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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 6
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Osterritter, Theodor: Der Bodenbelag in Innenräumen in seiner historischen Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0062

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56

barer Mannigfaltigkeit war zur Zierde
daran". Ein Beweis, daß die Perser-
schön sehr viel auf die Ausschmückung des
Fußbodens hielten.

Einer der reichsten Fußböden des Alter-
thunls muß aber derjenige im Tempel
Salomous gewesen sein. Er bestand aus
Cedernholz, das mit Goldplättchen über-
zogen war, außerdem war der Boden an
manchen Stellen mit Mosaik aus farbigen
Marmelsteinet: belegt, einer Erfindung der
Perser, wie oben erwähnt. Die geringeren
Räumlichkeiten des Tempels waren mit
tanneneu Brettern belegt.

Von den Völkern des Morgenlandes
gelangte die Kunst der Mosaik oder mu-
sivischeu Arbeiten zu den Griechen, welche
bisher nur Fußböden aus Backsteinen und
in ihren Tempeln solche ans Marmor
hatten. Außerdem schmückten die Griechen
ihre Tempel auch gerne mit einen: Fuß-
boden, der aus gewöhnlichen Backstein-
platten bestand mtb der dann mit einem
Stucküberzug 1) versehen wurde, auf welchen:
n:an iu verschiedenartiger Farbe Linien
und sonstige Verzierungen anbrachte.

Plinius berichtet uns, daß die Mosaik-
kunst einen großen Ausschivung iu Griechen-
laud durch Sosus genon:n:eu habe, denn
während n:au bisher nur vielfarbige Mo-
saikböden kannte, soll Sosus der erste
gewesen sein, welcher mittelst passender
Zusannuensetzuug der Mosaiksteinchen Ge-
mülde nachznahnien verstand und damit
der Erfinder der sogenannten Mosaik-
malerei wurde. Diese Kunst soll sich dann
speziell an: Hofe des Königs Attalus in
Pergamon, umhin Sosus berufen wurde,
weiter entwickelt haben. Dort sollen auch
zwei Griechen, Euryale und Hpperbins,
eine neue Art von Mosaik entdeckt haben,
die darin bestand, daß n:an die Ueberreste
von farbigen Gefäßen zerkleinerte und die
farbigen Scherbcheu mit Kalk, Sand und
Wasser aumachte, eine Kunst, die heut zu
Tage wieder rnehr an Boden gewinnt und
die unter den: Rainen Terrazzo allge-
n:ein bekannt ist.

Durch die Griechen gelangte die Mo-
saikkunst zu den Römern und befand sich
unter der Regierung der ersten Kaiser ans

') Aus pulverisirtem weißem Marmor mit
Kalk.

einer eminent hohen Stufe der Entwick-
lung.

In keinen: besseren Hause, ja selbst auch
nicht iu manchei: ärmeren Häusern, fehlte
der Mosaikboden, nur die Räume der
Sklaven waren mit gewöhnlichei: Stein-
oder Backsteinplatten belegt. Die Häuser
der Reichen überboten sich gegenseitig in
Pracht und Schönheit ihrer Mosaikböden,
vm: denen uns die Ausgrabungen iu Pom-
peji mtb anderswo wahre Kunstwerke ans
Tageslicht brachten. Ich nwchte hier nur
an das berühmteste, a:: die fogenannte
Aleranderschlacht erinnern, das 1831 in
Pompeji in der Casa del Fauno aus-
gegraben wurde. Dasselbe stellt die
Schlacht bei Jssus dar. Die Konlposttion
ist voi: großer Kühnheit mtb voll Lebens,
ganz abweichend voi: den besten hellenischen
Mosaiken. Die Hauptscene stellt Alerander
dar, welcher mit der Lanze den persischen
Feldherr:: durchbohrt, welcher, nm Darms
das Lebet: zu rettet:, sich vor desset: Wa-
get: ansgestellt hat mtb nun den diesem
zugedachten Todesstoß empfätlgt.

Ebenfalls eines der schönsten Mosaike
ist das sogenannte Taubenmosaik, welches
in der Villa Hadrian's bei Tivoli ge-
fttttdetl wurde. Die Mosaikstifte dieses
Prachtwerkes sind tticht viel größer als
ein Stecknndelkopf, obwohl sie alle aus
natürlichen farbigen Steittetl bestehen.

Auch in den römischen Provinzen ver-
drängte das Mosaik, wenigsteits in den
Häusern der Vornehmeren, allmählig die
Fußböden aus gewöhnlichen Steinplatten rc.
So fonimt es, daß uns die Ausgrabungen
in Fratckreich aus der Rönterzeit eine
große Anzahl prachtvoller Mosaikböden
tiefem. Auch in denjettiget: Theilett Deutsch-
lands, die ehemals unter der Römerherr-
schaft statldet:, findet: sich zahlreiche Mo-
saike, speziell am Rhein und an der
Mosel, während imDecun:atenlatld(Zehent-
land), das speziell Theile des heutigen
Württembergs und Badens umfaßte, stch
nur fettet: bessere Mosaiken finden. Der
Grund hiefür ist der, daß sich in: Decu-
tttatenland tun Garuisoneu und ärmere
Civilniederlassungeu befanden, die keinen
Vergleich mit beit alten Römerstädten
Straßburg, Mainz, Bonn, Eöln, Trier-
öder Metz aushalten.
 
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