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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 7
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Effinger, Franz Xaver: Meister Hans Multscher von Ulm
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Mayer, Franz Xaver: Gothischer Bildstock in Marbach
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0064

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— 56 -

4) daß er ein steinplastisches Werk in
Ulm mit seinem Namen bezeichnet
hat, — so sind mir mut in der
Lage cmzufügen,

o) daß die ehemals Waldburgischen
Altarflügel mit des Meisters Namen
bezeichnet sind.

Jüngst mar im „Deutschen Volksblatt"
zu lesen, daß anch in der Gemäldesamm-
lung des Herzogs von Urach auf Schloß
Lichtenstein ein Bild von Mullseher —
Christi Geburt — sich finde. Ob diese
Zuweisung an Miseren Meister eine be-
rechtigte ist, mögen die Sachverständigen
entscheiden.

Als erfreuliches Ergelmiß der neuesten
Berliner ErweAungen darf jedenfalls
konstatiert werden, daß die Ulmer Knnst-
geschichte bereits in der ersten Hälfte des
t5. Jahrhunderts einen Künstler aufzu-
meisen vermag, der uns sowohl als Maler
wie als Bildhauer datierte und bezeichnete
Werke hinterließ, die zu den hervorragend-
sten Erscheinungen der gothischeu Frühzeit
zählen.

Golhischer Bildstock in Blarbach.

Voll Pfarrer Mayer in Ludwigsburg.

Ju der Oberamtsstadt Marbach, auf der
Schillerhöhe mit Anlagen, am Wege unter-
halb von der Cchillerstatue steht auf einer nie-
drigeil Mauerecke der obere Theil eines gothischeu
Bildstockes (00 cm Höhe und 50 cm Breite).
An den vier Seiten des Steines befanden sich
Skulpturen in Relief (4 cm Tiefe), dercil Dar-
stellungen- wohl noch 31t erkennen sind. Auf der
einen Seite zeigen sich noch deutliche Spuren
einer Kreuzigungsgruppe: Das Kreuz mit
Jnschriftband, das Lendentuch, die trauernde
Muttergottes nnb Johannes unter dein Kreuze
find noch erkennbar, während der Körper des
Crucisixus selber zerstört ist. Auf der ziveiteil
Seite befindeil sich zwei heilige F r a n e n
(noch am besten erhalten): die hl. Katharina,
mit der Krone auf dein Haupte, dein Buch in
der linken Hand und dein Schwert in der Rechten
und mit deiil Rad zli deil Füßen, und die hl.
Barbara, mit deiil Kelch in der Rechteil lind
dein Thurm mit den drei Fenstern an der Hufen
Seite. Auf der dritteil Seite war die hl.
Margaretha mit dem Lindwurm abgebildet,
die jedoch am meisten zerstört oder verwittert ist.
Aus der vierten Seite zeigt sich iioch deutlich die
Mutter Anna selbdritt (metterzia), nemlich mit
ihrem Kinde, Maria auf dem rechten Arm lind
deren Kinde auf dem linkeil Arm. Dieser Torso
aus gothischer Zeit lind zwar aus katholischer
Zeit, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahr-

hunderts oder aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts (wie aus der Kleidung der Frauen,
besonders aus der sog. Rise zu schließen) mit
(einen Skulptur-Resten wäre wohl wcrth, erhalten
und in einer Alterthumssanimlung aufbewahrt
zli werden, damit er nicht vollends der Zer-
störung durch die Witterung und dem Zahn der
Zeit anheimfällt.

£itevahu\

Di e (Sammlung des König!. S äch -
s i s ch dt A lterth u m s v c r e i n s z u
Dresden in ihren Hanptwerken.
100 Blatt in Lichtdrucke». Herausgegeben
im Aufträge des König!. Sächsischen Äller-
thumsvereius von Otto Wanke!. Text
von Or. Eduard Flechsig. Dresden.
Selbstverlag des Königl. Sächsischen Alier-
thumsvereins. 1000.

Im Jahre 1841 ivurde das Museum des
i Königl. Sächsischen Alterthumsvereins im Palais
s des Großen Gartens zu Dresden gegründet, war
aber lange Zeit fast unbekannt lind nur von
wenigen Kunstsorschern besucht: seit 1801 ist das
ganze Palais dem Museum eingeräumt und auch
dem Publikum einige Tage in der Woche geöffnet.
Dennoch ist aber jetzt noch selbst in Fachkreisen
sein Reichthum nur wenig bekannt. Es war daher
! ein lobenswerther Entschluß seitens des Alter-
thumsvereins, die wichtigsten Werke seiner Samm-
lung, von denen bisher nur einzelne in den
wenig verbreiteten „Mittheilungen des Königl.
Sächsischen Alterthumsvereins" durch Abbildungen
bekannt gemacht worden, im Lichtdruck weiteren
Kreisen zugänglich zu machen. In 100 meist
vortrefflichen Kleinsolio-Tafeln werden uns zahl-
i reiche, vornehmlich aus kirchlichem Besitze stam-
: tuende und besonders dem späteren Mittelalter
angehörigen Kunstgegenstände vorgeführt, deren
Lichtdrucke meistens Figuren und Schnitzwerke
wiedergeben. Die meisten Beiträge haben die
Bezirke Freiberg, Leipzig, Altenberg, Ehemnitz,
Dresden, Meisten, Großenhain und Kamenz ge-
liefert, die fast sämtlich in Altarschreinen rutd
dazu gehörigen Figuren bestehen. Der Verfasser
des Textes bezweckt in erster Linie, das vor-
liegende Material, und zwar möglichst entsprechend
den ursprünglichen Verhältnissen, in zeitlich und
örtlich begrenzte Gruppen einzutheilen, und er
gab daher weniger eine Beurtheilung der einzelnen
Werke nach ihrer künstlerischen Bedeutung, da
hiezu jeder sichere Anhaltspunkt fehlt. Es han-
delt sich bei ihm da, wo jede Ueberlieserung
fehlt, immer zuerst um die Frage nach seinem
Schöpfer und seiner Entstehungszeit: und er
sucht dieses Ziel so zu erreichen, daß er zunächst
die einzelnen Werke aus ihre gegenseitige Ver-
wandtschaft prüft, in größere und kleinere Gruppen
eintheilt und sie in Bezug auf ihre stilistischen
und sonstigen Eigenthümlichkeiten mit einander
vergleicht. Er kommt so zu Schulen, deren
weitere Erforschung Aufgabe der Zukunft sein
j tvird.

Stuttgart, Vuchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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