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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die ehemalige Zentralkirche zu Wimpfen im Thal, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0061

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rechtem Winkel zu der zugehörigen Poly-
gonfeite angelegt, sonderrr mau hat ihrrerr
eine etwas radiale Lage zriru Haupthause
gegeben, hat aber dies äußerlich nicht zum
Ausdruck gebracht, sondern hier die Fluch-
terr der Nord- rmd Südmaner parallel
mit der Hauptachse des Gebäudes gelegt.
Es hatte diese Art der Anlage „offenbar
ihren Grund in einer ästhetischen Nück-
sichtnahnie aus die Geschlossenheit der
Chornnlage in der äußererr Erscheinung,
die ihr Vorbild in der dreichörigen Ali-
lage bei den basilikalen Langbarlten findet:
daß der Einfluß der letzteren wirklich vor-
handen ist, wird gerade durch diese be-
sondere Art des Anschlusses der Ehor-
aulage au das zentrale Haupthaus aufs
deutlichste dargethau."

Gleiches Interesse wie die Anlage des
Chores bietet auch die der Thürme.
Sie sind in ihrem Grundriß annähernd
quadratisch angelegt und werden in ihren
beiden oberen Stockwerken ins Achteck
übergeführt. Zwischen den Thürmen war
eine bis etwa zur Hälfte ihrer Tiefe
reichende, hohe, ruudbogige Nische einge-
baut, über der das in gleicher Flucht mit
den Westmauern der Thürme liegende
Mauerwerk einer oberen Thurmzwischeu-
halle sich ausbaut. Zwischen den Thürmen
und den Verbindungsmaueru der Thürme
und des Hanpthanses einerseits und der
inneren Thnrmhallenmauer und der west-
lichen Seite des Polygons des Hanpt-
harises andererseits liegt ein zweigeschossiger,
wiederum annähernd quadratischer Nanm.
Diese so gegebene Lösung der Verbindung
der quadratischen Westthürrne niit dem
zentralen Hanpthause ist eine überraschend
einfache: ein Nanm, der sozusagen von
der einen Anlage in die andere hinein-
reicht nnb dessen nördliche und südliche
Manertheile diese Verbilidung äußerlich
zum Ausdruck bringen. Darnach bildete
die Vordersläche zwischen der nördlichen
und südlichen Thurmecke ein einheitliches
Ganzes, so weit die drei vierseitigen Stock-
werke der Thürme hinuusreichen, die sich
aldann in achtseitiger Gestalt aus der
Masse loslösen. Eine hohe, tiefe, vonr
Erdboden bis an das dritte Stockwerk
reichende ruudbogige Nische belebte diese
Fläche in der Mitte. Sie zeigt uns im !
Hintergründe die Eingangsthür zu dem !

Zwischenraum der Thürme, zum Narthex,
der wahrscheinlich durch eine metallene
Schranke von den: Innern des Zentral-
baues getrennt war. Die untern drei
Stockwerke der Thürme zeigen int Mauer-
werk theils der Treppensteignng folgende
Schlitzfenster, theils, jedoch nicht an der
Fayadenseite und nur ine obersten Stock-
rverke, niedrige, breite Rnndbogenfenster,
die zngcmauert worden sind, lieber der
Nische hat das dritte Stockwerk zwei- oder
dreitheilige romanische Fenster.

Nach den genauesten Untersuchungen
der noch vorhandenen Neste gewinnt
Adamy von der inner n Raumge-
staltung unserer Zentralkirche folgendes
allgemeine Bild: „Zwiscken den Thürmen,
hinter der hohen Eingangsnische, befindet
sich ein doppelgeschossiger Vorraum, dessen
unteres Geschoß wir als Vorhalle oder
Narthex bezeichnen können, lieber der
Nische und diesen Räumen war eine zweite,
gleichfalls überwölbte Empore angebracht.
Von den beiden vorhallenartigen Räumen
führte der eine in den untern Umgang
des zwölseckigen Hanpthanses, der andere
zu dessen Emporen. Die überwölbten
Emporen umgaben einen sechseckigen Kup-
pelbau. Im Osten öffneten sich die Mauern
des Umganges den drei Ehorränmen.
Vor dem Hanptchore war ein oberer Um-
gang sehr wahrscheinlich nicht vorhanden."
Gleichfalls eine eingehende Untersuchung
wird dann besonders der technischen
Ausführung des Baues gewidmet und es
ergibt sich als Resultat, daß die ange-
wandte Mauertechnik noch fast deutlicher
Zeugniß gibt für die in der Frühzeit des
romanischen Stiles mit Zähigkeit noch fort-
lebende Tradition einer älteren, also der
karolingischen Kunst. Nirgends, sagtAdamy,
verräth sich auch nur die geringste Un-
sicherheit in der Konstruktion oder ein
Zuviel in den aufgewandten Mitteln. So-
wohl der Manerverband wie die schwie-
rigeren Aufmarlerungen tunt Bogen und
Gewölben verrathell vielmehr eine Sicher-
heit, die nur auf einet: festen, lange geübten
technischen Tradition bernheil kann. Diese
Technik köruite daher auch dazrl verleiten,
deli Bau weiter zilrück, in die karolingische
Kuilstepoche, zll datiren, wenn liicht die um
: zweifelhaft romanischen Raum- nnb Kör-
i performen bestimmend für die Bauzeit ein-
 
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