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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0019

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11

Boden blos realistischer Anschauung der irdischen
Erscheinung und sklavischer Nachahmung der von
der Erbsünde verderbten, wenn auch virtuos
wiedergegebene» Natur erwachsen, sondern dem
Ideal acht christlichen Lebens, dem innerlichen,
man möchte sagen metaphysischen Schauen der
gottgewollten Ordnung und einfachen Gesetz-
mäßigkeit, dem- geistigen Erfassenwollen der gött-
lichen Idee entsprossen; wo aber nur jene oberstes
Gesetz der Kunst ist und letzteres unverstanden
bleibt, da kann auch die erbauungsvolle Schön-
heit, würdealhmende Hoheit, ernsthafte Strenge
und einfache Sparsamkeit keine Saite des Her-

zens berühren, so sehr idealer Geist der Kon-
zeption, architektonische Klarheit der Komposition,
Einfachheit in der Darstellung, Reinheit und
Sicherheit in der Linienführung, Detailkenntniß
in der Formengebung, vor allem die im seelischen
Ausdruck der Gesichter meist sich ausprägende
Jndividualisirung diesen Schöpfungen eigen ist;
auch der reine wohlthuende Einklang der Dar-
stellungen mit dem monumental einfachen Texte
Gregors und der liebevollen Bestimmtheit und
wohlihuenden Weisheit der Ordensregel, die eine
Störung der geistfördernden Ruhe und des gleich-
mäßige» Gehorsams nirgends duldet, verdient
besonders hervorgehoben zu werden: dies ist der
neue Stit nach Beuroner Auffnssung,
ächtklösterlicheSchönheitsempfindung.
Daß alle Darstellungen gleich gelungen seien, wer
möchte das behaupten? wer tadeln, daß bei
einigen z. B. der herrlichen Kreuzigungsgruppe
2. 103 deutliche Anklänge an die Renaissance
sich zeigen? Wer sich nicht durch eindringendes
Studium dieser Kunstprinzipien und durch hin-
gebende Betrachtung der Beuroner Bilder in
ihren klösterlichen Künstlergeist hineinzudenken
gewöhnt hat, der wird freilich und soll an den
bewegteren, abwechselungsreicheren, mehr rin-
snittelbar ansprechenden Leistungen unserer nicht
's» Banne monastischen Lebens stehenden christ-
lichen Künstler Gefallen finden und zu weiterer
Prüfung das hochinteressante, warm und schwung-
voll geschriebene Schriftchen des Grafen Franz
v. Silva, Schola artist. lieuron. sWien, Wilhelm
Frick, 1901) lese,,. Mögen beide Richtungen
unbeirrt das hohe Ziel: Förderung echter, ge-
sunder Frömmigkeit erstreben und erreichen!

I. Schermann.

Hiin meI sleiter. Jllustrirtes Betrachtungs-
und Erbauungsbuch für das christliche Volk,
obgleich ein Vademecum für Jünger der
kirchlichen Kunst. Von Friedrich Beetz,
Direktor in Wei'erdinge». Zweite ver-
wehrte und verbesserte Auflage. Negcns-
burg. Pustet. 1902.

ifii» wohlbekannt sind die hübschen

m,2°1en, durch welche sich die Brevier-
en,'? «?? be? Pustet'schen Verlags so vorthcil-
“5 "udern auszeichnen. Diese schlichten
bruchslosen Bilder, denen Originalzeich-
nungen des seligen Professors Klein in Wien
r , Reden,ptoristenfraters Max Schmalz!
-zu Grunde liegen, müssen trotz oder
eimehr gerade wegen ihrer äußerst einfachen
/ "dsichrung jeden aufmerksamen Beschauer an-
zprechen: sie komme» von Herzen und gehen zu

! Herzen. Ihre ganze Auffassung, bei der es
weniger auf Originalität und rein künstlerische
! Wirkungen als aus den erbaulichen Charakter
abgesehen ist, macht diese Kompositionen in hohem
Maße geeignet als Illustrationen zu einem für
das Volk bestimmten Erbauungsbuch. Das er-
kannt und diese Bilder wirklich zum genannte»
Zwecke verwerthet zu haben ist das Verdienst des
Verfassers des vorliegenden Buches, das nach
einem bescheidenen Versuch im Jahre 1889 nun-
mehr in zweiter, wesentlich vermehrter und ver-
besserter Auflage sich darstellt. Nicht weniger
als 104 Vollbilder, 136 Kopfleiste» und 82 Vig-
netten zieren dieses wirklich originelle Betrach-
j tungs- und Erbauungsbuch, das trotz seiner
j 1012 Seiten das gewöhnliche Gebetbuchformat
l nicht überschreitet. Wort und Bild sind hier in
denkbar innigster Weise ineinander verwoben
und ergänzen sich gegenseitig. Denn die 49 Be-
trachtungen, welche den ersten Theil des Buches
bilden — Betrachtungen über die wichtigsten
Ereignisse aus dem Leben Jesu und Mariä sowie
über einige weitere Geheimnisse unserer heilige»

! Religion — schöpfen ihren Inhalt hauptsächlich
aus der bis ins einzelne gehenden Erklärung
der Bilder, die einer jeden Betrachtung vorge-
setzt sind, nämlich eines Hauptbildes, der dieses
umrahmenden Vignetten mit Darstellung typischer
Vorbilder aus dem Alten Testament und einer
Kopfleiste. So bietet das Buch einen für jeder-
mann verständlichen Anschauungsunterricht für die
Hebung der Betrachtung. Allein ebenso werth-
■ voll ist es als eine reiche Quelle der Belehrung.
Denn einmal zeigt es „die alte Methode, im
Vorbild das Urbild zu erkennen und dadurch
de» Zusammenhang des Alten und Neuen Bun-
des zu schauen, welche schon die Christen in den
Katakomben angewandt haben" (aus einem
Schreiben des Kardinals Erzbischof Dr. Phil.
Krcmentz an den Verfasser nach Prüfung der
ersten Auflage). Sodann, und das kommt für
uns hier namentlich in Betracht, ist es ein nicht
hoch genug zu schätzendes Hilfsmittel zur Ein-
j führung des Volkes in das Verständniß der
christlichen Kunst, deren Elemente hier auch der
gewöhnliche Mann sozusagen spielend in sich
aufnehmen kann. Auch der zweite Theil des
Buches ist sowohl erbaulichen als auch belehren-
den Inhalts, indem er außer den gewöhnlichen
Gebeten und sinnreichen Andachten für die ein-
zelnen Feste und Festzeiten des Kirchenjahres
und einer trefflich illustrirten Stationenandacht
werthvolle Zusammenstellungen der wichtigsten
alttestamentlichen Vorbilder Christi und Mariä
nebst Angabe ihrer Erfüllung, der alttestament-
lichen Weissagungen und deren Erfüllung und
der gebräuchlichsten christlichen Sinnbilder bietet.
— Bei der hohen Bedeutung der Buchillustration
j für die künstlerische Erziehung des Volkes kann
dieses Buch aufs Wärmste empfohlen werden,
zumal da auch sein Preis angesichts des reichen
Inhalts als ein äußerst mäßiger bezeichnet
werden muß (brosch. 5 M.; geb. in Halbleinen
j 6.20 M., in Leder 8 3)1.). Vikar Dr. Fuchs.

Kritische Studien über das Venezianische
Skizzenbuch von AlexanderAivers-
dorf. Mit 3 Tafeln und 3 Abbildungen
 
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