kriegerischen und der
priefterlichen Macht zu verteilen, darunter als
kleine Sockelbilder die Verkündigung, die Taufe
im Jordan, ferner Tobias oder die Geburt des
Herrn. Geeigneter jedoch und einheitlicher mag
folgende Anlage erscheinen, um so mehr, als lang-
gestreckte frühgothische Fenster hinreichend Raum
zur reichen Entfaltung bieten, und alte Glas-
gemülde vielfach eine ähnliche Fülle von Gedanken
aufweisen.

In den Kreisen des einfachen Maaßwerks ge-
langen der Salvator mundi, Gott Vater
und der hl. Geist zur Darstellung. In den
Hauptbildern treffen wir in allen drei Fenstern
jedesmal ben hl. Michael, nur in wechselnder
Auffassung, unb zwar auf der Evangelienseite
St. Michael als Seelenwäger: Fraeposi-
tus paradisi qui praesentat animas ante Domi-
num oder Frinceps angelorum ad suscipiendas
animas. lieber der Architektur dieses Bildes in
teppichartiger Zeichnung und Behandlung die
Brustbilder der zwölf Apostel, in den Spitzen
Maria und Johannes der Täufer; im Sockel-
felde St. Michael mit Palmzweig, der hl.
Jungfrau den Tod verküitdend oder St. Michael,
ihre Seele in Empfang nehmend. Im Mittel-
fenster St. Michael als Anführer der himm-
lischen Heerschaaren den Satan besiegend, Coeles-
tis militiae signifer; oberhalb der Architektur
in der Anordnung der Apostel anbetende Engel-
chöre, im Sockel nach der Legende das Passah;
der Würgengel, Juden den Thürpfosten an-
streichend oder der Kampf Michaels um den Leich-
nam Mosis. Im dritten Fenster St. Michael
als Schutzpatron der streitenden Kirche, Fa-
tronus ecclesiae militantis; der Erzengel über
dem knieenden Papst schützend das Schwert haltend;
über der Architektur die Gaben des hl. Geistes,
die Kampfmittel der streitenden Kirche, durch
Brustbilder versinnbildlicht; im Sockel Josua,
Gedeon, Judas der Makkabäer als Vorbilder.
Ist also einerseits in sinnreicher Weise durch die
Anbringung der drei göttlichen Personen in den
Maaßwerkfüllungen eine geistige Verbindung
zwischen den drei Fenstern geschaffen, stehen
andererseits die Darstellungen der Langbahnen
in richtiger Beziehung zu den einzelnen Personen
der Gottheit, der Seeleitwüger ttnd die Apostel
zum Salvator mundi, der kämpfende Michael und
die Engelchöre zu Gott Vater, der Erzeitgel als
Schutzpatron der Kirche und die Gaben des hl.
Geistes zur dritten Person.

Bei künstlerischem Entwurf, bei sachverständiger
Durchführung dürften die in den beiden beschrie-
benen Bildreiheit niedergelegten Gedanken in ganz

hervorrageitder Weise den Zweck der Glasmalerei
erfüllen, neben der farbigen Ausschmückung der
Fensterfläche erzieherisch, belehrend und erbauend
zu wirken.

Literatur.

Opus S '• L u c a e. Wir haben bereits in Nr. 2
des „Archiv" auf die „Klassische Andachts-
bilder, herausgegeben voit der österreichischen
Leo-Gesellschaft in Wien, Jos. Noth'sche Verlags-
handlung, Stuttgart und Wien, 1899" hingewiesen
und bemerkt, daß, wer ein solches Bildchen auch
nur im kleinsten Format verschenke, ein kleines
Kunstwerk verschenke. Es erscheineit diese Bilder
wirklich in so vollendeter Wiedergabe,
daß der Sammler schon aus biefem Grunde deren
Besitz wünschen darf, in ihrer Gesammtheit aber
stellen sie ein kleines Museum religiöser Kunst
dar, welches iticht nur Liebhaber der religiösen
Kunst, sondern überhaupt Keniter und Sammler
ivünschen werdeit. Diesen Wünschen entgegen-
zukommen, ist die Heransgabe des Opus S'- Lucae
beschlossen worden, welches von den klassischen
Andachtsbildern die kunsthistorisch bedeutendsten,
auf verschiedenfarbigen Cartons aufgezogen und
mit kurzen Erläuterungen versehen, bringen soll.
Eilte Serie enthält 60 Blätter, bereit zehn zu
Beginn jedes Monates ausgegebeit tverdeit. Der
Preis einer Serie beträgt 30 Mark. Die uns
vorliegende erste Lieferung (Preis 5 Mark) läßt
die Ausführung des Planes als eine vorzügliche
erkennen und erivarteit, daß man soivohl hinsicht-
lich der Art und Weise der Zusammenstellung,
als auch der künstlerischen Ausführung etwas
Ungewöhnliches hoffen darf. Die erste Lieferung
enthält Reproduktionen nach Boccaccino, Raphael,
von der Goes, Alonso, Cono, Dürer, Führich,
Hellweger. Ein vorzügliches Blatt ist die Wieder-
gabe einer Seidenstickerei, das Mittelstück des
Antipendiums zum sogenanitten Burgtindischen
Meßornat im kunsthistorischen Hofmuseum zu
Wien, wohl aus der Schule der van Eyck, die
hl. Dreifaltigkeit darstellend, wirklich eilte Leistung
ersten Ranges und auch zum ersten Male publieirt.

Annoncen.

Alrarleuchrer,

feinpolirte, in Messing- und Rothguß von 22 cm
Höhe an —, OftCr 1 xL'r5C111C11djtCr bis zu
1,20 m Höhe, im Preise von 8—140 M., nach
Zeichn. des selig. Herrn Präl. Schwarz, verfertigt

Willi. Sedliuaur,

Gelb- und Glockengießerei,

E l l w a n g, e tt.

Preislisten, Entwürfe, Empfehlungen stehen
ztir Verfügung.

Dieser Nummer liegt ein Prospekt der
Jos. Roth'schen Verlagshandlung in Stutt-
gart bei, betr. Opus S>- Lucae, eine Samm-
lung klaff. Andachtsbilder.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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