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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Gebhard Flatz, [3]: zu seinem 100. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0106

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London, für Kardinal Sintor und für die
Pfarrkirche feines Heimathortes Wolfurt,
wo sich auch „Mariä Krönung" und
eine „Madonna mit den: Jesus-
kinde auf den: Arm" (halbe Figuren)
befinden.

Wie mir also feheu, sind feilte Bilder
zerstreut in Oesterreich, Ungarn, England
Rußland; selbst nach Amerika kamen sie.

Flatz hatte während feines 35jährigen
Aufenthalts in Rom fo viel Herrliches
und Schönes geschaffen, daß nctcf) und
nach sein Ruf weit über die Grenzen
Italiens reichte intb er auch in der ewigen
Stadt selbst unter den Künstlern eine hohe
Stellung einnahm. Es gibt hochachtbare
Kunstkenner, schrieb damals Flir in einem
Briefe, die unferm Flatz — innerhalb
seines Kreises von Darstellungen — alles
in allem genommen den Vorzug vor Over-
beck einränmen und vor jedem andern
Künstler in Rom. Er hat auch feine
Kunst nie handwerksnräßig betrieben, son-
dern jedes feiner Gemälde nach Studien
und mit höchstem Fleiße durchgesührt, daher
ist auct) die Zahl seiner Werke verhältniß-
mäßig nicht sehr groß. Er hat, so wie
Overbeck, mit Ausnahme des schon in j
den Jünglingsjahren 1846 verstorbenen
Fink von Schwarzenberg, keine Schüler
gebildet, mar aber der Vater, Leiter und
Erzieher vieler jungen Künstler, die in
Rom ihre weitere Ausbildung suchten.
Beweis dessen sind die vielen Dankschreiben
uott österreichischen und deutschen jungen
Künstlern, beiten er mit Rath und That
in Rom zur Seite stand, die vielen Em-
pfehlungsschreiben intb Bittgesuche älterer
Meister, die ihn um Unterweisung und
Leitung ihrer dahin entsendeten Schüler
ersuchten. In Rom gab es keinen nam-
haften Künstler, der nicht mit Flatz sich
bekannt machte, intb er wiederum schenkte
keinem Künstler so hohe Verehrung als
dem Altmeister Overbeck, der in ihm einen
Ralhgeber in praktischen Dingen und dieser
in jenem einen Führer in der Kunst Zeit
seines Lebens gesunden hat.

Das Atelier des Meisters stand viele
Jahre hindurch regelmäßig Samstag Nach-
mittag Jedermann offen und war oft voni
Mittag bis Nachts von Besuchern ange-
süllt. Flatz führte ein eigenes Namens-
verzeichnis der Besucher und darin standen

regierende Häupter (z. B. König Ludwig I.
von Bayern), 8 Kardinäle, über 40 Erz-
bischöfe uno Bischöfe, viele hundert Welt-
und Ordenspriester, ganze Kollegien, Für-
sten, Lords, Grasen, Minister und Staats-
männer ans allen Ländern Europas, ans
Australien, Indien, Mexiko, Brasilien
u. s. w., Künstler uitb Gelehrte der ganzen
Welt besuchten sein Atelier.

Im Mai 1870 wollte Flatz noch ein-
mal seine liebe Heimath sehen nach so
vieljähriger Abwesenheit und besuchte mit
seiner Nichte Viktoria Gasser, die ihn von
1857 an mit aller Aufopferung pflegte,
seinen heimathlichen Boden. Er hatte für
die Kirche der englischen Fräulein in Briren
die „hl. Filomena, wie ihr die Mutter
Gottes im Kerker erscheint", mitgebracht
und seiner Nichte, der Klosterfrau Rai-
munda im Kloster Thalbach, brachte er
die im Jahre 1869 vollendete „Mater
dolorosa“, eines seiner bedeutendsten
Meisterwerke, zum Geschenke. Nach drei-
monatlichem Aufenthalte kehrte der im
ganzen Lande bewunderte Künstler wieder
nach Rom zurück, nachdem ihm zu Ehren
im August die Tiroler Künstler in Inns-
bruck noch ein schönes Abschiedssest ge-
feiert halten. Das Grab seines Freundes
Overbeck in der Kirche San Bernardo,
der am 12. November 1869 noch am
Vorabend des vatikanischen Konzils betend
die Angen geschlossen und dem zwei Jahre
vorher der große Cornelius voransge-
gangen war, sowie das Grab seines einzigen
Schülers Jakob Fink im „Campo Santo"
intb das seiner Frau und seines Kindes zu
Frascati zogen ihn wieder nach der ewigen
Stadt zu seinen lieben Freunden, nur
dort die letzten Jahre seines Lebens 51t
verbringen.

Er kam am 20. September 1870 mit
seiner Nichte in Rom an und zwar nach
vielen überstandenen Mühen xtitb Lebens-
gefahren ; er sollte aber die Stadt nicht
mehr erkennen, denn es hat sich in ihr
in Folge der Besetzung derselben durch die
Piemontesen eine Wandlung vollzogen, in
die er sich nicht mehr hineinleben konnte.
Das Znsammenbröckeln der alten Ord-
nung unter der neuen Herrschaft drückte
seit: Gemüth, und er fühlte sich fremd.
Er entschloß sich daher, die so lieb ge-
wordene Tiberstadt, in der er int Dienste
 
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