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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 8
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [16]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0075

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Archiv für christliche Nunst.

Organ de5 Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

percnisgeaebeii und redigirt von Pfarrer Detzel in Lkristina-Ravensbiirn.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Knnstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in Ltzristina-Ravcnsbnrg.

Erscheint nionatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die tviirttenibergischen (M. l.S0
im Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen »nd die Netchspostailstalte»,

^ f>. 1.27 in Oesterreich, Fres. 5.40 in der Schweiz zn beziehen. Bestellungen werden r Apipi

3* auch angeiwnimen van allen Buchhandlungen solvie gegen Einsendung des Betrags dirett
van der Expedition des „Deutschen Balksblntts" in Stuttgart, Urbanstratze 94, ziliu
Preise von Nt. 2.05 halbjährlich.

Lin Gang durch restaurirte Kirchen.

Von Pfr. Desto l.

(Fortsetzung.)

17. Illerbachen bei Berkheim,
OA. Leutkirch. Von den Kapellen des
Schwarzwaldes, die wir zuletzt behandelt,
gehen wir in das Illerthal unb besuchen
die kleine Filialkirche des zwischen Thann-
heim nnd Berkheim gelegenen Weilers
Jllerbachen, der zur Pfarrei Berk-
heim gehört. Hier treffen wir ein schon
architektonisch nicht uninteressantes, der
heiligen Jungfrail geweihtes Kirchlein, das
im Jahre 1707 an Stelle einer alten,
baufälligen Kirche voiil nahen Kloster
Roth ans gebaut, reich ausgestattet lind
im Jahre 1708 eingeweiht wurde. Der
Bau ist in seinem Zustande ganz gut er-
halten unb zeigt ein ziemlich geräumiges
Schiss, an das sich eigenthümlicher Weise
der Chor ohne Chorbogen anschließt; der
Chor ist etwas erhöht lind in zivei Theile
getheilt: der innere, denr Schisse zu ge-
legene Raum birgt den Hochaltar, der
vordere rechts die Sakristei nnd links
das Glockenhans; über diesem in gerader
Linie abschließenden Theile des Chores
erhebt sich der niedere Thurm, der vonl
Viereck ins Achteck übergeht. Das Licht
erhält die Kirche ans der Südseite durch
größere Fenster, die oben und nuten in
Halbkreise anslansen, ans der Nordseite
int Schiff sowohl als int Chore durch
kreisrunde Oessnnngen. Im Aeußern ist
die ganze Umfassungsmauer von Schiss
lind Chor abwechslnngsweise durch Li-
senen, Gesimse n. dergl. gegliedert lind
gibt der Kirche dadurch ein ziemlich leb-
haftes Architekturbild.

Betreten mir das Innere des Kirch-
leins, so fällt dein Kunstfreunde vor allem
die bemalte Holz decke ins Auge, die
nch nicht nur durch den ganzen Plafond

des Schiffes, sondern auch durch den des
Chores hinzieht, eine reiche Arbeit, inte-
ressant sowohl durch ihre Eintheilnng als
durch ihre Bemalung. In diese geräu-
mige Decke des Schisses sind uemlich fünf
Bilder, ans Leinwand gemalt lind in
Nahmen gelegt, eingelassen, wovon vier,
die übers Eck gestellt sind, das fünfte in
der Mitte des Plafonds umgeben. Sie
enthalten fünf Scenell ans der Passion,
den schmerzhaften Rosenkranz, waren aber
vollständig defekt. Die äußeren Flächen
oder Felder dieser Medaillons nun, wenn
wir so sagen wollen, durchziehen bläulich
in bläulich gentalte Lanbornamente, die
sehr flott gezeichnet mtd gut erhalten sind
und in diese Ornamente selbst sind wieder,
gleichfarbig unb ebenfalls gewandt ge-
zeichnet, Karyatiden nnd Puttenengel gleich-
sam wie eingewoben. Das macht diese
Decke ungemein lebhaft nnd künstlerisch
eigenartig. Im Chore, der hier als
sechstes Gemälde die Himmelfahrt Christi
zeigt, ebenfalls wie die Bilder im Schiff
aus Leinwand gemalt nnd in Nahmen
gelegt in die Decke eingelassen, setzt sich
dann dieser bemalte Holzplasond in die
Hohlkehle hinein nnd noch darüber hinaus
in einem Friese fort. Dieser Fries, der
theils ans Holz, theils ans die Wand ge-
malt abwechselnd schöne Blumen- unb
Früchten-Ornamente sowie Engelsköpfchen
und darunter einen großen Eierstab zeigt,
durchzog einst auch das ganze Schiss, tvie
noch vorhandene Reste beweisen. Die
Meister all dieser Malereien haben sich
an der Decke des Chores verewigt nnd
lesen wir hier an der dem Schisse znge-
wandten Einrahmung die Worte: „Anno
1707 Hatt Johann Jacob Knen Sampt
Johann Bnptista Kuen nnd Michael Feh
dise kirch ansgemalt."

> Obgleich beinahe 200 Jahre über dieses
 
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