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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 1
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Osterritter, Theodor: Der Fußbodenschmuck in der christlichen Kirche, [1]
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Schön, Theodor: Der Bauherr und Stifter der St.-Veits-Kapelle in Mühlhausen am Neckar, OA. Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0008

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Das Material, aus bnu die Labyrinthe
zusammengestellt wurden, bestand meistens
ans Thonfliesen, doch kamen auch vielfach
Marmor und Steinplatten zur AnwW-
dnng. Zweierlei Farben waren natürlich
bedingt, da die eine Farbe den Weg, die
andere die trennende Grundfläche dar-
stellte.

Eines der größten Labyrinthe befand
sich ehemals in Chartres. Es war ans
iveißen mib blauen Fliesen, den zwei be-
vorzugten Farben der Labyrinthe, gebildet.
Ter Weg des Labyrinthes betrug hin und
zurück etwa ta Kilometer und kann man
hieraus ersehen, wie sehr die Gläubigen
jener Zeit sich kasteiten.

Labyrinthe von nur geringer Ansdeh-
nnng, welche nicht die Möglichkeit boten,
sie zu beschreiten, also nur symbolischen
Charakter hatten, finden sich schon in der
frühchristlichen Kirche. In der Basilika
von Orleansville ist neben beut schönen
Mosaikboden ans dem Jahre 328 auch
ein Labyrinth ans Mosaik erhalten, das
ans dein gleichen Jahre stammt mib so-
mit das älteste bekannte Labyrinth ist.
Auch in San Vitale in Ravenna hat sich
ein solches Labyrinth bis auf den heutigen
Tag erhalten. (Schluß folgt.)

Dar Wauherr und Stifter der St.
Oeits-Aapelle in dNühlhauseu am
Weekar, GA. Cannstatt.

Von Theodor Schön.

Zn den schönsten kirchlichen Bauten ans
Dem Mittelalter zählt die St. Veits-Ka-
pelle zu Mühlhausen am Neckar. Eine
reiche Literatur besitzt man iiber dieselbe,
ivelche sich in der neuen DA.-Beschrei-
lnmg von Cannstatt, S. 564 verzeichnet
findet. Hinznznsügen wäre noch der aus-
führliche Aufsatz von Bernhard Gruebe r,
die Denkmale zu Mühlhausen am Neckar
in den Mitth. des Vereins für Gesetz, der
Deutschen in Böhmen. Prag, 1365, IIl.
S. 166—176.

Der Erbauer dieses Kleinodes der mit-
telalterlichen Baukunst war Renhard
v. Mühlhausen, Bürger zu Prag.
Veranlaßt durch das am Hanptaltar dieser
Kapelle 2mal angebrachte Wappen der
freien Herren von Mühlhailsen (3 über-
einander liegende Mühleisen oder Mühl-

Hanen) hielt nran denselben für ein Glied
dieses Geschlechts. Allein in Wirklichkeit
ist derselbe ein Sprosse der Schnltheißen-
familie von "Mühlhausen.

Das Lagerbuch von Waiblingen, welt-
lich, vorn Jahre 1366 enthält folgendes:
In Ninlhnsen miner Herren nncze mtb
gelt, item und Renhart des Schultheis
snn geben V schilling und 1 hnn von ir
hofraytin. Item Renhart Schulthays,
Lutze ftn Tvchterman, Chnonrad Bischer
mib Bentz "Müller gebeut 1 pfnnd Heller
nz beut Gnote se Cvchenriet mit svgtanne
(— solchem) gedinge, wie daz min herre ein
ÖNnlin da machen woelten, so gieng der-
selbe zins ab lediclieh. Item Renhart
des alten sehnlthaissen snn VI hnene nz aiin
garten in den bangarten. J)

Wie man sieht, war 1366 Renhart des
alten Schultheißen Sohn in Mühlhansen
begütert.

Anl 15. Juni 1373 bestätigte der kai-
serliche Hauptrnann in Bayern und Eger-
land, B o r s e v. R lese n b n r g, daß die
Rathsherren zu "Nürnberg dein Eberhard
v. Mühlhausen, Bürger zu Prag, für
die Bürger daselbst die 25 100 fl. ein-
geantwortet hätten, ivelche die schwäbischen
Städte Dem Kaiser Karl IV. schuldig
wären. Am 15. Juni 1373 bekannten
die Richter unb der Rath zu Prag, dann
Johann Notlew, des Königreichs 511
Boehmen Urbaner und Eberhard voll
Mühlhausen, Bürger zu Prag für
die Bürger daselbst, vom Rathe zu Rürn-
berg die 25 100 fl. empfangen All haben,
ivelche die schwäb. Städte dem Kaiser
Karl IV. schuldig gewesen wären. Am
17. August 1373 bekannten zu Prag Jo-
hann R 0 t l e w, des Königreichs Boehmen
Urbaner und Eberhard v. Ri ü h l h a n s e n,
vom Rathe zu Nürnberg 18 000 fl. er-
halten zu haben, ivelche die v. Ulm beut
Kaiser schuldig gewesen wären.2)

Dieser Eberhard v. ON ü h l h a n s e n,
Bürger in Prag ist der Erbauer und
Stifter der St. Veitskapelle in Mülil-
hansen. Gabelkover, der die Kirche ivohl

1) Kgl. geh. Haus- u. Staatsarchiv in Stutt-
gart.

') Reg. Bolen 297, 299, 301; Reg.-Imp. Karl
I V. Nr. 574, 575 und 578 »ach Urf. d. k. bayer.
Neichsarchivs München Ch. F. v, Staelin,
wirtemb. Gesch. IIT, 311.
 
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