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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 8
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [16]
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Oidtmann, Heinrich: Die Ausstattung einer Taufkapelle mit figürlicher Glasmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0080

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stellimg des zwölfjährigen Jesu ine Tempel j
in guter Komposition und mit zmn Theil
vorzüglichen Köpfen. Der Kanzeldeckel
ist mck einer beachtenswertsten Skulptur
gekrönt, welche den apokalyptischen Christus
mit teilt zweischneidigen Schwerte int
Munde (Apok. 1, 6) und die Hände ge-
rade ansstreckend zeigt.

Die Renovation dieser drei Altäre nun
und der Kanzel wurde in dein Atelier
von Theodor Schnell in Ravens-
burg ausgeführt und zwar ganz im
Sinne und Geiste ihrer ursprünglichen
Conception in Farbe und Vergoldung.
Rur die fehlenden Theile in der Orna-
mentik ivnrden ergänzt und stilwidrige,
spätere Zuthaten entfernt. Die Altäre
prüsentiren sich jetzt in reichein, schönein
Schmucke und harmoniren ivie unter sich,
so auch mit der übrigen Ausstattung der
Kirche. Jeder Eintretende, dessen Auge
vor Allem aus den Gesammteffekt dieser
restantirten Altäre und ihre Umgebung
schaut, wird sich ergriffen fühlen von den
Wirkungen dieser kraftvollen, harmonischen
Cinheit, in der das Innere dieses Kirch-
leins jetzt dasteht.

Zur ganzen Restauration gehörten end-
lich noch neue Fenster, da die alten
defekt und zürn Theile ganz verblichen
waren. Als am besten zum Stile der
Kirche und zur Harmonie der ganzen in-
neren Ausstattung passend, konnten hier
nur gepreßte Butzenscheiben mit einein
leichten Stiche ins Gelbliche in Frage
kommen, die denn auch von Glasermeister
Ri anal in Lentkirch vertragsgemäß, solid
ansgesührt wurden.

Die Kosten der Renovation an-
langend , kamen die Altäre und Kanzel
ans 2000 Ri., die sechs Copien der Decken-
bilder aus 180o Ri., die Renovation der
Holzdecke, der übrigen Bilder und der
Ausmalung auf 1500 Ai., die Fenster
ans 700 Ai., hiezu kaut das Gerüste, der
Bodenbelag und anderes, so daß der Ge-
sammtbetrag, der ans die Restauration
anfgewendet wurde und der ans frei-
willigen Beiträgen der Filial-
g ein ein de Jllerbachen. und ihres
Pfarrers geleistet wurde, ans die runde
Suntme voit 6500 Ri. zu stehen kontmt.
Ehre der Gemeinde und alle Anerkennung
dem Pfarrherrn Christ in Berkheim,

der mit Zuhilfenahme des Diözesan-Kunst-
vereins ein Kirchlein seiner Gemeinde er-
halten hat, das in seltener und interes-
santer Weise eine Epoche der Kunstgeschichte
repräsentirt und zugleich eine Zierde des
Ortes und der Gegend ist.

Die Filialkirche J ll erb ach eit ist jetzt
eines Besuches werth auch von weiter her.

Die Ausstattung einer Taufkapelle
mit figürlicher Glasmalerei.

Bon Dr. Heine. Dibtmann in Bnnich (Rheinland >.

Pictura solet tacens in pariete loqui
et maxi nt e prodesse — die Malerei
an der Wand pflegt schweigend zit reden
und in hohent Grade nutzbringend zu
wirken, so lauten die Worte Gregors voit
Ryssa in seiner Gedächtnißrede ans beit
Märtyrer Theodorns. Rach ihm sprechen
sich zahlreiche Kirchenschriftsteller in ähn-
lichem Sinne über die einflußreiche Be-
deutung der bildenden Küitste für das
Christenthnm ans. Malerei und Bild-
hanerknnst sollten das gesprochene Wort
des predigenden Weltpriesters oder Ordens-
mannes eindringlich und nachhaltig unter-
stützen.

Gleich beit Kirchen erhielten auch die
Baptisterien, die Taufkapellen den belehren-
den Schmuck zweckentsprechender Bilder,
z. B. ans dem Mosaik des Baptisteriums
S. Giovanni zit Ravenna. Als dann
später die Taufsteine an Stelle der Tans-
brunnen traten, sei es iit besonderen Tanf-
kapellen oder am Westende des nördlichen
Seitenschiffes der Kirchen, da übertrug der
sromm-sinnige Geist der Zeit die sinnbild-
lichen und biblischen Darstellungen ans
die Taufsteine und Tnnfkessel selbst.

Letztere zeigen Bilder der Propheten,
Apostel und Evangelisten, der Taufe Christi
oder mit Bezug ans des hl. Apostels
Paulus Röm. 6, 3, den Kreuzestod oder
die Auferstehung; auf anderen erblicken
wir Christus mit den klugen und thörichten
Jungfrauen, ferner Ereignisse ans dem
Leben des Herrn ans der Taufe im Dom
zu Würzburg, 1279 von Rleister Eckart
von Worms und, gleichfalls eine Arbeit
des 13. Jahrhunderts auf dem Taufkessel
der Petri ltnb Paulikirche zu Liegnitz.

Eine Reihe bildlicher Vorgänge bietet
das künstlerisch hervorragende Taufbecken
 
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