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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 2
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Osterritter, Theodor: Der Fußbodenschmuck in der christlichen Kirche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0013

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Archiv für christliche Ärmst.

Organ des Rottenburger DiözesanOereiiiZ für christliche Kauft.

Dercuisoegebeit und redigirt von Pfarrer Dctzel in St. LIiristiila-Raoeiisburg.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Uriiistvereiiis,
für deusell cn: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Ckrisuiia-Ravensburg.

Or

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 1.95 durch die wnrttembergrschcn, M. 2.02
durch die bayerischen und die Nteichspostanstalten, fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in
<2 der Schweiz zu beziehen. Bestellnngen werden auch angenoinnien von allen Buch- [QQJ
Handlungen iotvie gegen Einsendung des Betrags direkt von der Erpedition des ..Deutschen ' *

Bolksblaits" in Stuttgart, Nrbanstraße 94, zu», Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Dar ^ußbadenschlnuck in der christ-
lieben Kirche.

Von T h e od o r v st e rr i tt e r in Stllttgart.

m.

In der romanischen Epoche war die
Anwendung der Thonfliesen eine verhält-
nißinnßig noch spärliche, besonders da diese
neue Art von Fnßbodenschntnck in jener
Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und
die Technik noch sehr große Mängel anf-
tvies.

In Frankreich wurden die Fliesen zuerst
in größerer Menge verwendet, ltitD zwar
gleichzeitig mit dem Auftreten des gothischen
Stils, da auch die Technik in jener Zeit
immer größere Fortschritte inachte und die
Drnamentirnng der Fliesen eine lveniger
rohe als in der romanischen Zeit wurde.
Bald bildeten die Fliesen den hauptsäch-
lichsten Fnßbodenschmnck in der Kirche.
Bon Frankreich ans, der Geburtsstätte der
Gothik, kanten dann die signrirten Fliese
der Gothik mit dem gothischen Stile nach
Deutschland, >vo .sie sich, unabhängig von
den französischen, iit echt deutscher Eigen-
art tveiter entwickelten.

lieber die Herstellung der Thonsliesen
wurde schon an anderer Stelle gesprochen,')
tind sei hier nur noch erwähnt, daß ge-
wöhnlich 4 Thonsliesen die ganze Figur
bildeten.

Unser engeres Vaterland Schwabett be-
sitzt noch eine verhältitißmäßig große An-
zahl interessanter Fliesenböden aus der
gothischen Zeit. Die Mehrzahl der alten
Fliesen in Kirchen sind jedoch, wo der
alte Fußboden einem neuzeitlichen weichen
mußte, achtlos ans den Schntthansett ge-
worfen worden und so für intmer ver-
loren gegangen. Dem früherett Landes-

') Siehe iu 4'r. <> S. d7.

konservalor Professor Oc. Häßler gebührt
das Verdienst, das Interesse für die so
interessanten schwäbischen Fliese auch in
weiteren Kreisen, durch Verössetttlichnng
der meist von ihtit selbst gesammelten Fliese,
geweckt ztt haben. Diese Fliesen bildett
Den Grttndstock für die so hoch interessante,
vom Pnbliknm leider nur ztt wenig be-
achtete, Flieseusamntlnng der Kgl. Staats-
sattunlttttg vaterländischer Alterthümer in
Stuttgart.

Reste von glasirtett Fliesett sittdett sich
bei uns nur selten, da vielleicht auch, wo
solche in Kirchett zur Verwendung kanten,
die Glasur ebett allmählich durch die vielen
Tausende, die int Laufe der Jahrhunderte
über die Fußböden wandelten, ganz ans-
getreten wurde. Nur an ganz geschützten
Stellen haben sich noch hie und da einige
wohlerhaltene glasirte Fliese erhalten.

Weitaus die größte Mehrzahl unserer
schwäbischen Fliese sind unglasirt ntid von der
gewühttlichen roihen Backsteinsarbe. Die
Drnantentirnng geschah auf zweierlei
Weise, mit vertiefter oder erhabener Zeich-
nung. Die Fliesen mit erhabener Zeich-
nung bilden die Minderzahl, da die er-
habene Ornatnentirung durch Begehet! rasch
abgenützt tvnrde. Die hübsche gothische
Ottilienkirche in Plochingett hatte, neben
ihren interessanten Wandgetnälden aus der
Legende der hl. Dttilie, auch noch einen
beinahe ganz erhaltenett interessantett Fuß-
boden aus Fliesen mit erhabener Orna-
| tnentirung, welcher in das Museum vater-
ländischer Alterthümer in Stuttgart kam.
Eitte dieser ttterkwürdigen Fliesen mit Dar-
stellung eines Drachen sei hier als Bei-
spiel genannt. Ein ans den gleichen
Fliesett bestehender Boden befand sich auch
int Kloster zu Alpirsbach.

Die Hauptmasse der schwäbischen Fliese
hat vertiefte Zeichnung. Die Drnamen-
 
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