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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 3
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Rohr, Ignaz: Philipp Veit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0034

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Lrgail des Rstteilbiirger riözesan-VcreiiiS für christliche Kunst.

hcrausgegcben und redigirt von Pfarrer vctzel in St. Christi,la-Raveiisburg.

Verlag des Rottcnburger Diözcsan-Kiinstvereiiis; ^

7(ominissto„sverlaa der Dornschen Buchhandlung (Friedr. Illber) i» Ravensburg.

Kr.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich liir M. 2.— durch di- wiirttemberglsche», M. 2.02
durch die bayerischen und dl- Reichsposlanstalten, Kronen 2.S4 in Oesterreich, FrcS. 3 40 IN
Q der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden nuch augenonnuen von allen Buchhandllmgen

O sowie gegen Einsendung des Betrags direkt von der . Dornschen Verlagsbuchhandlung in ■*

Ravensburg (Württeruberg) zum Preise von Ri. 2.05 halbjährlich.

Philipp Veit.

Von vr. I. Rohr, Stadtpfarrer in Geislingen
a. d. Steig.

(Schluß.)

Die Gunst der Massen lenkte sich wieder
den Gegnern der Nazarener zu, und die
Huld ihrer eigentlichell Gönlier wandte
sich sachte von ihnen ab. Cornelius ww
Schadow kehrtelt nach Deutschland zurück.
Veit litt unter diesen: Umschwilng und
schloß sich nur so inniger an Overbeck an,
leider auch in seinem künstlerischen Schaffen.
Die Folgen zeigteil sich bald tu einer ge-
wissen Stumpfheit des Kolorits nild Ver-
ilachlüfsigung des Zeichnens, nild als er
sie wahrnahm, getrailte er sich beinahe ilicht
mehr an die Arbeit; er drohte wieder
an sich selber irre zu werden wie vor de>n
Befreiungskriege.

Dazu kamen bange Sorgen für die Zu-
kunft wegen mangelnder Aufträge, und
wohl auch eill innerer Zwiespalt zwischen
dein Ideal, das er sich von der Kirche
gebildet, und dessen Nealisirung in der
Wirklichkeit, und die Vernichtung der po-
litischen Hoffnungen durch die reaktio-
näre Zwingherrschaft. Ja er war an
seinem Ziele so gründlich irre gewordeii,
daß er sich sogar mit dein Gedanken trug,
Priester zil werden. Langsam, mühsam
saiid er sich wieder. Die Freuden edler
Geselligkeit, Wanderungeil in der Cain-
pagna, das stille Glück einer traulichen
Häuslichkeit, die Verehrung seiteiis des
Nachwuchses der Nazarener ilnd schließlich
auch die mit beu Jahren eintretende Er-
nüchterung ilild Klärung, all' das wirkte
zilsainmen, so daß er wieder festen Boden

gewann. Zwar zeigen sein „Christus am
Oelberg" in Naumburg inid seine „un-
befleckte Empfängnis" für die Nonnen in
Trinita del Monte zu Rom (später für Darm-
stadt wiederholt) iioch deutliche Spuren
dieser zweiten Sturm- und Drangperiode.
Bald aber bahnte ein Wechsel in der per-
sönlichen Stellung alich den in der künst-
lerischen Entwicklung an.

Durch die Vermittlung seiner Freunde
in Deutschland erhielt er im Jahr 1829
einen Ruf als Leiter des Städel'schen
Instituts in Frankfurt. Trotz mancher
Bedenken nahm er ihn schließlich an, denn
auf diese Weise ivar die Zukunft seilier
Familie sichergestellt, auch die Gehalts-
bedingungen und Bewegungsfreiheit schie-
nen günstig, und zugleich war die Möglich-
keit gegeben, den Nazarenern die Heimath
zu erobern. Die Angewöhnung ward ihm
leichter, als er sich gedacht hatte, und bald
zeigte sich, daß die künstlerische Anregung
doch nicht gerade so mangelhaft sei, als
der neue Jnstitutsvorstand befürchtet hatte.
Allerdings machte sie sich in anderer Form
geltend, als er erwartet. Veit arbeitete
an einem Pendant zur „unbefleckten Em-
pfängnis" für Rom und zeigte seinem Freunde
Klemens Brentano seinen Entwurf. Dieser
faßte sein Urteil zusammen in einem ehr-
lichen: „Pfui Teufel" — und das half.
Aehnliche Kritiken wiederholten sich. Veit
wußte seine Konsequenzen daraus zu ziehen.
Dazu kam, daß die projektirte Bemalung
von Decken- und Wandflächen in dem
Städelschen Kunstinstitut ihn zu energischein
Studium der Antike nöthigte. Durch die
Ungunst der Verhältnisse kamen die Projekte
 
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