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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 18.1900

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Gebhard Flatz, [3]: zu seinem 100. Geburtstag
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Schön, Theodor: Der Glockenguß in der vormaligen Reichsstadt Eßlingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15905#0108

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101

kurz vor seinem Tode die letzte Hand
anlegte.

Jur Jahre 1879 verlieh Kaiser Franz
Joseph I. unserm Künstler in Anerkennung
seiner hervorragenden künstlerischen Thätig-
keit das Ritterkreuz des Frauz-Joseph-
Ordens. Aus diesem Anlasse wurde auf
Anregung des Vorarlberger Landes-
museums-Vereius, dessen Ehrenmitglied intb
Gönner er war, dem geliebten Altmeister
eine von den in Bregenz weilenden distiu-
gnirten Persönlichkeiten unterschriebene, in
sehr edler Sprache gehaltene Adresse über-
geben. Eine ebenso schöne Adresse, an
deren Spitze der Name des verdienten
Professors Strähuber steht, überreichte der
„christliche Knnstverein" in München dem
Senior der Künstlerschaft zum 80. Ge-
burtstage. Es heißt hier u. a.: „Sie
hatten — nächst unfern großen Meistern
Cornelius und Overbeck das unvergäng-
liche Verdienst, die christliche Kunst zu
pflegen ltub zu neuen Ehren zu bringen.
Sie sind in einer langen Reihe uoit Jahren
mit Rath und That den Jüngern der
deutschen Kunst inunerdar hilfreich zilr
Seite gestatiden unb Ihr Beispiel gereichte
so nieten zu Muth und Trost und Vorbild."

Das war die letzte öffentliche Ehrung
des Meisters in seinen: Leben. Er sollte
den 81. Geburtstag, beit 11. Juni, nicht
mehr erreichen. Am 12. Mai stellten sich
die ersten lebensgefährlichen Symptome
seiner eigentlichen Krankheit ein, der er
am 19. Mai Vormittags erlag. Er war
mit allen Tröstungen der hl. Religion
versehen und sagte nach der letzten Oelung:
„Ich bin jetzt vorbereitet, ich sterbe gern."
Er entschlummerte sanft in Gegenwart
des Paters Fridolin Galehr ans dem
Kapuziner-Orden und seiner Verwandten.
Die Leiche des Todten wurde dessen
Wunsche gernäß int Atelier aufgebahrt und
von seinen Werken tungeben. Er fand
feine Ruhestätte auf dem Gottesacker zu
Bregenz, rechts mit Eingänge, in der Nähe
seines int Jahre 1878 vorausgegangenen
besten Freundes und Kunstgenossen, des
im 72. Lebensjahre verstorbenen Augs-
burger Historienmalers Liberal Hnndert-
pfund.

Die „TirolerStimmen" schrieben damals
zum Tode des Meisters u. a.: „In Geb-
hard Fl atz deckt die kühle Erde eine der

schönsten Zierden unter den Malern deutscher
Zunge; er war ein christlich katholischer
Künstler vom Scheitel bis zur Sohle, ein
Manir aus einem Gusse; das Menschliche
an ihm war das Couterfait des Göttlichen
in seinem Kunstschaffen. In ihm hat ttnser
Vaterland, das mit Recht um ihn trauert,
einen zweiten Fiesole verloren; die Kunst-
thätigkeit war ihm, wie diesem seinem
Vorbilde, eilt praktisches Gebet und ein
werkthätiger Gottesdienst. Jede Woche
empfing er in feinem ganzen Künstlerleben
die hl. Kommunion, und es war erbaueitb
und rührend, wie der gebrechliche Greis,
unterstützt von seiner Nichte, znur Tische
des Herrn gieug.

Flatz bewahrte stets eilt heiteres Ge-
inüth und trotz seines hohen Alters besaß
er eine ungewöhnliche Gedächtnißschärfe
und eine sehr lebendige Phantasie. Seine
Körpermaße waren kurz, abgerundet und
proportionirt, nichts Vernachläßigtes war
au seinem Leibe oder an seinen Kleidern,
alles zierlich und sauber znsammeugestellt.
Seine Rede war bescheiden und kindlich,
seine schriftliche Ansdrucksweise in Wort
und Styl gedrängt und klar. Seine
Feder ward von der 80jährigen Hand mit
einer Zierlichkeit und Akkuratesse geführt,
so daß alle seilte Briefe eine bewunderungs-
würdige Lebensfrische offenbarten.

Flatz correspondirte mit König Ludwig I.,
mit den Kardinälen Schwarzenberg, Amat,
di Pintro, Guidi, Asquini, Hohenlohe,
Pitro, Simor, mit Bischof Stroßmayer,
Fürstbischof Vinceuz u. s. w., mit den
Künstlern außer Overbeck, mit Cornelius,
Führich, Schnorr, Heß, Schrandolph, Veit,
Haiule u. a. Es ist erstaunlich, wie der
greise Mann mit größter Sorgfalt alle
feine Korrespondenzen besorgte, in denen
er sich bisweilen bitter über den Verfall
der religiösen Kunst beklagte und der Hoff-
nnng Ausdruck gab, dieselbe werde mit
der Zeit wieder in den Vordergrund
treten." Hoffen wir das auch, — der
Anfang ist geinacht.

Der Glockenguß in der vormaligen
Reichsstadt Eßlingen.

Von Theodor Schön.

Schon am 13. April 1341 verkaufte
Kourad der G l o g g i e ß e r zu Eßlingen
 
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