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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 3
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Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [5]: eine legendarisch-ikonographische Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0038

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29

Paulus und Autouius ^ beim murmeln«
beit Waldbrünnlein plaudernd beisämmen-
sitzen, der Rabe bringt ihnen das Vrod.

Einen größeren hierher gehörigen Cyklus
bietet eine Tafel in der Blasiuskirche zu
Kaufbeuren, von der wir folgende, sonst
ziemlich ungewöhnliche Darstellungen er-
wähnen möchten: Antonius gibt seine
Güter den Armen; der Satan erscheint
ihm in Gestalt eines schwarzen Knaben;
ein Bruder trägt den von den Dämonen
halb tod geschlagenen Anton in seine Zelle;
die Teufel mißhandeln ihn in Gestalt von
wilden Thieren; sein Leichnam wird von
wilden Thieren ausgescharrt.

Hier wären auch zu erwähnen die
mancherlei Illustrationen, Holzschnitte in
alten Legenden, namentlich ist das „Leben
der Altväter" (Augsburg 1488) reich an
Illustrationen überhaupt, wie auch in Be-
ziehung ans St. Antonius. Darunter finden
sich ziemlich merkwürdige ©eenen, z. B.
die Erscheinung des Teufels als Kröte
mit Menschenkopf.

Die Legende unseres Heiligen bietet so
manche für den bildenden Künstler, be-
sonders den Maler, anziehende Scene, so
namentlich das Beisammensein des An-
tonius und Paulus, das unter Anderem
auch in einem Dürer'schen Blatte, beson-
ders groß- und eigenartig aber von M.
Grünnwald in seinem Jsenheimer Altar
behandelt ist. Diese beinahe phantastischen
verwitterten Anachoretengestalten passen so
recht in die unheimliche schauerliche Wildniß,
die sie bewohnen.

Keine andere Scene aber aus der Le-
gende des Heiligen ist von der Malerei
so viel behandelt worden, als die „Ver-
suchung des hl. Antonius". Ist ja doch
der Stoff an sich schon künstlerisch sehr-
verlockend, mag man sich diese „Versuchung"
denken als einen Kampf gegen die schrecken-
den und quälenden Auswürflinge der Hölle,
oder mag des Künstlers Phantasie dem
ascetisch-ehrwürdigen Greis ein üppiges,
blühendes, verlockendes Weib gegenüber
stellen, oder gar ihn von einem Bacchanale
berauschender sinnlicher Lust umtost sein
lassen, — Auffassungen, die beide, wie
wir gesehen, in der Legende begründet
sind. Dazu kommt, daß nicht bloß für
gewisse Künstlerindividualitäten, sondern

selbst für ganze Zeiten, wie z. B. das
ausgehende Mittelalter, der phantastische
Zug, der zumal in den Dämonenkämpfen
unseres Heiligen liegt, besonders anziehend
wirken mußte.

Eine „Versuchung des hl. Antonius"
als dessen sinnliche Verlockung ist uns aus
dem eigentlichen Mittelalter nicht bekannt,
dagegen dürfte hier zu ermähnen sein jener
Dürersche Stich, auf dem ein häßlicher
Teufel einem schlafenden Mönche das
Phantom eines nackten Weibes vorgaukelt
und mit dem Blasebalg gleichsam das
Feuer der Sinnlichkeit in ihm anblasen
will.

Ganz verwandt ist eine Zeichnung Dürers
in dem berühmten Gebetbuch des Kaisers
Maximilian, wo eine mittelalterlich ge-
kleidete Frau dem Einsiedler eine kostbare
Schale anbietet, während gleichzeitig hinter
ihm ein Teufel steht, der ihm mit dem
Blasebalg ins Ohr bläst.

Ein Kupferstich von Luc. v. Leyden be-
handelt ein ähnliches Sujet: Der Eremit
hat eben in seinem Buche gelesen, da,
wie er aufblickt, steht eine äußerst schmucke
Dame vor ihm, die ihm einen Pokal kre-
denzt. Freilich wird sie bei unserem Hei-
ligen kein Glück haben, denn aus ihrem
eleganten Kopfputz ragen zwei feine krumme
Hörnchen hervor, deren Sichtbarkeit ihr
vor anderen eleganten Damen etwas eigen-
thümlich Apartes gibt.

Humoristisch aufgefaßt ist eine andere
Zeichnung Dürer's in Maxiniilian's Ge-
betbuch, wo der Einsiedler chor ein paar
Dudelsack blasenden Musikanten eiligst da-
vonläuft.

Außerordentlich häufig dargestellt wurde
die „Versuchung des hl. Antonius" in der
bildenden Kunst als ein Kampf gegen die
Höllengeister. Der Teufel, gleichsam als
personifizirte Sünde, wurde von der christ-
lichen Kunst immer häßlich gebildet und
gerade das in Frage stehende Thema bot
manchem Künstler willkommene Gelegen-
heit, in der Darstellung dämonisch-ge-
spenstiger Häßlichkeit geradezu zu schwelgen.
Nur die Haupthpasen der ikonographischen
Entwicklung unseres Themas seien er-
wähnt !

In einer legenda aurea des 14. Jahr-
hunderts (clm. 10, 177) sehen wir Sanct
 
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