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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 3
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Dr. Albert Jele und die Tyroler Glasmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0022

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nein, er unterstützte damit durch Jahre
hindurch zwei arme Familien und zwar
heimlich. Seine Eltern wußten Fahre
lang nichts davon und die beschenkten
Armen haben überhaupt nicht erfahren,
nur der edelnu'i'thige Geber war. Seit
dieser Zeit unrr sein Leben eine lange
Kette von Wohlthaten an Arme, Kirchen
und Klöster. Besonders ant Herzen lag
ihn: das Kapuzinerklofter in Innsbruck,
dessen weltlicher „Vater" er war.

Nach Ablegung der Rcatnritätspriisnng
unternahm er in Begleitung seines Vaters
eine Reise zu den Kunstschätzen Münchens.
Man kann sich denken, mit welchen Ein-
drücken der junge Mann in das heimath-
liche Bergland znrückkehrte; ein intensives
Studittm der Kunstgeschichte begann. Zwar
gab es damals an der Innsbrucker Uni-
versität noch keine Lehrkanzel für Kunst-
geschichte der mittleren mtb neueren Zeit;
nur die antike Kunst nnirde an der tpro-
lischen Hochschule berücksichtigt, und so
finden wir den jungen Mann denn zu-
nächst als klassischen Philologen iuseri-
birt. Außer der Universität seiner Heinrath
besuchte er noch die Hochschulen in AUinster,
um er den Reichsgrafen Engen Hahn für
Kunstgeschichte vorbereitete, imb Wien und
promovirte dann im Jahre 1867 in Inns-
bruck zum. Doktor der Philosophie.

Bei seinem großen Sprachentalent hatte
er spielend leicht italienisch, französisch,
spanisch und englisch gelernt; längere
Ansenthalte in Lausanne und in England
hatten den Zweck, seiner Aussprache die
letzte Vollendung angedeihen 511 lassen.

Im Jahre 1868 schloß Dr. Jele den
Bund für das Leben mit Angeliea Streiter,
der Tochter des langjährigen tprolischen
Landtagsabgeordneten und Bürgermeisters
von Bozen, Di-. Streiter, Witwe des rus-
sischen Edelmannes F. v. Wilke, mit der
er bis an sein selig Ende in der glück-
lichsten Ehe lebte. Der Ehe entsprang
ein Sohn, Fritz, der jetzt Gesellschafter
der Tproler Glasmalerei und Mosaiknn-
stalt ist.

Die nächsten Jahre waren eifrigem
Studium von Kunst itnb Kunstgeschichte
sowie der Vorbereitung ans Privatdocentur
in diesen Fächern gewidmet. Die kleine,
hübsche Villa am Hange des Mittelge-
birges zwischen Rätters »nd Wilten bot

die nöthige Riche und Abgeschiedenheit
dazu. Aber um Knnstiverke zu stndiren
und durch Autopsie seine Kenntnisse zu
vergrößern, machte er verschiedene größere
Reisen nach Deutschland, Dänemark, Hol-
land, Belgien, England, Italien iutb in
Oesterreich selbst.

Die Früchte seiner Studien hat er in
Aufsätzen, die in verschiedenen Kunstzeit-
schriften erschienen, veröffentlicht.

Aber ans der Privatdocentur sollte
nichts werden; nicht auf theoretischem,
sondern ans praktischem Gebiete sollte
Do. Jele sein Wissen und Können der
Kunst zur Verfügung stellen.

11.

Shit Herz Iesn-Feste des Jahres 1861
war in einer Konferenz in Sterzing, an
der die Herren Sllbert Sienhanser, Slrchitekt
Joseph v. Stadl und Historienmaler Georg
Mader theilnahmen, die Gründung der
Tproler Glasmalerei in Innsbruck be-
schlossen worden, die sich bald — die
Freundschaft Direktor Essenwein's und
Johann Klein's für das junge Institut
mag nicht wenig dazu beigetragen haben
— zu ziemlicher Höhe entwickelte. Die
Arbeiten mehrten sich; die Zahl der An-
gestellten wurde dementsprechend. Dazu
kam, daß der damalige eigentliche Leiter
des Hauses, Herr Sllbert Sienhanser,
kränkelte.

Eine neue Kraft war nothwendig. Den
ersten Impuls gab Sienhanser selbst; er
hatte in unserem von vielen als zu ideal
betrachteten jungen Dr. Jele auch das
praktische Talent und die bedeutende
Wiltensenergie erkannt, zwei Eigenschaften,
welche, wie wir hier gleich vorweg be-
tonen wollen, der neue Berns znm Wohle
des Geschäftes weiter entwickelte.

Bevor aber Dr. Jele die Leitung der
Anstalt übernahm, bat er sich eine kurze
Zeit zur eigenen Orientierung und Er-
probung der ihm ganz neuen praktischen
Thätigkeit ans.

Es war im Frühjahr des Jahres 1874,
als die enge Fühlung Dr. Iele's mit der
Tproler Glasmalerei begann, und seit
dieser Zeit hat er dieselbe bis wenige
Jahre vor seinem Tode als Direktor ge-
leitet. Durch säst ein Vierteljahrhnndert
war das Interesse Dr. stete's derart mit
 
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