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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 7
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Weiss, Ferdinand: Ueber Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0073

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und 17. Jahrhunderts zur höchsten Blüthe
gebracht und mit Hilfe dieser Technik die
großartigsten monumentalen Werke aus-
geführt wurden, zum Staunen und zur
Erbauung der ganzen christlichen Welt.
In der nachfolgenden Barockzeit gieng diese
Technik wieder verloren, mib es wurden
dafür große Oelgemälde mtf Leinwand
hergestellt.

Allein im 18. Jahrhundert — der
Nokokozeit — trugen die Italiener die
Freskotechnik wieder über die Alpen und
es war derselben (namentlich unter dem
Venezianer „Tiepolo") eine neue Glanz-
periode beschieden.

In der Zeit des Kunstaufschwunges
unter König Ludwig dem l. von Bayern
nmrde von den Schülern des großen Eor-
nelius ebenfalls die Freskomalerei im
großen Stile geübt.

Erst der neuesten Zeit war es Vorbe-
halten, mit allen möglichen und unmög-
lichen Farben auf die Mauer zu malen,
worunter namentlich von minderen Malern
die leichtere Technik der Oelmalerei am
gewendet wird.

Diese Art der Malerei auf die Mauer
ist die verwerflichste. Freilich hatten auch
die Barockmaler die Plafonds und Wände
mit Oelgemnlden geschmückt; allein sie
malten nicht auf die Mauer selbst, sondern
auf Leinwand, welche sie an derselben be-
festigen. Jede Mauer hat die Eigenschaft,
Feuchtigkeit anzuziehen, und die Oelfarbe
ist für die Feuchtigkeitseinwirkung am
meisten empfindlich; dann sehen Oel-
gemälde auf der Mauer niemals gut aus,
wegen des Glanzes und der Schwere des
Tones; zudem dunkeln sie sehr stark nach
und blättern sich leicht ab. In aller-
neuester Zeit ist wieder eine neue Technik
zur Anwendung gekommen und das ist
eine Art Temperamalerei; allein uoit deren
Haltbarkeit und sonstigen Eigenschaften
hat man noch zu wenig Erfahrung.

Außer der altbewährten Freskomanier,
welche eigentlich die allein richtigste Technik
auf die Mauer wäre, ist vor allen —
besonders auf feuchte Wände — die En-
kaustig ■— Wachsmalerei — vorznziehen.

Diese Technik hat den einen großen
Vorzug der Dauerhaftigkeit und der un-
bedingten Widerstandsfähigkeit gegen die
Einflüsse der Feuchtigkeit; dann hat sie

noch den einen Vorzug, daß sie deu Farben
ein zartes Colmit nub matten Ton, ähn-
lich den Freskobildern, verleiht.

lieber die ailßergewöhuliche Dauerhaftig-
keit der Wachsfarben hat noch in neuefter
Zeit ein Fund in ägyptischen Königsgrä-
bern belehrt. Man hat Bildnisse auf
Holz mit Wachsfarben gefunden, die trotz
ihres mehrtausendjährigen Alters noch voll-
ständig konservirt waren. Freilich ist die
Behandlung der Wachsfarben eine schwie-
rigere, wie z. B. die Oel- oder Tempera-
techuik, da das Wachs bei niederer Tem-
; peratur rasch erstarrt; allein man kann
diesen Prozeß durch Beimengung eines
verwandten Mediums verhindern.

Verfasser hat mit dieser Technik sehr
gute Erfahrungen gemacht und werden
dieselben durch die neuesten Versuche des
Direktors der K. Gemäldesammlungen in
Berlin, welcher dieses Wachspräparat and;
in der Gemälde-Konservirnng zur Aiuven-
tmug gebracht hat, bekräftigt. Es ist
also dadurch in die Restaurirwissenschaft
ein neues Element gekonnnen, das von
unschätzbarem Werthe ist, namentlich für
die religiöse Kunst. Nirgends sind Oel-
gemälde mehr gefährdet, als in Kirchen.
Durch dieses Präparat können Altar-
gemälde so konservirt werden, daß sie
Jahrhunderte dauern. Verfasser dieses
Aufsatzes hat, um sich von der Wirksam-
keit dieses Mittels auf Oelgemälde zu
überzeugen, längere Zeit Proben angestellt,
welche die Richtigkeit dieser Erfindring
aufs glänzendste bewahrheiteten.

Er hat z. B. verschiedene ältere und
; neuere Oelskizzen auf feuchten Boden oder
: ganz in Wasser gelegt und ließ dilrch
längere Zeit diese Bilder, von denen einige
auf die besagte Art präparirt, die andern
aber unpräparirt blieben, unter der schäd-
lichen Einwirkung der Feuchtigkeit. Die
Folge war, daß die ungeschützten Bilder
trübe und brüchig wurden, während die
non rückwärts mit Wachspräparat, und von
vorn mit Mufinifirnis geschützten, voll-
komnien unversehrt blieben. Solchergestalt
präpnrirte Bilder werden wie die Euten-
federn, sie nehmen keine Feuchtigkeit an.
Alles andere wird mit der Zeit durch die
Feuchtigkeit zerstört, nur nicht Wachs.

Wie sehr in Kirchen die Oelgemälde
(Altarblätter und andere Bilder) dilrch
 
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