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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 2
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Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [4]: eine legendarisch-ikonographische Studie
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Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0031

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22

Schelle sich den Einwohnern deS betref-
fenden Ortes bemerkbar zu machen pflegte.

Die Handglocke des Antonierbruders
hatte übrigens sicher nicht blos diesen
praktischen Zweck. Dieselbe ertönte auch
in der Kirche, wenn der „Statiouirer"
sammelte. Die Mitglieder der Antonier-
bruderschaft trugen ein kleines Glöckchen
am Halse, und den Thieren, besonders
den Schweinen, hieng man ein solches
nm, um sie dadurch unter Antons Schutz
zu stellen. Nm es kurz zu sagen: die
Glocke als Attribut des terminirenden
Antoniers und daran anschließend der
bildlichen Darstellungen St. Antons selbst
hängt zusammen mit dem Charakter des
Heiligen als TeufelsbekäMpfer und -Ueber-
winder. Der Klang der geweihten Glocke
vertreibt den Satan und seine Einflüsse;
„ante sönitum eius longius effugen-
tur ignita jacula inimici ..." heißt
es im Ritus der Glockenweihe. Alte
Glockeninschriften geben diesen: Gedanken
den deutlichsten Ausdruck. Von einer Glocke
in Erfurt galt der Spruch: „Die große
Snsanna treibet die Teufel von dänna". ')
Auf anderen Glocken war zu lesen: „Osanna
heiß ich, der böse Feind flieht mich",^)
oder: ... pe8tem kugo . . ., tugo

ciaemonia rc..s)

Da inan sich nun die ansteckenden Krank-
heiten, ivie Pest und auch das „heilige!
Feuer" als von einer Vergiftung der Luft
durch den Tenfel herrührend dachte, so
sollte der überallhin dringende Klang deS |
geweihten Glöckchens durch St. Antons
Fürbitte in doppelt wirksamer Weise gleich-
san: eine geistliche Desinfektion der Luft
bewirken. Das „heilige Feuer", das man ;
durch das Antoniglöcklein fernzuhalten
hoffte, hieß darum auch „glockfeur". 4)

Wie eng in der Vorstellung des Volkes
das Glöckchen mit unserem Heiligen ver- ■
bnnden ivar, zeigt die merkwürdige Unter-
schrift eines ans dem Anfang des l 5. Jahr-
hunderts stammenden in Holzen bei Alt-
ötting aufgestellten Andachtsbildes des Hei-
ligen: „Der hl. Antoni 2ter einsiedler von

>) Cit. in Otte, „Glockenkunde".

2) Cit. in Menzel, „Symbolik".

») Otte «. «. O.

4) S. Fischart, Garg. 258. Cit. in Grimm,
„Deutsches Wörterbuch".

glökl.. ." In einem Holzkalender') vom
Jahre 1526—44, wo die Tage der ver-
schiedenen Heiligen vielfach nur durch
Zeichen angegeben sind, findet sich an:
17. Januar, den: Feste unseres Heiligen,
als Zeichen eine Handglocke.

Weitere, seltener vorkommende, oder
einfach zu erklärende Attribute des hl. An-
tonius sind: das Buch, der Rosenkranz,
der Todtenkopf, eine Fackel") u. s. w.

Wenn mir nunmehr auf die verschie-
denen bildlichen Darstellungen des Hei-
ligen oder von Sceneir aus seiner Legende
eingehen, so kann es selbstverständlich nicht
unsere Aufgabe sein, alle — auch nur
uns bekannten — .Antoniusbilder zu be-
handeln, sondern wir werden uns auf die
bemerkenswerthesten beschränken.

Um zunächst von den Cyklen aus bem
Leben St. Antons zu reden, so will das
Malerbuch vom Berge Athos folgende
acht Scenen dargestellt wissen:

1. Der Heilige wird von Teufeln ge-
schlagen; 2. er findet die Silberschale und
den Goldklumpen; 3. er bebaut die Erde;
4. heilt Besessene und überführt heidnische
Philosophen; 5. er wird von einem Engel
zu St. Paulus geleitet; 6. er begrüßt
denselben; 7. erbegräbt seinen Leichnam;
8. sein eigener Hingang.

In S. Sepolcro (Barletta), einer mit
einen: Hospital verbundenen Deutschor-
denskirche aus den: 12. Jahrhundert, be-
fand sich ursprünglich offenbar ein größerer
Cyklns aus den: Leben unseres Heiligen.
Jetzt sind nur noch drei Antoniusdarstel-
lungeu zu sehen, und zwar außer einem
Andachtsbild eine Versuchung des Heiligen
durch das Phantom eines psallirenden
Mönches, und die Begegnung Antons mit
den: Centauren. Die BilderR) stammen
wohl ans den: Ende des 12. Jahr-
hunderts. (Fortsetzung folgt.)

llNitlheilunaen.

Das Kgl. Württembergische Ministerium des
Kirchen- und Schulwesens sendet uns folgendes
„Ausschreiben" zu:

Von einem Kunstfreunde ist zur Hebung der

’) F. X. Kraus, „Geschichte der christlichen
Kunst" ll. I p. 117, theiüveise abgebildet.

2) So in der A. Pinakothek in München
Nr. 38.

3) Neproducirt in D. Salazaro, Stuck, sui
monumenti della Italia meridiomile dal IV. al
XIII. secolo II.
 
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