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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 1
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Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [3]: eine legendarisch-ikonographische Studie
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0018

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10

nachdem er über altar stnhn
in eint chonnantel angethan
liß sein Anthoniglöcklein klingen
die bawrn theten gen opfer dringen
die bawrnmaid und die bewerin
den reicht er nach einander hin
sein creutz zu küssen mit begirn
und streich ins darnach an die stini,
welcher sein bruderschaft thet lieben
der wurd denn von im eingeschrieben."
Die Antoniusbrieberschaften für
Laien, von denen Hans Sachs hier spricht,
hatten im Mittelalter eine außerordentlich
weite Verbreitung. In clm 215 werden
wir über dieselbe näher unterrichtet.

Demnach bestanden die Verpflichtungen
dieser Bruderschaft hauptsächlich darin,
den Antonierorden zu fördern und durch
Almosen zu unterstützen, als Vorteile er-
hoffen die Mitglieder, daß sie durch Für-
bitte St. Antons und das Gebet seiner
Ordensbrüder und -Schwestern (XL. dem-
nach gab es auch Antonierinnen) vom
„höllischen Feuer" hier und im Jenseits
bewahrt bleiben. Als Abzeichen trugen
die Mitglieder der Bruderschaft ,,signum
Tau et tintinnabulum pendens in tor-

quete". Ein Kupferstich eines unbekannten
Meisters des 15. Jahrhunderts') zeigt
uns dieses Abzeichen in Form eines T,
an dessen Querbalken zu beiden Seiten je
ein Glöckchen hängt, am Halse eines jungen
ManneS, der übrigens in der dargestellten
Situation seiner S o d a l i t ä t wenig Ehre
macht.

Durch den Antonierorden ltnb die An-
toniusbruderschaft, welch' elfterer im 16.
Jahrhundert einging, nnirde natürlich auch
die Verehrung des Heiligen sehr gefördert
und verbreitet. Ungeheure Schaaren von
Wallfahrern zogen zum Grabe des Hei-
ligen, so noch im Jahre 1533 über zehn-
tausend Italiener und große Massen von
Deutschen und Ungarn2), überall wurde
sein Bild ausgestellt und verehrt.

Und zwar ist es vor Allem seine Eigen-
schaft 3. als Patron gegen das oben
g e s ch i l d e r t e „h ö l l i s ch e F e u e r", auch
„Rose" ober „Rothlauf" oder wegen der
Macht, die St. Antonius darüber besitzt,

') Reproduzirt in Schultz, „Deutsches Leben
im 15. Jahrh." pag. TO.

-) K. F. Wunder, „Deutsches Sprichwörter-
lexikon" unter „Anton".

„Antoniusfener" genannt, die seine Ver-
ehrung beim Volke so beliebt machte. In
einem alten Paderborner Brevier von
1513 *) beginnt die Oration des Heiligen:
„Deus qui concedis obtentu beati
Antonii confessoris tui morbidum
ignem exstingui et membris aegris
refrigerium praestari ..."

(Fortsetzung folgt.)

Siteratur.

Leben und Regel des heil. Vaters
Benediktus. Mit 7 0 Illustra-
tionen nach Kompositionen der
B e u r o »e r K u n st s ch n l e. H e r aus-
gegeben von der Abtei Emaus in
Prag. 1901. Druck von Earl Bell-
mann. 208 S. Großoktav auf feinstem
Kunstdruckpapier. Preis in Original-
Ganzleineuband mit Goldpressung. M.4.—
(Kr. 5.-).

Der Text zerfällt in zwei fast gleiche Hälfte» :
Die erste enthält auf ea. 90 Seiten das von
Papst Gregor dein Großen im 9. Buch seiner
Dialoge geschriebene Leben St. Benedikts
(Klostergründungen, Wunder und Weissagungen),
die einzige zuverlässige Quelle über das Leben
des großen Patriarchen des abendländischen
Mönchthums, die zweite auf 96 Seiten die
Regel St. Benedikts, eine ergänzende Erklärung
der ersteren, „da der heilige Man» unmöglich
anders lehren konnte, als er selbst gelebt hat:
fuit vir vitae venerabilis gratia Benedictas et
nomine"; sie läßt sich zusaminenfassen in das
ewig christliche ora et labora, das freilich nur
begriffen im Geiste kindlich-dcmuthsvoller Glau-
benshingebung „nicht allein eine Mönchsregel,
sondern auch für Weltlente kernige Lebensgrund-
sätze und goldene Lebensweisheit enthält", immer-
hin durch ihr vierzehn Jahrhunderte altes frucht-
reiches Bestehen eine ganz hervorragende kultur-
historische Bedeutung hat.

Schon in der Regel St. Benedikts spielen
neben der Würde und Schönheit des Gottes-
dienstes und Gotteslobes ausdrücklich tägliche
Handarbeit und Kunst eine hervorragende Rolle
und letzterer entspricht der C y k l u s der 70
fast n u s s ch l i e ß l i ch nach Original-
k a r t o » s aus Monte - Cassino, B e u r o n
und E m a u s vorzüglich r e p r o d u z i r t e n,
darunter 30 ganzseitigen Illustra-
tionen, die womöglich an passenden Stellen
eingeschaltet sind. Der weitaus größte Teil der-
selben stellt Scene» dar aus bem Leben St. Be-
nedikts, andere veranschaulichen Klostergeist und
Klosterleben: sie erzählen, „was die da drinnen
in den Klostermauern thun und treiben" — eine
lebensvolle Geschichte des Ordensstifters und
Ordenslebens. Es ist wahr, daß Beuroner
Malerei mit ihrem klösterlichen Ernst und ihrer
architektonischen und ascetischen Strenge nicht
Jedermann zusagt; ist sie doch nicht auf dem

*) Evelt a. n. O.
 
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