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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 7
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Detzel, Heinrich: Die ehemalige Zentralkirche zu Wimpfen im Thal, [2]
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Effinger, Franz Xaver: Meister Hans Multscher von Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0062

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54

träten. Das Hauptbaumaterial der Kirche I
war blauer Kalkstein, wie er in der Gegend ;
gebrochen wird. Nur au einigen bedenk- ;
sauren Stellen, wie siirdieThürwandnugen,
Mauerhaupter uudSockelplatteu der Pfeiler, j
findet sich Sandstein verwendet, mit) zwar
Heilbrunner, wie solcher aus den nachEber-
bach zu gelegenen Brüchen gewonnen wird.

Einen besonderen Abschnitt widmet endlich '
der Verfasser noch der „Datirung und Stel-
lung der Kirche innerhalb des frühromani-
schcir Vaukreises." Die Technik beruht,
wie wir sahen, auf einer alteren Tradition,
kann also in die vorausgegangene Epoche
der Karolingerzeit zurückdenten, auf welche
auch der zentrale Charakter des Haupt-
hauses mit aller Bestimmtheit hinweist.
Die Thurm- und Choranlage hingegen
sind als romanisch zu bezeichnen, mit
ihnen die bereits Würfelkapitäle tragenden
Zwergsäulen, die aber in die Frühzeit
des romanischen Stiles zu verweisen sind.
Altes lebt noch. Neues hat sich schon Bahn
gebrochen. Damit w erden w ir in
die erste Halste des elftenIahr -
Hunderts verwies eit.

Die Wimpfener Zentralkirche nimmt
unter den Zentralbauten jener Zeit eine
Sonderstellung ein durch die reiche und
monumentale, dem bisherigen Zentralbau
fremde Ausbildung der westlichen Thnrm-
und der östlichen Choranlage, die dem
basilikalen Langbau entlehnt sind. Zwei- >
thürmige Westfa^adeu mit einer mittleren ;
Vorhalle (Narther) und einer Empore
über dieser, wie in Wimpfen, finden sich
vorzugsweise bei den N enediktiner-
k i r ch e n dieser Zeit und deuten mindestens
auf einen Einfluß dieses im elften Jahr-
hundert bedeutendsten geittlichen Ordens in
Deutschland hin. „Die Banvorschrift des
Abtes Hugo von Serfa aus dem Jahre
1009, die sich an Eln np direkt anlehnt,
verlangt am Westende der Kirche zwei
Thüren mit einer Vorhalle dazwischen?)
Das ist das Banprogramm, welches uns
in der westlichen Tlmrmanlage der Wim-
pfener Kirche entgegentritt, und welches
sie mit andern, unter dem Einfluß Clnups
stehenden Kirchenbanteu jener Zeit theilt."

J) Mabillon, Annales ordinis s. Benedicli.
Lutetiae Parisiorum 1707. IV. Liber L1IL,
p. 207, 208.

Als Beispiel führt der Verfasser die
Klosterkirche zu Limburg au der Hardt
bei Dürkheim an, die im Jahre 1025
durch Kaiser Konrad II. gegründet und als
vollendetes Werk 1042 geweiht wurde.
Auch die dreischiffige Choranlage in der
hier vorkommenden Gestalt der kapellen-
artigen Sonderräume findet nur in dem
Zusammenhänge mit den Benediktiner-
b au teil jener Zeit ihre genügende Er-
klärung. Die bedeutendste Bauschule des
Benediktinerordens in Deutschland war
aber in jener Zeit die Schule von
Hirsau. Doch fällt die Bauzeit un-
serer alten Zentralkirche noch vor die
Hirsaner Bauepoche, gehört also dem
Bankreise der frühromanischen,
unter dem Einflusse Elunys steh-
enden Kirchen, also dem ersten
Viertel des elften Jahrhun-
derts an.

iU leister Liails ilNultscher von Ulm.

Von Kaplon Effing er in Ulm.

Das Dunkel über unserem Ulmer Meister
Hans Multscher, dessen Name durch das
Sterzinger Altarwerk mit einem Schlag
in die erste Reihe der schwäbischen Künstler
des l5. Jahrhunderts versetzt wurde, be-
ginnt sich mehr und mehr aufznhellen.
Insbesondere scheint nunmehr die Frage,
ob Hans Multscher nicht blos Bildhauer,
sondern auch Dealer gewesen sei, in be-
jahendem Sinne entschieden zu sein. Wäh-
rend Galleriedirektor Fr. v. Reber in
seiner Monographie über Hans DUiltscher
(1898) geneigt war, unserem Meister die
Doppeleigenschaft eines Bildhauers und
Malers zuzuerkennen, wollten andere,
wie Max Bach in seinem Aufsatz in
unserem Archiv (1899 S. 71) und B e ck
(„Diöcesanarchiv" 1900 S. 63) nicht an
die Doppelkunst Multschers glauben. Ta
die Ulmer Urkunden nur von einem Bild-
hauer Multscher reden, glaubten sie nicht
auch die bedeutenden Tafelgemälde des
oben genannten Altars ihm znschreiben
zu dürfen. Ein gütiges Geschick sollte uns
bald die gewünschte weitere Aufklärung
bringen.

Die „Frankfurter Zeitung" brachte in
Nr. 176 vom 28. Juni 1900 einen Artikel
 
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