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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 10
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Die Jahres-Mappe 1900 der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0099

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faffung zeigt eilte „Vorstellung int Tempel" von
demselben Künstler, die sich über dem rechte»
Seitenportal der St. Ursulakirche in Schwab-
München befindet. So innig der Ausdruck in
den Figuren ist, so fremdartig kommt uns eine
derartige Darstellung im Tempel vor, wie der
Vorgang sonst genannt wird.

Tle Malerei ist gerade durch ein halbes
Dutzend Meister vertreten. Gleich der erste,
Joseph Alt heim er, schon aus den Mappen
1896 und 1897 bekannt, bringt ein herrliches
Blatt mit vier Darstellungen „Altarflügel des
Albertus-Magnus-Altares in der Dominikaner-
kirche zu Regensburg". Das erste Bild „Alber-
tus in der Einsamkeit" brachte uns schon eine
frühere Mappe; die drei weitern zeigen den Hei-
ligen als Lehrer, als Prediger und als Todten,
lauter Kompositionen, die historischen Ernst mit
dichterischem Enipfinden verbinden, herrliche Nach-
schöpfungen im Geiste vergangener Stilformen.
Ein vielseitiger Künstler scheint der Bildhauer-
Jakob Brand l zu sein, von dem wir heuer
einen schönen Karton für ein Glasgemälde für
die St. Jakobskirche in Straubing finden. Zahl-
reiche andere Glasfensterentwürfe, wie solche für
die Pfarrkirche in Melk, für das Hauptschiff der
St. Paulskirche in München, für das Rathhaus
in Lauingen u. a. zeigen, daß wir es hier mit
einem ebenso geschickten wie verständnißvollen
Kartonzeichner für Glasmalereien zu thmr haben.
Unser in der Mappe reproduzirter Karton be-
handelt das Thema „Die Anbetung Jesu durch
die heiligen Könige" und zwar in so reiner,
inniger Empfindung, daß Herz und Auge sich
daran erfreuen. Ein weiterer Entwurf für ein
Glasgemälde und zwar nach einer Farbenskizze
ist von dem Freiburger Professor Fritz Geizes
und wurde das betreffende Fenster, die „hl.
Elisabeth", für das Konstanzer Münster ansge-
führt. Tie seitlichen Darstellungen sind aus dem
Leben der Heiligen genommen, bereu Verherr-
lichung das ganze Werk dient. Mit nur den drei
Grundfarben: roth, blau und gelb ist hier eine
gute Wirkung erzielt, die wohl wegen dieser
weifen Beschränkung und glücklichen Nüancirung
einen so ruhigen Eindruck macht.

Vorzügliche Leistungen in der Kunst der Histo-
rienmalerei bringt die diesjährige Mappe beson-
ders von unserm Landsmann Gebhard Fu-
ge!, dem wir auf gleichem Gebiete schon in den j
Jahren 1893, 1894 und 1897 begegnet find.
Eines seiner großartigsten Bilder ist wohl die
„Pfingstpredigt" des hl. Petrus, ein Decken-
gemälde in der Pfarrkirche zu Deuchelried
bei Wangen im Allgäu, das in der Mappe repro-
duzirt ist. Füget steht hier ganz auf der Höhe
seines Könnens und leistet eine Komposition, die
bewundernswerth ist und die sein bedeutendes
Talent gerade für die christliche Historienmalerei
offenbart. In großartiger Perspektive baut sich
im Hintergrund die Stadt, die von der Sonne
leicht vergoldet ist, während in ihrem Vorder-
gründe die staunende und horchende Volksmasfe
steht. Mannigfaltig und in trefflicher Weise ist die
Wirkung der Predigt auf die Zuhörer charakteri-
firt. Von zwei andern Darstellungen desselben |

Meisters behandelt die eine die Kreuztragung,
näherhin das Wort des Herrn auf dem Kreuz-
wege „Weinet nicht über mich", die andere „Chri-
stus vor dem hohen Rathe", beide in gemäßigt
realistischer Weise. Auch von diesen beiden Bil-
dern gilt, was der Text der Mappe von der „An-
betung der Hirten" sagt, die E rnst Zimmer-
mann in seiner bekannten Anlehnung an Rem-
brandt geschaffen: „. . . aber das Bild will kein
kirchliches sein. Das Wort aus der Grabschrift
des Giovanni Angelico de Fiesole:

„Andere Werke verlanget die Erd' und andere
der Himmel" gilt hier. Die rein menschliche
Seite der Heilsgeschichte hat anch ihr Recht; sie
darf dichterisch naiv angeschaut und gestaltet wer-
den, wie dies zum Kirchenlied gewordene Volks-
gesänge heute noch thun. Wir haben in unserer
kritisch analpsirenden Zeit diesen schönen Zug des
Mittelalters verloren und wissen deshalb mit
dergleichen Werken nichts Rechtes anzufangen.
Kinder und einfache Leute aus dem Volke können
uns hierin oft künstlerisch sehen und empfinden
lernen. Das Bild ist in genrehaftem Charakter
aufgefaßt, aber mit tiefer Innerlichkeit und poe-
tischem Schwünge ausgebaut. Wer Maria so
selig zart wiedergibt, den hl. Joseph so treu-
herzig, die Kinder so ergriffen und die Hirten
derartig überwältigt schildert, der will mit seiner
Engelschaar (die manchem als zu profan lustig
erscheinen mögen) uns die Wonne des ersten
Gloria in seiner Sprache nachsingen. Nicht mit
den Noten einer Choralweise, sondern wie ein
sich gefriedeter, seliger Mensch in der Erinnerung
das Ganze sich nachschafft — ein Seitenstück zu
unserer Krippe! Wie das Christenthum den
ganzen Menschen erfassen uub durchdringen soll,
so darf wohl auch die Kunst dem traulichen
Charakter der Wohnung entsprechend in unserem
Heim freier und intimer mit uns reden als im
Gotteshaus." Das gilt mutatis mutandis be-
sonders von dem Fugel'schen Bilde „Christus vor-
dem hohen Rathe", das ein Galleriestück ersten
Ranges ist.

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