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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 8
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Reiter, Joseph: Nachklänge zu den Artikeln über Schlußsteinfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0070

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der betreffenden Kirchherren kontrolliert
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Eines Kirchensiegels darf hier wohl noch
besonders gedacht werden. Als Kirchen-
patronin von Owen, OA. Kirchheim, usird
in den hier zn Rath 51t ziehenden Werken
allgemein Maria angegeben. Ein Dekan
Heinrich von Owen hat mm in seinem
Siegel Mariä Verkündigung. Dieses
Kirchensiegel macht es wahrscheinlich, daß
der Titel der Kirche zn Owen Mariä
Verkündigung gewesen sein werde. So
ließe es sich dann nngezwnngen erklären,
daß die Herren von Zähringen das Bild
des heiligen Geistes in ihrenr Wappen
führen. tBild des heiligen Ge stes die
silberne oder bla ne Tanbe oder der blane
Falke.) Sie hätten in diesem Falle, ein-
fach von Owen, welches zur Zähringenschen
Herrschaft Teck gehörte, die Taube in ihren
Wappenschild ausgenommen. Das Zäh-
ringen'sche Wappen soll bis 1251 auch das
der Herzoge von Teck gewesen sein; ebenso
soll die Stadt Freibnrg im Breisgau von
beiu Wappen der Zähringer den Falken,
gewöhnlich Rabenhals genannt, entlehnt
haben. (Rach der Annahme Stälins
könnte auch Hartmanu von Ane von den
Zähringern die Adler- oder Falkenhälse
uit Schilde führen.)

Und nun zurück zn den Gewölberosen,
zunächst zur Darstellung des heiligen Ant-
litzes iu Verbindung mit dem Lamme
Gottes ans denselben! In Nr. 4 des
„Archivs" wurde bemerkt, daß sich das
Nebeneinander von Agnus Dei und
Christuskopf vielleicht daraus erklären
lasse, daß die in Ronr geweihten und an
die Gläubigen vertheilten Agnu3 Dei die
gedachten zwei figürlichen Darstellungen
haben. Selbstverständlich soll damit eine :
andere Deutung nicht ausgeschlossen sein.

Daß Kirchen, welche im Schlußstein ein
Agnus Dei führen, bisweilen als Taus-
kircheu erklärt worden sind, sei nur an-
gedeutet. Etwas ausführlicher möge noch
das Veronikabild behandelt werden.

Die Kirche nennt in ihrenr bekannten
Gebete: „Deus, qui nobis sub sacra-
mento mirabiliu u. s. ui. das aller-
heiligste Altarssakrament ein Gedächtniß
des Leidens Christi, und sie kann dasselbe
so nennen „1. iveil die Einsetzung des aller-
heiligsteu Sakraments der Zeit nach den:

! Leiden des Herrn unmittelbar vorhergeht;
2. iveil es die vorausgenommene Frucht
des Erlösnngstodes ist, und 3. weil es zu
Stande kommt durch das heilige Meß-
opfer, das unblutige Kreuzopfer". In einer
anderen Weise ist das Veronikabild eine
„memoria passionis“. Dasselbe macht
es uns möglich, uns die Person Jesrr
Christi lebhaft vorzustellen und in diese
Vorstellung auch die Gedanken an seinen
Todesgang und sein Leiden aufznnehmen.
Es kann deshalb das Veronikabild, diese
i kostbare Reliquie, durch welche uns der
leidende Christus vergegenwärtigt wird,
recht gut mit der Gegemvart Christi im
heiligen Sakramente in Zusammenhang
gebracht werden, und wir finden es hier-
nach durchaus angemessen, wenn dasselbe
auf den Tabernakeln und Schlußsteinen,
namentlich ans denen über dem Hochaltar,
so häufig zur Darstellung gebracht ist.
Halten mir dann noch den weiteren Ge-
danken fest, daß das heilige Opfer an sich
als eine „memoria passionis" in ganz
eminentein Sinne betrachtet werden muß,
so sind damit auch besondere Beziehungen
unseres Bildes znm heiligen Nießopfer
: gegeben.

Diese Beziehungen werden beispiels-
weise ausgesprochen durch jene Veronika-
; bilder, welche aus alten Kauontafelu an-
gebracht erscheinen, unmittelbar unter den
Worten: ,,Haec quotiescunque feceritis,
in mei memoriam facietis." — Aber
wie? Haben die eben entwickelten Ge-
danken von sich aus ohne weiteres ihre
Gebilde ans Altäre, Tabernakel, Schluß-
steine u. s. w. gezaubert, oder hat es auch
hier einen äußeren Anstoß oder Impuls
dazu gegeben? Wir sind geneigt, das
Letztere zu bejahen und möchten unsere
Blicke nach Walldürn in Baden richten.
Bekanntlich hat dort einmal ca. 1330 ein
Priester nach der heiligen Wandlung ans
Unachtsamkeit das heilige Blut verschüttet,
so daß dasselbe auf das Korporale floß.
Sogleich nahm das so ausgeschüttete Blut
j Christi eine rothe Farbe an und drückte
- in das Korporale eine wunderbare Figur
! ein, in deren Mitte Christus mit aus-
gespauuteu Armen am Kreuze hängend
und rings um denselben blutrothe, mit
Dornen gekrönte Angesichter erschienen.

, Der Priester Otto Heinrich, von diesem
 
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