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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 4
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Schön, Theodor: Die Glockengießerkunst, [1]: in den Reichsstädten Biberach, Hall, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Rottweil
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Mayer, Franz Xaver: Klein-Komburg, [1]: Pfarrei Steinbach bei Hall
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0055

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46

schrift: Gegossen in Schwäbisch Hall. Aliis
inserviendo consumor. Mein Klang wird wohl
gehört, ich aber werd verzehrt. Johann Martin
Dietz hat mich gegossen, anno Christi 1704 ans
dem Feuer geflossen. E. Kirchdörfer in Hall
goß 1878 die zweite Glocke in Honhardt, OA.
Crailsheim, an Stelle einer älteren von 1760.
Die 1847 erschienene Oberamtsbeschreibung Hall
kennt noch keinen Glockengießer in dieser Stadt.
Es muß sich also C. Kirchdörfer erst nach
1847 dort als Glockengießer niedergelassen haben.
Jetzt ist in Hall keine Glockengießerei mehr.

(Fortsetzung folgt.)

Alein-Iromburg

Pfarrei S t e i n b a ch bei Hall.

Aon F. 3. Mayer, Pfarrer in Ludwigsburg.

Gegenüber dem historisch interessanten Kom-
burg, gleich einer „Königsburg aus fabelhaften
Tagen" erhebt sich auf einem kleineren, etwas
niedrigeren Bergvorsprung Klein-Ko in bürg,
Kirche und Kloster zu St. Aegidien, gewöhnlich
St. Gilgen (vom französischen St. Gilles-Aegidius)
zuin Unterschied von Komburg (welches auch
Groß-Koniburg und in neuerer Zeit Schloß
Komburg genannt wird) Klein-Komburg geheißen.
Bon Steinbach führt ein Weg von 150 Treppen,
in der oberen Hälfte von Linden beschattet, steil
heraus oder ein Fahrweg, der bequemer zu
gehen ist. Oben auf der Treppe überrascht den
Wanderer neboii einem schönen Ausblick auf
Komburg, S t e i n b a ch, Limburg und
H a l l mit seinen gothischen Kirchen und Thürmen
und anderen interessanten alterthümlichen Bauten
ein schlichtes frühromanisches Bauwerk, das
gegenüber dem stolzthronenden Komburg be-
scheideil zurücktritt, aber von den Höhen der
Umgegend gesehen, ein liebliches stilles Bild dar-
bietet. Hier treffen wir „ein fast noch unbe-
rührtes Werk aus den Tagen der Stifter, jener
mächtigen Grafen von Komburg-Rothenburg,
deren frommem Sinne Kloster Groß- und Klein-
Kömburg (jenes für Benediktiner, dieses für
Benediktinerinnen) ihre Entstehung verdanken"
(„Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte"
1878, S. 95). Ehrwürdig ragen die dunkel-
grauen, mäßig verzierten Wände der Kirche
Über die Bäume und Gesträuche des Gartens
hervor.

I. Geschichtliches.

1. Gründung der Aegid i enzel le.

Graf Heinrich von Komburg stiftete hier
mit seiner kinderlosen Gattin G e b a und der
reiche Mainzer Bürger Wignand und dessen
Gemahlin Adelheid, sämmtlich Mitstifter Kom-
burgs, die Acgidiuszelle, Klein-Kömburg. Von
dieser Stiftung steht heute noch die 1108 er-
bau t e r o m a n i s ch e Basilika m i t Q uer-
schiff. Heinrich, mit seinen beiden Brüdern
Burchard und Rugger der Gründer des Klosters
Komburg, starb am 18. Februar nach 1108, in
welchem Jahr er noch lebend ausgeführt wird
als advocatus von Komburg (Komburger Schenk-
ungsbuch N. 13. im Württ. Urkundenbuch, 1

S. 400), nachdem er alle seine Güter der
Nikolauskirche zu Komburg geschenkt hatte. In
letzterer Kirche ist er unter dem Kronleuchter
mit Burchard, Wignand und dem dritten Abt
Hertwig begraben. Nach Bossert (in der Zeit-
schrift : „Württ. Franken" 1888, S. 19) lebte
er noch 1115. Seine Gemahlin Geba, eine
Schwester der Gräfin Goswin von Mergentheim,
Beschenkerin des Klosters Hirsau, urkundlich ge-
nannt in der Schenkungsurkunde ihres Gatten

(„cum manu et consensu conjugis suae Gebae“)

(Württ. Urkundenbuch I. 392) trat als Wittwe
in das Aegidienkloster ein und ist daselbst be-
graben.

Wignand, welcher auch das Kloster Hirsau
völlig neu aufbaute (Cod. Hirs. S. 6), wurde
Mönch zu Komburg, wo er auch begraben wurde.
Seine Gattin Adelheid trat als Klosterfrau
in Klein-Komburg ei»; wo sie auch begraben ist.
Die Gebeine von Heinrich und Wignand, neben
denen des Burchard und dritten Abtes Hertwig,
ließ der achte Abt Rüdiger ausgraben und einem
steinernen Sarg beisetzen. Als 1468 in der
Vigil von Bartholomäus (23. August) Abt
Crnfried II von Vollberg und sein Kon-
vent das Grab der Stifter öffnete, fanden sich
die Gebeine dieser vier Stifter vor, die eines
jeden in eine besondere Kapsel gelegt mit je
einem Bleitäfelchen, welches Len Namen und
den Tag des Todes, nicht aber das Todesjahr
enthält, z. B. von Wignand: „12. Tag des
Monats November starb der Mönch Wignand".
Ihre Gebeine ruhen unter einem romanisch ver-
zierten Steine unter dem Kronleuchter der Stifts-
kirche.

Als erste Priorin berief Graf Heinrich Agn e s
aus Paris, welche wegen ihres klösterlichen
> Lebens geschätzt war; sie sollte der neuen Stift-
ung vorstehen und die Nonnen in der Regel der
hl. Scholastika, der Schwester des hl. Benedikt
! unterrichten. Als man 1513 im ummauerten
Garten einen Keller grub, stieß man in einer
! Felsengruft auf eine Erzplatte mit einem Wappen,
das zwei Schaufeln und die Umschrift zeigte:
„8. (Sigillum) Agnetis de Paris prio-
ris Sanct. Egidii“ („Schriften des Würt-
tembergischen Alterthumsvereins, II. Bd., 1869).
Als Schivestern werden genannt: Adelhaid,
Reginlint, Edillint, Sigelint, Friderun, 3 Methild,
1 Hedwig, Rilint, Richgart, Lumbgart, Edilint,
Jrmendrut, Jrmengart, 2 Hildegart, 2 Bertha,
i Minna, Druddn, Jrmendrut, Heilig«, Adel-
heith, Gertrutt, Agnes, Elisabeth, Judietha,
Diepura, Gebbn, Gortha, Precissa, Richerit,
Mergarth, Ediltunt rc.; ea. 1104 wird Bertha,
soror Engelhardi comitis de Lobenhausen da-
i selbst begraben (Schannat, Vind. lit. II, 45).

Diese Namen von Klosterfrauen zählt der
Chronist von Komburg auf: Gerhard W n ck e r
aus Lippstadt in Westphalen, 13 Jahre Chor-
vikar in Kömburg und von 1663 an Pfarrkurat
in Steinbach, ch 14. März 1675 und begraben
neben der Nikolausstatue des Abtes Ernfried 1.
von Vellberg im Kreuzgang in Komburg, der
Restaurator der Josephskapelle daselbst. Er
schrieb sein Werk unter dem Titel: „Iudex
 
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