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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 8
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Oidtmann, Heinrich: Die Ausstattung einer Taufkapelle mit figürlicher Glasmalerei, [1]
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0082

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7o

aus; das Gleiche gilt für die dNaßwerk- ^
fi'illuugeu. Durch die unteren Felder aller
sechs Fenster zieht sich der Inhalt des
Glaubensbekenntnisses als Dnnsgelübde.
Kleine Apostelgeftalten, welche jedoch keines-
wegs figürlich, sondern nur dekorativ wirken
sollen, begleiten die wallenden, vielfach
verschlungenen Bänder, welche den jedem
einzelnen Lendboten zugeschriebenen Glau-
benssatz des Credo enthalten.

Das erste Fenster bringt den Durchzug
der Judeu durch das rothe Meer, ex
Egypto Israelem educit Dominus (Exod.
13, 221, eine wild bewegte Gruppe, in
deren Mitte die Gestalt des Moses in
wohlthnender Ruhe sich auszeichnet. In
den Dreipaß des Maßwerkes sind die
Kundschafter, eine riesige Traube tragend,
geschickt hineingepaßt; aus den kleinen
Zunckeln liegeu die Anfangsbuchstabe)! von
Moses und Aaron mit Rücksicht auf die
Morte Germanum lavit Moyses et pon-
tificavit, Moses gießt dein Aaron Wasser
aussHaupt; im Sockel die hl. Apostel Petrus
und Andreas mit dem Anfang des Credo.

Im zweiten Fenster ist die Taufe des
Heilandes im Jordan dargestellt; in den
Zwickeln die Namen der Flußgötter Jor
und Dan; unten die kleinen Gestalten
der HH. Jakobus Zebedäi und Johannes.
Siehe Beilage.

In dem dritten Fenster thront die hei-
lige Dreifaltigkeit, in deren Namen ge-
tauft wird, umgeben von anbetenden Engeln.
Jur Maßwerke der bl. Geist, umschlungen
von der Bandrolle: Gehet hin, lehret alle
Völker und taufet sie im Namen des;
Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes;
in den Sockeltheilen die knieenden Apostel
Thomas und Jakobus Alphäi. An Stelle 1
der abschließenden Kreuzblumen in den
Spitzen wachsen aus der Architektur her-
aus die Brustbilder der hl. Kirchenvater
Ambrosius und Augustinus, der Dichter
des Te Deum. (Schluß folgt.)

Literatur.

Altäre, Kanzeln und Chorgestühl.
Vorlagen inittelalterlicher Holmrchitektur !
für Kirchenmöbel der Neuzeit. Zeichnungen
und Grundrisse nusgeführt zum Gebrauche
für Kunsttischler und in Fachschulen. Von >
P. Gommel, Architekt. 32Tafeln. Ber-
lin. Bruno Heßling, Buchhandlung
für Architektur und Kunstgewerbe. Voll-

ständig in 1 Lieferungen mit je 8 Tafeln
zum Preise von M. 7.50 für jede Lieferung.
Das eben verzeichnete Werk, von dem uns die
beiden ersten Lieferungen vorliegen, ist aus der
Praxis und für die Praxis entstanden. Es tritt
als die Frucht einer mehrjährigen praktischen
Thätigkeit aus der Stille des Arbeitszimmers
in die Oeffentlichkeit und es ermuthigte den Her-
ausgeber „ai diesem Schritte die freundliche Ein-
ladung der verehelichen Verlagshandlung, sonne
die günstige Beurtheilung dieser Entwürfe durch
den nunmehr verewigten Archäologen und Kunst-
schriftsteller Dr. Franz Bock. Tic Zeichnungen
sollen lediglich praktisch ausübenden Künstlern zti
Vorlagen bienen und werden von diesen wohl
auch ausgiebig benützt werdeit. Von romanischen
Altären finden sich zwei reprodnzirt: der eine
(Taf. 5) ist eilt Haupt- und Kreuzaltar, wo das
reich ausgebildete Expositoriuin eine streng ro-
manische Gliederuitg aufweist; der andere «Taf. I(>)
ist als Seitenaltar gedacht, wo die höhere Mittel-
nische eine Statue, die beideit Seitennischen aber
Reliefs aufnehmen sollen. Auch hier ist die
gaitze Gliederung einfach nnb klar. Von den
gothischen Altären liegen bereits sechs Entwürfe
vor (Taf. 1, 2, 3, 7, 11 lind 12). Tie beiden
ersten Entwürfe sind mehr für Hausaltäre,
der dritte in der Frühgothik und in strengen
Linien gehalteir ist als Nebenaltar gedacht. Ein
sehr klarer, in den strengen Formen der Früh-
gothik gehaltener Entwurf ist der auf Taf. 7 für
einen Tabernakel- oder Hochaltar; er besteht aus
sieben zusammengesetzten Gliederungen, von denen
die mittlere die Hauptparthie ausmacht. Tie reichste
Skizze aber für einen spätgothischen Hochaltar
bietet Taf. 12. Dieser Hauptaltar mit vielem
figuralem und ornamentalem Beiwerk weist eine
Haupt- und Mittelparthie mit der von einem hoch-
strebenden Baldachin überdachten Treifaltigkeits-
gruppe auf. Zu beiden Seiten von: Tabernakel
erheben sich über der Predella unter reichge-
haltene»: Giebelschinnck und Kaminverzierung je
zwei Reliefgruppen, woran sich als seitlicher
Schluß noch je zwei Statuen unter Baldachinen
schließen. Auch die Predella und Mensa sind
mit Figuren ausgestattet. Wir sehen hier über-
haupt eine größere Bevorzugung der Figuren und
die Architektur nur als nothwendige Umrahmung
derselbe,: betrachtet, eine Vertheilungsart, bei der
wir von den Alten noch manches lernen sollten.
Man sieht bei Neuanschaffungen nur zu häufig
das Architektonische und namentlich das Orna-
mentale so bevorzugt, daß die wenigen Figuren
in einem Wüste von Ornamenten förmlich ver-
schwinden. Chorstühle und Kommuniontische sieht
inan gewöhnlich ohne figuralen Schmuck und nur
mit einem Ballast von Ornamenten ansgestattet,
und doch wäre hier ein so geeigneter Ort, die
figurnle Plastik zu verwenden. Es haben uns
deshalb gerade die Entwürfe für einen romanischen
und gothischen Kommuniontisch (Taf. 8) und der
für ein Chorgestühl «Taf. 9) so gut gefallen,
weil hier Architektur und Bildwerk so harmonisch
abwechselt. IX

Die k n t ho l i s ch e K i rch e und i h ve
Diener in Wort undBild II. Band.
Die katholische K i v cf; e in De u t s ch-
 
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