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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 2
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Probst, Joseph: Ueber die Bedeutung des Hans Multscher für die Entwicklung der Ulmer Schule
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Die Neue Kirche zu Kirchberg, OA. Biberach
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0024

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16

in den günstigsten Verhältnissen sich be-
findende Anstalt wie die des Mnltscher in
illm keinen Einfluß und keine An-
ziehungskraft ans die jüngeren Leute der
Gegend ansgeübt hätte.

Nur Lnkas Moser von Wyl (dessen
Wohnsitz von Ulm aber auch schon ziem-
lich ferne liegt und der auch 1431 schon
eine eigene Werkstätte besaß) scheint ans
dem Jsolirschemel sich befunden zu haben,
mie ans der Inschrift des Tiefenbronner
Altars hervorgeht.

Aber noch, ein weiterer Gesichtspunkt
drängt sich auf. Nachdem 1457 das
Sterziuger Werk, ein stattlicher Flügel-
altar, ausgestellt worden war, konnte es
nicht fehlen, daß schon durch den Anblick
desselben junge Talente, die in ihrer eigenen
Heimath ihre technische Ausbildung ans
irgend einem Weg gefunden haben mögen,
zur Bewmlderung und Nacheiferung an-
geregt wurden, um auch ihrerseits ähnliche
Werke zu liefern, die an die Seite des
Sterziuger Altars sich stellen, ja sogar
denselben überbieten konnten. Und in der
That tritt nun in Tyrol der Meister
Michael^Pacher in überraschender Weise
auf, der schon 1471 das Altarwerk in
Gries und vorzüglich 1481 den Altar in
Sankt Wolfgang erstellte, Werke, welche
der Tyroler Schule zu hoher Ehre ge-
reichen. _ Daß nun in Pachers Werken
die deutsche und die italienische Kunst sich
in origineller Weise vereinigen, ist allge-
mein anerkannt. Die Frage ist aber noch
offen, welche von den deutschen Schulen
oder Werkstätten ihren Einfluß zur Gel-
tung gebracht haben? Man dachte früher
wohl an die Wohlgemnth'sche Werkstätte
in Nürnberg, die seit 1473 einen bedeu-
tenden Aufschwung genommen hatte; allein
der Altar von Gries ist schon 1471 ent-
standen. Wenn man aber auch, nicht mit
Unrecht, die Behauptung anfstellte, daß
schon zur Zeit des Haus Pleydeuwurf,
des Vorfahren von Wohlgemnth, die Nürn-
berger Werkstätte eine Bedeutung gehabt
habe, somit schon zwei Jahrzehnte zuvor,
so ist auch diese Verlängerung unzureichend;
denn gerade um diesen Zeitpunkt, auf
welchen hiedurch hiugewieseu wird, ergieug
die Bestellung von Sterzing aus au die
Ulm er Werkstätte des Multscher. Das
dürfte genügen, um den Antheil des Ein-

flusses der deutschen Kunstweise auf Pacher
für Ulm, genauer für Hans Multscher als
am meisten der Wahrscheinlichkeit ent-
sprechend in Anspruch zu nehmen. Erst
später, int Jahr 1503, fanden auch Holz-
schnitzereien des Veit Stoß den Weg nach
Tyrol (Schwatz), wie durch neuere Forsch-
ungen Fischnalers konstatirt wurde.

Der von Schwaben nach Tyrol hinüber-
reichende Einfluß auf bem Gebiete der
Kunst, der auch später noch nachweisbar ist,
dürfte aber sogar schon lange vor der
Zeit Multschers und Pachers vorbereitet
worden sein; detin der Altar zu Stams
(Tyrol) ist schon 1386, zwar in Tyrol
selbst entstanden, aber von dem Cistercienser
Abt Heinrich Grnssit ans Ueberlingen am
Bodensee gefertigt worden, wie in bcu
Schriften des Bodenseevereins 1901 dar-
gelegt wurde.

Das Ende der Ulmer Schule ist durch
den Bildersturm (1531) bezeichnet, der
tiahezu auch alle benachbarten Städte be-
troffen hat, mit Ausnahme hauptsächlich
vou Ravensburg. Hier bestanden nach-
weisbar noch Werkstätten bis in die Mitte
des 16. Jahrhunderts, Diese Periode
wurde von Bnrkhart als „Bodenseeschnle"
bezeichnet. Ungeachtet ihrer Beschränkung
in Raum und Zeit sind noch Malereien
und Schnitzwerke vorhanden, die auch für
diese Uebergangsxeriode ein recht günstiges
Zeugnis; ablegen. Die Untersuchungen
darüber haben zwar begonnen, harren aber
der Fortsetzung.

Die neue Airche zu Rirchberg,
OA. Biberach.

(Bergt, die Illustrationen auf der Beilage.)

Weithin sichtbar steht auf prächtiger
Höhe die Kirche von Kilchberg; sie be-
herrscht das Jllerthal hinauf und hinunter,
und wer auf der bayerischen Seite —
Ulm—-Memmingen — dahinfährt, dem
tritt das weithinschanende Bauwerk auf
stolzer Höhe immer wieder vor Augen. Aut
Sotmtag, 7. Oktober 1900, hat der hochwür-
digste Bischof Or. P. W. v. Keppler die
neue Kirche kousekriert und der Gemeinde
sammt ihrent Seelenhirten Pfr. F n n k, sowie
dem Architekten, I. Ca des in Stutt-
gart, seine volle Anerkennung und seine
Glückwünsche ausgesprochen, nachdem der
 
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