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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Gebhard Flatz, [3]: zu seinem 100. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0107

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— 100 —

der Kunst zum Greise geworden, mit einen:
sichern ltitb friedlichen Wohnplatze zu ver-
tauschen. Er ordnete den Winter über
seine Angelegenheiten, nahnr nnt Wehmnth
Abschied auf immer von seinen vielen
Freunden: Franz v. Rohden, Ludwig
Seitz, Caval. Al. M. Seitz, Küchler, den:
frommen Fra Pietro aus Dänemark, F.
Wilhelm Achternmun n. A. und iiber-
siedelte in: Mai 1871 nach Bregenz,
wo nun der zweite, wenn auch k::rze Ab-
schnitt seines Lebens beginnt.

Hier nun in Bregenz wurde sein Haus,
in der Nähe der Pfarrkirche und wohl
manchen: unserer Leser noch erinnerlich,
der Sammelplatz zahlreicher Klinstler und
das Ziel gar manchen Knnstfrenndes von ■
Nah und Fern. Die ersten fünf Jahre j
arbeitete er hier trotz seines hohen Alters j
noch anhaltend und größere uitb kleinere
Altarbilder verließen hier sein Atelier.
Die Kirche an: Hirschanger in Inns-
bruck erhielt von hier aus zwei Altar-
bilder „die schmerzhafte Mutter
unter dem Kreuze" und „HerzJesu".
Die von einen: Meere der Schinerzen
durchdrungene Gottesmutter steht unter
den: Kreuze, alle Vorübergehenden gleich-
sam um ihr Mitleiden anflehend. Den
göttlichen Heiland mit den: Herzen hat
Flatz in: hohenpriesterlichen Gewände dar-
gestellt mit ansgebreiteten Armen und das
Symbol des göttlichen Herzens aus der
Brust in einer heiligen Hostie, ans das
heilige Altarsakrament hinweisend, eine
geistreiche Auffassung: im wirklichen Opfer
an: Kreuze und in: mystischen Opfer der
heiligen Messe erschöpft sich gleichsam die
Liebe des göttlichen Herzens. Das gleiche
Herz Jesu uralte er auch für die Kirche
der ,,Stella matutina“ in Feldkirch
und 1876 für das Klosterkirchlein zu
Thalbach, dessen Renovirnng er leitete
und für welches er 1879 den „heiligen
Joseph" und „P. Jakob Rhen:, wie
ihm die Mutter Gottes erscheint", n:alte.
Noch in: hohen Alter wiederholte er einige
seiner Meisterwerke, z. B. Cacilia, Mag-
dalena u. et., da er noch eine jugendliche
Schärfe des Gesichtes besaß und sich der
vollen Sicherheit seiner Hand in der
Führtlng des Pinsels erfreute; es herrscht
darum noch iu seinen spätesten Werken
eine Frische, die man nur vot: einen:

! jugendlichen Künstler erwarte:: konnte. —-
Welch' hohe Verehrung der Meister in
j allen Kreisen besaß, zeigte besonders auch
sein 75. Geburtstag. Er erhielt da von
allen Seiten Glückwunsch-Adressen, z. B.
eine ans Briren, an deren Spitze der
Raine des Fürstbischofs stand. Die Klinstler
Tirols drückten ebenfalls in einer Adresse
ihre Hochachtung, Liebe ::nd Freundschaft zn
ihren: verehrten Freunde und Fachgenossen
ans. In derselben finden sich folgende,
j auch für die heutige Kunstrichtung noch
geltende Sätze:

„Wir würdigen im vollsten Maße Ihren
Berufseifer, mit dein Sie sich durch eigenen
Fleiß und durch Ihr rastloses Ltreben, ohne
fremde Hilfe, von der niedersten Ltiife bis
zum gefeierten Künstler emporgerungen. Wir
anerkennen m demselben Maß Ihre ausge-
zeichnete Berufstreue, womit Sie unter allen
Umständen, ohne äußere Anerkennung, Ihr
hohes Ziel stets im Auge behielten, iir Ihren
Grundsätzen nie wankten und in bescheidenster
Form eine segensreiche Wirksanikeit entfalteten.
Wir achten und schützen hoch Ihre iverte Freund-
schaft, die Sie uns jeder Zeit in edelster Weise
erwiesen und find stolz auf Ihre Kollegialität,
auf Ihre wiederholte Erklärung, daß Sie der
tirolischen Künstlergefellschaft beigezählt sein
wollen. Wir wünschen denn aufrichtigst, daß
Sie uns als treuer Freund, erprobter Führer
und bewährter Kampfgenosse und daß Sie vor
allem der christlichen Kunst noch lange erhalten
bleiben, um in unserer gottentfremdeten Zeit
durch Ihr künstlerisches Wirken der Wahrheit
Zeugniß zu geben und bitten Gort, daß er Ihre
Lebenstage segnen und so lange fristen wolle,
daß Ihr Auge noch die aufsteigende Morgen-
röthe einer bessern, von der Sonne des Christen-
thums erleuchteten und erwärmten Zeit schauen
möge."

Die Adresse war unterzeichuek von den
Tiroler Künstlern: Michael Stotz, Albrecht
von Felsburg, Albert Nenhanser, P. Paul
Abwexer, Franz Plattner, Franz Spörr,
Johann Jäger, Joseph Miller, Kaspar
Fehle, Edmund von Wörndle, Franz Hell-
weger, Julius Blaas, Joseph von Stadel,
Trenkwalder und Georg Blader. In:
Oktober des daraufsallenden Jahres be-
stand Flatz ein schweres Leiden. Er machte
das Gelübde, wenn er nochinals gesund
lverde, so wolle er auf seinen: Grundstücke
an: Wege nach den: Gebhardsberge ein
Kapellche:: erbauen. Er genas und ließ
ein niedliches Kapellchen links an: Wege
nach den: Gebhardsberge, nicht weit außer-
halb der Stadt, Herstellen und n:alte für
dasselbe ein Herz-Jesn-Bild, an das er
 
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