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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 7
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Der Zoll auf Kunststickereien
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Schön, Theodor: Reste eines kirchlichen Baues auf dem Hof Mauer bei Münchingen, Oberamt Leonberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0068

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— (}2 —

fabriken und andere sogenannte Kunst-
stickerei-Institute dutzendweise gestickte Ger-
maniabilder beziehen könnten zu 25 Frcs.
per Stück. Und diese Germanins kommen
in deutsche Militär- nnb Kriegervereins-
Fahnen! lieber den reellen Werth dieser
gestickten Bilder zu 20 M. mtb über deren
Haltbarkeit wollen wir nicht nrtheilen. Aber
das deutsche Publikuin ist eben in dieser
Richtung noch nicht aufgeklärt und be-
trachtet diese sranzösischen Surrogate noch
als Kunstleistnngen und hält sie selbst-
redend für deutsches Fabrikat. Dasselbe
trifft auch in der Paramentenbranche zu.
Es wird io eni ge Kirchen in Deutscb-
l and geben, i n w el ch en n i cht sran-
zösische Stickereien zu finden sind!
In Frankreich dagegen wird es keinem
Abbe einfallen, irgend welche Stickereien
für seine Kirche aus Deutschland zu
beziehen. Ja, er würde sicher sehr an-
stoßen bei seiner Gemeinde, wenn er nur
den Versuch machen wollte, deutsche
Arbeit einzuführen!

Der vertrauensselige und gutmüthige
Deutsche aber fragt gar nicht nach dem
Ursprung der Waare, die er kauft, und
er hat wohl keine Ahnung davon,
daß seine Gewänder von oft sehr zweifel-
basten und leichtfertigen Französinnen ge-
stickt sind. — Er nimmt viel zu viel
Rücksicht aus die H ä n d l e r, die nicht
selbst sti cken und di e ihn ü b er-
lausen und ihm die fertigen Pa-
ramente ins Hnns bringen. Leider
ist es dadurch in Deutschland so weit
gekommen, daß auch die ersten und
l e i st u n g s f ä h i g st e n Stickereifirmen ge-
zwungen wurden, neben ihren eigenen
Erzeugnissen auch die ausländischen
zu führen, nur um mit den Händlern
konknrriren zu können. Und abermals
„leider" sollen nach der neuen Anord-
nung des künftigen Zoütarifes die Sticke-
reien der Paramenten und Fahnenbranche
wiedeium mit Kleidern und Putz-
w n a r e n — wenn auch mit g e r i n g e rZoll-
erhöhung — zusammengeworsen werden!

Dagegen wehrt sich nun zur Zeit die
deutsche Stickereiindustrie der erwähnten
Branchen. — Unter dem Präsidium des
Fabrikanten H u b e r t Vogte r sen., der
seit 28 Jahren Inhaber der O s i a n d e r-
s ch e n K ii n st stickerei - A n st alt i n 'Ji a-

vensburg ist und der es verstand, seine
gesammte deutsche Konkurrenz zu gemein-
schaftlichem Vorgehen zu animiren, hat
sich neulich in Frankfurt a. M. ein „Ver-
band deutscher St i ck e re i g es ch äft e
der Paramenten- und Fahnen-
branche" gebildet, der kein Monopol
für die größeren Stickereigeschäfte und
ebensowenig einen Ring bezüglich der
Preise schaffen will, sondern vor allem
bestrebt sein soll, die deutsche Kunst-
stickerei zu fördern. Ebenso soll aber der
Verband die geringwertlsigen Stickereierzeng-
nisse und insbesondere die erdrückende
n u s l ä n d i s ch e Konkurrenz bekämpfen,
wie er überhaupt alle Interessen
der Branchen wahren will. In
letzterer Hinsicht wurde in der Versamm-
lung in Frankfurt a. M. gelegentlich der
Gründung des Verbandes beschlossen, eine
gemeinschaftliche Eingabe an das Reichs-
amt des Innern in Berlin zu richten und
um eine besondere Tarif stelle für
„S t i ck e r e i e n f ü r den C u l t u s u n d
s ü r V e r e i n s sahnen" nachznsnchen,
ebenso aber um Verzollung dieser kunst-
gewerblichen Produkte nach ihrem
Werthe! Es ließe sich doch vielleicht ein
Weg finden, um hier eine Ausnahme vom
Gewichts zolle zu schaffen. Mit der
Ausarbeitung eines Entwurfes für diese
Eingabe sowie eines solchen für die Ver-
b a n d s s a tz u n g e n wurde der Vorsitzende,
Fabrikant Vogler-Ravensburg betraut.
Der Vereinigung haben sich schon etwa
30 Interessenten angeschlossen.

Wünschen wir im Interesse des dent-
s ch e n K u n st g e w e r b e s und speziell der
deutschen Kunststickerei, daß die
Bestrebungen des Verbandes mit Erfolg
gekrönt werden mögen!

Weste eines kirchlichen Baues auf
dem chof Blauer bei Bcküuchinaeu,
Gberamt Leouberg.

Von Theodor S ch ö n.

Anläßlich eines am 27. März 1553 zu
Leonberg vorgenommenen Zeugenverhörs
sagte Benedikt Vettel der Alte zu Leon-
berg aus: „es sep jetz 51 Jahr (also
1502), daz er mit andern in der Ernt
Baltassern von Maur Mauern uff dem
 
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