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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 7
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Schermann, Theodor: Die christliche Ostung, [3]
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Detzel, Heinrich: Die ehemalige Zentralkirche zu Wimpfen im Thal, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0060

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52

In den ersten sechs Jahrhunderten
waren es zwei Richtungen, welche beson-
ders eingehnlten wurden: die nach Osten
oder die nach Westen in Nachahmung der
alten St. Peterskirche. Auch n o m siebten
Jahrhundert ab blieben diese beiden
Richtungen die vorherrschenden, welche den
alten Mißstand, daß entweder Volk oder
Priester nicht nach Osten schauen konnte,
da der Altar im Westchor stand, mit sich
führten.

(Schluß folgt.)

Die ehemalige Ientralkirche zu
Wimpfen im Thal.

Von Pfarrer Detzel.

(Schluß.)

Vergleicht man mit diesem Grund-
plane diejenigen Zentralbauten der karo-
lingischen und frühromanischen Zeit, die
wir oben angeführt haben, Aachen n.s. w.,
so erscheint der Plan voll Wimpfen rei-
cher entwickelt, sowohl in seiner Chor-
anlage — wohl durch die religiösen Be-
dürfnisse des Stiftes veranlaßt — als
auch durch die beiden Westtharme mit
dem angebrachten Vorhofe. Es ist hier,
ohne das ästhetische Uebergewicht des
Zentralbaues in der Gesannntanlage anf-
znheben, doch auch die Längenrichtnng
zum Ausdruck gebracht, ganz analog den
romanischen basilikalen Anlagen mit Längen-
richtung, also eine Art Kompromiß zwi-
schen dem strengen Zentralbau und bcm
basilikalen Langbau gegeben. Diese Aus-
gestaltung von Chor und Thurmalllage
weist llliverkennbnr auf einen schon früh
entwickelten Typus ronianischcr Basiliken
hin und bildet eili wichtiges Moment für
die Datirnng des Bauwerkes.

Bezüglich des H a n p t h a ll s es der
ehemaligell Kirche habell die Alisgrnbnligen
ergeben, daß die äußeren Fundamente der-
selben rllnd allgelegt wnrell und das über
deliselben ausgehende Dcanerlverk in der
Gestalt eilies regnlnreit Zwölfecks anfsteigt.
Bis zu 50 cm Höhe ist die Flllidamelit-
lnauer ohne Gliedening, von da ab tlilt
die Hauptmasse des Mauerzuges lun etiva
40 cm volle Kircheuinllern All rück, während
nur über den inneren Winkeln ans eine
durchschnittliche Länge von 00 cm die

: volle Manerstärke bestehen bleibt. Hie-
durch elitstehell an jenen Winkeln recht-
eckige, voll einer schlichten Sockelbank anf-
schießende Pfeiler, die zil Trägerll der
zwischell den Mauern und ben innern
Pfeilern zur Herstellung der Wölbeselder
des Unlganges ausgespalillt gewesenell
Gnrtbogen gebient haben müsseli. Dieser
Umgang umschloß eilieli sechseckigen, zlveisel-
los mit eilier Kuppel abgedecktell Raum.

Was die Lage lind Gestalt der Pfeiler
anlaligt, lvelche die Arkaden des Hexa-
gons zll tragen hatteli, so entsprachen je
einem freistehendeli Pfeiler zwei Pfeiler-
vorlagen an der Jnneliliiauer, die im
- Ausbau dlirch Gnrtbogen mit jenen ver-
' bnllden lvareli, wodurch der Umgang in
* sechs annähernd quadratische nnb sechs
l dreieckige Wölbefelder getheilt war. Diese
Eilitheilung des Unlganges in Gewölbe-
felder ist eine völlig genaue Wiederholung
derjenigen der Empore des Aachener
Müllsters, der Palastkapelle Karls d.
Gr., und zwar eine genauere, als die der
Kirche zil Ottln arsheiln im Elsaß sie
zeigt; sie ist nur von: Sechszehneck auf
das Zwölfeck übertragen. „Diese Ver-
wandtschaft des Haupthalises des Wim-
p fener Zentralbaues mit bem Ballspsteut
des Aachener Münsters nnb in Folge
dessen auch mit dem der Ottmars heimer
Klosterkirche läßt auch über die ehemalige
Ueberdeckuligsart des mittleren Hexagons
kaum einen Zweifel: wir haben hier eine
sechsseitige Kuppel, ein sogen. Kloster-
gewölbe nnznnehmen, das sich unmittelbar
ohne kollstrnktive Zwischenglieder über ben
sechs Seiten anfbante." Der Bau hatte
fünf Portale, wovoll das Hauptportal
all der Westseite zwischeil den Tlnilmen
lag. Zwei seitlich in die Vorhalle sühreude
Eingänge schließen sich dicht an die
Thnruilnanerm nnb zwei alldere Hegen in
den Außenmauern dicht vor der Chor-
anlage.

All die drei östlichell Seiten des Zlvölf-
ecks lehnt sich die Choranlage, die
alis einem größeren Haupt- nnb zwei
Rebenchören besteht. Der Jlluenrauul
derselben ist annähernd quadratisch nnb
es habeli die Chöre rulide Apsiden. Cigen-
thlimlich geartet ist der Anschluß der
Choranlage an das zentrale Hauptgebäude:
die Nebenchöre sind llemlich liicht in
 
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