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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 9
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Rohr, Ignaz: Die christliche Kunst auf den Ausstellungen im Glaspalast und dem königl. Kunstausstellungsgebäude zu München, [1]
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0075

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Theil" behandelt. Dagegen schwelgt Guil-
lonets „Fronleichnamsfest" in den Far-
ben und den: Sonnenschein des Südens
(693a). Etwas kühler ist Joris Kirchen-
fest in der Peterskirche 51t Rom (861).

Uhls „Andacht" (1757) ist nach Stim-
mung und Durchführung eine tüchtige
Arbeit; nur hätte er das betende Mädchen
se'tli Andacht besser vor, als bei oder
nach dein Anskleiden verrichten lassen.
A. v. Kellers „Stigmatisirte" wirkt
widerlich (900).

Und nun zur eigentlichen, christ-
liche n K n n st als der Darstellung Gottes
und der Heiligen, der Personen itub Vor-
gänge der Bibel und der heiligen Ge-
schichte. Zunächst das Leben Jesu: L.
v. Kraulers heilige Nacht (971a) ist ein
Andachtsb'ld im besten Sinne des Wortes.
Das gnadenreiche Ereigniß unb die Wir-
kung culs die Zuschauer kommen zil be-
redtem Ansdruck. Dasselbe gilt von
Flesch-Brunin gens „Anbetilng" (589).
Nach berühmtem Muster läßt er beit das
Bild verklärenden Glanz von dein Christ-
kind ansgehen. Von Bockt in ist eine
Zeichnung ausgestellt: Christus am Oel-
berg. Die Haltung des Engels ist etwas
theatralisch. Auf Wildes Flucht nach
Aegypten 1836 mahnt der hl. Joseph in
seinem Kaftan an einen modernen Asiaten,
aber sonst ist es ein anmuthiges Bild. Auch
seine drei Weisen ans dem Morgenland
(1837) präsentieren sich würdig; befrem-
dend ist nur, daß die heilige Familie durch
den von der Seite gemalten Stall vollständig
verdeckt ist. M a n t e s f i s Triptychon
(2062) „Vision" (das Kind, von Engeln
angebetet) ist zwar nur Pastellskizze, wirkt
aber auch so recht vortheilhast. Originell
— oder auch nicht originell sind S p e y e r s
heilige 3 Könige(1635) insofern,als sie Por-
träts sind, ohne daß deßhalb das Bild seiner
Würde zu entkleiden wäre. Der eine ist
Kaiser Maximilian; im zweiten fignrirt
allem nach sein unmittelbarer Vorgänger
und der Mann ans dem Volke, der sie
geleitet, ist eine Gestalt ans der alltäg-
lichen Wirklichkeit.

W a l t h e r F i r l n hat in Nr. 584 „Der
Gekreuzigte und die Frauen" den Schmerz
der Getreuen des Herrn ergreifend ge-
schildert. Auch K a c z i a n y s Charsreitags-
vision und Grablegung sind anmuthige

Bilder. Alb. v. Kellers Kreuzigung (902)
ist skizzenartig und wirkt theatralisch.
Grocholskis Pieta ist eine Darstellung
von eigeuthümlicher Anmnth. Der Leib
Christi ruht im Felsengrab; links zu seinen
Hänpten bricht dämmernder Schein herein
und umspinnt den Todten und die an
den Stein gelehnte Mutter mit kühlem
Duft. Da Mo lins Ecce horao (1938)
geht an. „Die Jünger von Emmaus"
ron Looymoms (1094) kann man nicht
gerade als Kirchenbild bezeichnen, doch ist
darin der Moment des Erkennens packend
wiedergegeben. Was ans dem Nachlaß
von Gysis ausgestellt ist (61: Triumph
der Religion, 78: Madonna und Kind,
80: Der Gang nach Emmaus, 103:

Madonna, 111: Der verlorene Sohn,

31: Anbetung der Engel) sind großen-
theils Entwürfe und gestatten meist nur
ein Urtheil über Aufbau und Farben-
gebung im allgemeinen, lassen aber auch
so die Meisterschaft des Künstlers ahnen.
Besonders großartig wirkt auch als Skizze
Nr. 54: Siehe, der Bräutigam kommt
mitten in der Nacht.

Die ausgestellten Marienbilder (580:
Ferri ,,quasi oliva speciosa in campis“,
1136 Marr: Madonna; 1916: Burger,
mater dolorosa) sind würdige Dar-
stellungen des erhabenen Gegenstandes.

Am anmnthigsten ist wohl Pachers
Transparentglasgemälde (1077): die An-
muth der Himmelskönigin und des Kindes;
in Gluth der Farben und die Fülle
strahlenden Lichtes geben zusammen ein
Bild von Himmelsglanz.

(Schluß folgt.)

£iit Gang durch restaurirteAirchen.

Von Pfr. D e tz e l.

(Fortsetzung.)

18. Kißlegg, OA. Wangen.

Die den Heiligen Gallus und Ulrich
geweihte Pfarrkirche zu K i ß l e g g stammt
etwa ans der Mitte des 15. Jahrhunderts
und hat in ihren drei Schissen noch die
ursprüngliche basilikale Anlage mit hoch-
gesprengten Arkadenbögen, wobei die Ne-
benschisfe östlich je mit einer Kapelle ab-
schließen. In den Jahren 1734—1738
wurde ein neuer rechteckiger Chor mit einem
Kreuznahtgewölbe gebaut und zwischen
 
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