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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 11
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Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [1]: eine legendarisch-ikonographische Studie$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0090

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^U'ijtT, feilte (i>nM(t über bis uon tönt gen da aurea Jacobus de Voragine
so oft bezwungenen Dämonen wird eine

unbeschränkte, aus weiter Ferne werben
Besessene 511 ihm gebracht, Me er alle
heilt.

Das Phantastische, bas schon int „Blog
y.cd noÄiTELCi ’AvzovLov" bes Athanasius
stark betont ist, fiitbet seine Weiterbilbnng
bei H i e r 0 n y m tl s. Dieser heilige Kirchen-
vater schildert iit seiner „Vita S. Pauli;
primi eremitae" die Reise des hl. An-
tonins 511 seinem Mitbruder, dem Ein-
siedler Paulus, ein Faktum, von dent
Athanasius überhaupt nichts 511 wissen
scheint. In der Wüste, durch die unser
5zeiliger einsant wattdert, begegnet ihm
allerlei abenteuerliches Gethier. Zunächst
ein Centaur von wildem, strnppigent Aus-
sehen, bei dent es Hieronymus dahinge-
stellt seiit läßt, ob er blos ein Blendwerk
des Satans war, oder ob die Wildniß in
der That solche Bestien hervorbringe; dann
trifft Antonius ans einen gehörntett, ziegeu-
süßigen Satyr, der ihnt Palmfrüchte dar-
bietet und ihit int Namen seines Volkes
um sein fürbittendes Gebet ersucht.

Alt der Existenz solcher Saiyrtt tvill
übrigens Hieronymus nicht gezweiselt wissen,
weist vielmehr daratif hin, ein solches Ge-
schöpf sei vor tticht gar langer Zeit leben-
dig nach Alexandria eingebracht worden,
habe dort lange die Schaulust des Volkes
befriedigt und sei endlich, ttachdent es
„gestorben", eingesalzen, nach Antiochia
transportiert und dort dent Kaiser ge-
zeigt worden.

Endlich führt eine Wölfin beit Antonius
zur Höhle des hl. Paulus.

Hieronymus schildert uns dann aus-
führlich das Zusammentreffen der beiden
Eremiten. Vor der Zelle des Paulus,
wo am Fuße eines Palmbaums eine klare
Quelle sprudelte, setzen sie sich nieder, und
der Rabe, der den hl. Paulus täglich mit
Speise versorgt, bringt heute ein doppeltes
Brod. Aus dem Heimwege sieht Antonius
des Gastsrenndes Seele von Engeln ge-
leitet zum Himmel fahren, schleunigst kehrt
er um, und findet des Paulus Leichnam
in knieender Haltung vor, den er unter
Beihilfe zweier herbeigeeilter Löwen be-
gräbt.

Auch die für die meisten mittelalter-
lichen Heiligenlegenden maßgebende L e -

(13. Jahrhundert) fügt dem von Atha-
nasius und Hieronymus gezeichneten Bilde
kaum einen neuen Zug bei.

Dagegen erzählt uns Hermann v. Fritzlar
in seiner Legende ') eine Anekdote ans dem
Leben des hl. Antonius, die für die Ent-
stehung solcher Legendarzüge ein höchst
charakteristisches Beispiel ist.

Athanasius schildert, wie der böse Feind
Nachts in Gestalt eines Weibes zu An-
tonius kam, um ihn zur Sünde zu ver-
suchen, und fügt dann unter Benützung
eines rednerischen Bildes bei: „er aber,
an Christus und den Adel der eigenen
Seele denkend, löschte so die brennende
Kohle des teuflischen Truges".

Bei Hermann v. Fritzlar ist aus
diesem Tropus folgende Erzählung ge-
worden: In Gestalt einer wunderschönen
Jungfrau konnnt Satan Nachts zur Zelle
des Heiligen, klopft an und fleht, da „sie"
sich int Walde verirrt habe, um ein Nacht-
lager. Antonius weist ihr ein solches
abseits seiner Wohnung an, doch zitternd
pocht sie bald wieder an, mit der Bitte,
aus seinem Lager ruhen zu dürfen, da sie
sich allein vor den wilden Thieren fürchte.
Der Heilige ladet sie auch wirklich zu sich
aus seine Lagerstätte ein, — er legt sich
auf die glühenden Kohlen seines Feuers,
worauf Satan sich in seiner wahren Ge-
stalt zeigen und seine Niederlage einge-
stehen muß.

Athanasius berichtet, dem Wunsche des
sterbenden Heiligen entsprechend, sei sein
I Leichnam an einem nur seinen beiden
Lieblingsschülern bekannten Orte bestattet
worden. Hermann v. Fritzlar dugegen
weiß zu erzählen, man habe des hl. An-
tonius Leiche übers Meer aus eine ferne
Insel gebracht und unter einer schönen
Buche begraben. Und als seine Jünger
von dort heimfuhren, lag ein großer Berg
int Meere, rauchend und brennend, und
viele Teufel, schwarz wie die Mohren,
liefen ans dem Berge und warfen mit
glühenden Sägen und Pflugschaaren nach
dem Schiffe; St. Antonius aber beschützte
dessen Insassen, „darum sagt man, daß
er Gewalt hat übers höllische Feuer".

') Franz Pfeifers „Deutsche Mystiker des 14.
Jahrhunderts" Bd. I.
 
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