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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 8
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Schermann, Theodor: Die christliche Ostung, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0065

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

lferausgegebeu und redigirt von Pfarrer Detzel in St. Lhiisliiia-Raveiisl'iirg.

Verlag des Rotteuburger Diözefau-Kuuslvereiiis,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Ll)risli»a-Rave»sl'l>rg.

Erscheint mviiatNch einmal. Halbjährlich für M. 1,9. durch die würtlembergischcii, M. 2.02
Q ^>>>rch die bayerischen und die Jteichshostnnstalte», fl. 1.27 in Oesterreich. Frcs. 5.40 in
g r » 0. Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buch- [QQ 1
Handlungen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt van der Ervedition des Deutschen L S w L
Bolksblatts" in Stuttgart, Urbanstratze 94/zun, Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Die christliche Ostung.

Von Theodor Sch er mann.

(Schluß.)

In der Kirche zu Parenzo iu Istrien
schaute das Volk gegen Osten, der
Priester gegen Westen; ^) in anderen
Kirchen war die umgekehrte Ordnung:
das Volk betete nach Westen, der Priester
stand hinter dem. Altäre gegen das Volk
nach Osten'?) „In jenen Kirchen, welche
im Osten die Eingangsthüren haben, wie
zu Rom, wendet sich der Priester beim
Gruße nicht nur, weil der Priester in
denselben immer gegen das Volk gewen-
det steht."

Im klebrigen kam auch Stellung nach
Süden und Norden vor. Von der älteren
Kirche zu Eberbach wird berichtet, daß
ihr Chor ans Rom, die Einheit der
Kirche, deutend gegen Süden lag. Doch
dürfte die Stellung des Priesters nach
Osten die Regel gewesen sein.

Dem erwähnten Mißbrauche wurde
alsbald gesteuert, indem der Altar nach
Osten verlegt wurde, so daß Priester
und Volk sich dahin kehrten und elfterer
zur Begrüßung des Volkes sich nmwandte.
Diese Praxis, welche im 11. Jahrhundert
Titnrel/ als feststehend überliefert:
yedoch was der nltäre
daz der priester recht gen oriente
darob sein antlntz mneste chere,
wen er durch Christes selde,
und Christes lob darob hie wolde meren
die richte geil oriente
der chor was da die maiste,

1) Vgl. SCnbr. Schund, Der Altar u. s. w.
S. 243, so z. B. auch die alte Benediktuskirche
zu Paris.

2) Ourandu<; Halion. l. V c 2 n. o(.

3) Vgl. Mone, Anzeiger für Kunde des deut-
schen Mittelalters. Herausgeg. von Frh. v. Auf-

eß und Mone. 3. Jahrg. Nürnberg 1834. S. 138 r.

aber seit dem nennten Jahrhundert schon
bezeugt wird von den Statuten der Sy-
node von Cahors,') im 6. römischen
Ordo/) von der mozarabischen Liturgie/)
sowie von einer Handschrift der vatikani-
schen Bibliothek ans dem nennten Jahr-
hundert/) war auch später Gegenstand
eines Streites, der zwischen einem Clnnia-
censer- und einem Cisterciensermönch ans-
gebrochen war./ Der Cistereienser, wel-
cher den Möllch von Clngny im Verlauf
des Dialogs über alle Abweichungen der
beiderseitigen Regeln und Gewohnheiten
zur Rede stellt, wirft ihill unter anderem
vor, daß in Clngny die vom Papst So-
terins eingeschärfte Vorschrift mißachtet
werde: daß nämlich kein Priester Messe
lesen soll, wenn nicht wenigstens zwei
Anwesende da seien, die man schicklicher
Weise mit dem Gruße: „der Herr sei
mit euch" begrüßen könne. Die Entgeg-
nung des Clnniacensers stützte sich ans
die weitergehende Tendenz des Grußes
an alle Christglänbigen, nicht bloß die
Anwesenden. Daraus entgegnet der Cister-
cienser: „Wollte der Priester die heilige
Kirche grüßen, so brauchte er sich nicht
gegen die Anwesenden nmkehren, da die
Kirche vor ihm im Osten, hinter ihm gegen
Westen, rechts im Süden, links im Norden
ansgebreitet ist."

Vom nennten Jahrhundert an bahnte
sich im nördlichen Frankreich und Deutsch-
land eine neue Stilperiode, die des ro-
manischen Stiles, an, während Italien
und Südfrankreich dein antiken Basilika-
stile treu blieben. Infolge des französi-

') Marlene, thesaur. aneedot. T. TV p. 716.
2) Mabillon, tnus. it. T. II. p. 72.
s) Lit. Moz. (Migne 1'. L. I, 120).

4) Murat. vet liturg. T. II. p. 394.

») Marlene, lliesaur. nov. aneedot. T. V p.

1627; gehalten c. 1153—1174.
 
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