Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Mayer, Franz Xaver: Die Wandgemälde der Gottesackerkirche in Nußdorf, OA. Vaihigen
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0072

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
64

Chors vom Jahre 1482, vom ff Hofmarschall
v. Reischach durch Maler Loosen restaurirt 1882,
an der Innenseite des Chorbogens das jüngste
Gericht, an der Südwand des Chors 28 Passions-
bildchen, int Chorgeivölbe Engel mit den Leidens-
werkzeugen, lauter treffliche gute Bilder.

Das jüngste Gericht an der Innenwand
des Chores (dem Hochaltar zu) zeigt Christus in
Lebensgröße als Weltenrtchter, auf dem Regen-
bogen thronend, zu seiner Rechten Maria als
Fürbitterin und zu seiner Linken Johann Bapt.
Unter dem Täufer (auf dem linken Zwickel oder
Spandrille) ist der Höllen rachen als Fisch-
rachen aufgespannt durch einen Pflock, den ein
Teufel halt. In denselben werden verschiedene
auferstandene nackte Gestalten einzugehen genö-
thigt. Eiitcr Figur mit der päpstlichen Tiara
auf dein Haupte reicht ein Teufel die Hand zum
Willkomm; eilte andere Gestalt wird von einem
Teufel aus den Schultern dahergelragen, während
wieder eine andere auf einem Brett auf Rollen
liegend, in die Hölle gezogen wird. Das ist die
Seite der Verdammten, ein Bild voll Leben und
Bewegung.

Auf der rechten Seite Christi, des Richters,
ist nicht wie gewöhnlich der Eingang in den
Himmel dargestellt, mit Petrus vor der goldenen
Pforte, welche er eben öffnet, sondern die Aus-
erstehung der Menschen, wobei die einen sich eben
im Grabe aufrichten, die andern aus demselben
hervorgehen oder von Engeln oder Teufeln in
Empfang genommen werden: Scheidung der Guten
von den Bösen.

Unter den 2 8 L e i d e n s d a r si e l l u n g en,
angefangen mit dem Abendmahl im Saale zu
Jerusalem, welche in verschiedenen Reihen über-
einander in kleinen Rechtecken an der Südwand
des Chors angebracht sind, ist gar anmuthig
und eindrucksvoll die Zurüstung zur Kreuzigung.
Christus sitzt entkleidet, mit Trauer im gedul-
digen Antlitz, auf dem Kreuzesholz, das am
Boden liegt, in dessen Arme eben die Schergen
die Löcher für die Nägel einbohren, ein stimmungs-
volles, ergreifendes Bild.

Die Engel am Chorgewölbe, welche die
Leidenswerkzeuge zeigen, sind große, lichte Himmels-
gestalten. Durch Herstellung dieser Gemälde hat
f Herr v. Reischach die G r a b l e g e seiner Familie,
welche sich unter dem Chor befindet, würdig
geziert. _

INittheilunaen.

Herz Jesu-Bild. Beide Darstellungen des
heiligsten Herzens Jesu, nemlich die Gestalt des
Heilandes mit der Abbildung des Herzens auf
der Brust und die Darstellung des Herzens allein
mit den Attributen der Wunde, der Dornenkrone,
des Kreuzes und der Flammen, sind zulässig.
Jedoch dürfen nach einer Entscheidung der hei- f
ligen Inquisition vom 26. August 1891 die Herz
Jesu-Bilder der letzteren Art nur privatim ver-
ehrt, nicht aber auf Altären zur öffentlichen Ver- !
ehrung ausgestellt werden. Das betreffende De- !
kret lautet: „Imaginem S. S. cordis I). N. Jesu j
Christi, de quo agitur (sc. solum cor exhibentem i
absque reliquo corpore) privata ex devotione 1

permilti, dummodo in altaribus publicae vene-
ralioni colenda non expoualur.“ L. K.

Stifcralur.

D«s Pap st thum imb sein Ver hält» iß
z u r K u 11 u v u n dWisse n s ch a f t. Vor-
trag aus Anlaß des vollendeten 90. Lebens-
jahres Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII.
von Dr. Adolf Bekk, k. k. Schnlrath. Mit
einer Beilage. Papst Leos XIII. Grlin-
dnngsbrief der neuen vatikanischen Stern-
warte. Salzburg. 1901. Verlag von
Heinrich Dinter. Preis 50 Pfg.

Cin Staatsbeamter schreibt dem Verleger obiger
Broschüre: „Ich freue mich sehr, nicht nur zur
Verbreitung der Broschüre, welche Dr. Bekt's
herrliche Rede über das Papstthum enthält, nach
Kräften beizutragen, sondern auch die Aufmerk-
samkeit maßgebender Persönlichkeiten auf den
Autor zu leiten. Die Broschüre sollte in die
Hände aller Kirchenfürsten deutscher Zunge ge-
langen und in Tausenden von Exemplaren ver-
breitet werden. Gott segne deren Wirkung im
guten Kampf gegen den Ansturm der Feinde
unserer heiligen Kirche".

Hermann Gütz, Eine Orient reise.
Leipzig, E. A. Seemann, Preis 7 Mark,
eleg. geb. 8 Mark.

Der jüngst verstorbene Verfasser dieses prächtig
ausgestatteten, reich illustrierten Werkes hat sich
als Leiter der Großherzoglichen Kunstgewerbe-
schule zu Karlsruhe und als schöpferisch thätiger
Künstler hoch verdient gemacht. Seiner unab-
lässigen Thütigkeit ist der lebhafte Aufschwung,

: den das badische Kunstgewerbe genommen hat,
in erster Linie zu danken. Hier in „Eine Orient-
reise" tritt Hermann Götz als Schriftsteller,
Illustrator und Aquarellist auf, und man kann
das Buch ein Werk aus einem Gusse nennen.

! Als Schriftsteller zeigt er sich geschmackvoll, ohne
1 gesuchten Redeprunk, mit mancherlei Kenntnissen
ausgestattet, ohne aufdringliche Gelehrsamkeit und
voll heiteren Humors. Als Künstler ist er bald
flotter Federzeichner, bald Farbenpoet, der die
Pracht der tropischen Wunder unmittelbar vor
! Augen stellt. Wer das bunte, vielgestaltige Treiben
des Orients, die feierlichen uralten Bauwerke
Aegyptens, die imposanten Reste Syriens, die
heiligen Stätten Palästinas kennt, wird hier
mächtig an all' das Schöne erinnert, was die
Ufer des Mittelmeers unendlich anziehend macht.
Kairo und der Nil, Beirut, Damaskus, Jerusalem
und das Tote Meer, die Fellachen, Beduinen,
Kopten, Araber, uralte, ewig stillstehende Ver-
gangenheit und eine reiche, vielgestaltige, lärmend-
bunte Gegenwart, Tempelsäulen und Königs-
gräber, Moscheen und Bazare, übermäßiger Reich-
thum und kümmerlichste Armuth, alles schiebt sich
wie Bilder einer Zauberlaterne hier durcheinander
und weckt die Sehnsucht, die alten Kulturstätten
aufzusuchen. lieber 250 Textabbildungen und
acht vortreffliche Aquarelldrucke sind dem elegant
ausgestatteten Buche einverleibt; das ist in An-
sehung des Preises eine ganz ungewöhnliche
Leistung des bekannten Verlags.

Stuttgart, Buchdrucksrei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen