Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:
Detzel, Heinrich: Gebhard Flatz, [1]: zu seinem 100. Geburtstag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archiv für christliche Nun st

Organ des Rottenburger Diözesan-Oereins für christliche Kunst.

peransgegeben und redigirt von Pfarrer Dehel in St. Christin a-Ravensbiirg.

Verlag des Rottenbnrger Diözesaii-Unnstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Vetzel in St. Christiiia-Ravensbura.

Or. 9

Erscheint inonatlich einmal. Halbjährlich für M.2.05 durch die tvürtienibergischcn (M. 1.90
int Stuttgarter Vestellbezirk), M. 2.20 burd) die bayerischen und die Nteichspostaustalteu,
ft. 1.27 in Lesterreich, Frcs. 5.-I0 in der Schtveiz zu beziehen. Bestellungen lnerbeu
♦ auch angenommen von allen Buchhandlungen sotvie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbanstraße 94, zinn
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

HJOO.

Gebhard Aatz.

Zu seinem 100. Geburtstag.

Von Pfr. D e tz e l.

Das Jahr 1800 hat in Oesterreich neben
bent unvergeßlichen Joseph v. Führich noch
eine andere schöne und edle Zierde der
christlichen Knust, den Maler Gebhard
F l atz, geboren. Während die Wiege des
ersten Meisters in dein fernen Böhmen
stand, darf als die Heimath des zweiten sich
unser nahes Vorarlberg rühmen, und wie
der Ort ihrer Hauptwirksamkeit ein ver-
schiedener war — der eine suchte und fand
sein Hauptschaffen in Wien, der andere
in Nom — so war auch ihre künstlerische
Hauptthätigkeit je auf einem anderen Felde
eine vorzüglich fruchtbare. Den Altmeister
Führich haben wir hauptsächlich kennen
und schätzen gelernt ans dem Gebiete der
Stiftzeichmmg; Flatz war Maler, und
zwar war das Malen so sehr seine Domäne,
daß, als man Overbeck einmal fragte, warum
er mehr komponire als male, er antwor-
tete: „Ja, wenn ich den Pinsel von Flatz
hätte!" In Einem aber waren beider
Schicksale wieder ähnlich, nemlich im Be-
ginne ihrer Laufbahn zur Kunst. Bei
beiden war nemlich dieser Weg ein
harter und rauher und bei beiden war
es nur ihre Seelenstärke und äußerste
Willenskraft, die sie das Ziel erreichen
ließen. Die Flatzsche Jugendgeschichte ist
in dieser Beziehung noch interessanter als
die von Führich. Wir wollen im Fol-
genden kurz sein Leben und Schaffen zu
seinem 100. Geburtstag skizziren, wie es
einige Tagesblätter Tyrols in seinem To-
desjahre 1681 ausführlicher thaten.

Gebhard Flatz wurde geboren am
11. Juni 1800 zu W olfnrt, eine Stunde
von Bregenz, und waren seine Eltern,
Xaver Flatz und Anna Köb, ehrsame.

schlichte Bückerslente. Des Knaben an-
geborener Formen- und Farbensinn regte
sich frühzeitig, indem er schon als
kleiner Hirtenbube verwitterte Bildstöck-
chen „restaurirte", kleine Heiligenbildchen
schnitzte und zeichnete und es war sein
Ansehen als „Künstler" unter den Kame-
raden schon damals so gestiegen, daß, wer
seine „Kunstwerke" zu „kritisiren" wagte,
eine „thätliche" Gegenkritik mit Ausschluß
ans der Gesellschaft der jugendlichen Kunst-
freunde erhielt. Nach und nach brachte
man ihm ans der Nachbarschaft zer-
brochene Krnzifixbilder, Statuen und
Tafeln, die er wieder „Herrichten" und
ausfrischen sollte und wodurch er man-
chen Groschen verdiente. Einmal, so
wird erzählt, ging ein Mann durchs Dorf,
der ein lebensgroßes, neues, ans Holz
geschnittenes und gefaßtes Kruzifix ans
seinen Schultern nach seiner Heimath (Bre-
genzerwald oder Montavon) trug. Das-
selbe wurde auf dem Wege etwas be-
schädigt und der Fremde erkundigte sich in
Wolsnrt um einen Maler, der das Verletzte
ansbessern könnte. Der Mann wurde zu
dem Bäckerknaben geschickt, denn alle Leute
des Dorfes hielten ihn schon für einen
bedeutenden Maler. Flatz war von dem
schönen Kruzifix ganz entzückt. Nachdem
er das Beschädigte ausgebessert hatte, fragte
er den Mann, woher er das schöne Bild
bringe und wer es gemacht habe, und
nahm sich vor, mit Erlaubuiß seiner Mut-
ter den Künstler anfznsnchen und ihn zu
bitten, daß er ihn ohne Lehrgeld anfnehmen
möchte. Unter dieser Bedingung willigte
die Mutter ein. Im Württembergischeu
und zwar in Amtszell bei Wangen, eine
Tagreise entfernt von Wolsnrt, war der
Aufenthaltsort des Meisters, der Bild-
hauer und Maler war. Eines Abends
spät kam der Knabe in Amtszell an und
 
Annotationen