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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

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Nr. 11
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Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [1]: eine legendarisch-ikonographische Studie$nElektronische Ressource
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [19]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0091

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83

In ihrer wollen Blüthe zeigt sich nns
die mittelalterliche Phantastik in einer Er-
zählnng, oder eigentlich besser gesagt,
einem Roman ans dem Leben unseres
Heiligeu,den eine ^anbf ber SDci'ntcbener
Staatsbibliothek, ans dem dortigen Augu-
stinerkloster ftammenb (clm. 8395), uns
erzählt. Ein DolninikalierbruderAlphousus
soll diese ,ste§en6a L. /^ntkiovii" hu
Jahre 1344 aus dem Arabischen übersetzt
haben, und in der Tbat, sie muthet nns
an, wie ein morgenländisches Alärchen,
ein Märchen aus „Tausend und eine
Nacht".

St. Alltons Gemüsegärtchen wurde voll
allerhand Getier des öfteren beschädigt;
da er nmt eines Tages ansgieng, da sah
er den Teufel in Gestalt eines arabischen
Jägers, der eben Netze und Schlingen im
Walo legte.

Alitoliius ersucht den Jäger, er möge
ihm auch für die Verwüster seines Gar-
telis Schlingen lind Fallen nllfertigeli,
Satall aber sinlit daralif, dern Heiligen
selb st eilie Falle zu stellen, dergleichen von
Anbeginll der Welt nie geweseli.

Der Eillsiedler wallderte eines Tages
sililieud durch die Wildniß, da koulmt er
an einen Fluß ulid überrascht eine wun-
derbare königliche Frau, die mir halb all-
gekleidet eben alls bem Bad gestiegen
schien, während ihre Dienerinnell sich nackt
iln Wasser Ilinnnelten. Entsetzt will der
greise Eremit flieheli, läßt sich daini aber
durch die flehelitliche Bitte der Frau, die
seines Rathes für ihr Seeleliheil dringend
zu bedürfen versichert, bewegen, näher §n
treten. Scheltend ruft die Herrin ihren
Zosell zll, sie liiöchten sich doch vor dern
heiligen ZNanne ihrer Nacktheit schämen,
alls Antons Bitte läßt nllch sie selbst sich
ihre Gewänder runlegen intb steht imit in
strahlender königlicher Herrlichkeit vor ihm.
Als Königili gibt sie sich nun auch zll er-
kelillen, zwei prächtige Städte sieht man
jenseits des Flusses am Horizonte ragen,
die zll ihrem Reiche gehören.

All der Wuliderköliigin Haild geht der
ftcumenbe Eremit trockenen Fußes über
deli Fluß, sie walidern miteinanber ans
die nächste Stadt zll, und schon hat man
dort das Rahen der Herrin benlerkt: in
königlichem Prunke mit Rosseli nnb Wagell
wird sie mit ihreln Gaste empfangen. Be-

wiindernd schallt der Anachoret die Herr-
lichkeit der Stadt, dergleichen er nie ge-
sehen, die Straßen der eilizelnell Zünfte,
wo alle Kunst, aller Reichthilln aus bcn
vier Enden der Welt sich bem Auge dar-
bieten. Vorüber all ben marmornen
Brunnen und Palästen, ziehell sie hinalis
zlir Kölligsblirg, gegen die alle Pracht der
Stadt verschwindet. Die übermäßige Fülle
voll Schätzen nnb edlem Gestein blendet
fast des Besuchers Alige, bann aber ge-
leitet ihn das schöne Weib in ihr innerstes
Gemach. Weiche, bunte Felle verkleiden
hier die Wände, was all Schönheit die
Sinne berücken kallli, vereinigt sich hier.
Doch was sind Gold nnb Silber gegen
die Wunder der göttlichen ©nabe ? Und
ein Wundergefäß göttlicher Gnade nnb
Allmacht ist die schöne.Königin. In allen
menschlichelt Külisten, halidwerkkickMl nnb
poetischen, ist sie Meisterin; lloch mehr:
sie kalill das Fieber heilen, uliheilbare
Krankheiteli bezwingt ihr Gebet, selbst
Todte kallli sie erwecken.

Alltoliills ist starr vor Staunen: vor
feinen Augen läßt die Wnnderthäterill alle
Krüppel nnb Siechell der Stadt fommen
nnb heilt sie Alle zumal. Ihre unernieß-
licheli Reichthüluer verwendet sie zuul Bau
voll Kirchell nnb Klöstern mtb souftigeu
guten Werkeli. Wie wenig Gutes kann
demgegenüber ein Einsiedler thuu, wie
viel Känlpfe hat er in der uuwirthlichen
Wüste, ohne Nutzen für die Ncitulenschen
zu bestehell! Ihr Mann ist gestorben.
Alle Könige der Erde freien um sie. Alle
hat sie geprüft, aber Keiner ist ihrer wür-
dig, er sei denn so heilig wie ihr erster
Geiuahl. (Fortsetzung folgt.)

Sin Gang durch restaurirte Rirchen.

Von Psr. Detzel.

^Fortsetzung.)

Ganz oben in der Mitte des Plafonds
sehen mir in duftigen Wolken die hl. Drei-
salti gke it schweben, darunter thront ans
lichter Wolke und übergossen von den
Strahlen des heiligen Geistes, nach oben
blickend, die allegorische Gestalt der Ki r eh e,
mit der Tiara auf bem Haupte und dem
dreifachen Kreuzesstabe in der Hand. Ein
schwebender Engel hinter ihr trägt das
Modell einer Kirche und ein anderer zu
 
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