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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 5
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Bach, Max: Die angeblichen Bilder Holbein des Aelteren im Dom zu Augsburg, [2]
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Schön, Theodor: Die Glockengießerkunst, [2]: in den Reichsstädten Biberach, Hall, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Rottweil
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0064

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55

und ist wahrscheinlich auch der Verfertiger
der Figuren des berühmten Oelbergs am
Münster, zu welchem wir noch eine Perga-
mentzeichnnng von Matthäus Böblinger
vom Jahre 1474 besitzen.')

Das würde nun zu meiner Annahme
der Ulmischen Provienz der Dombilder
stimmen, ich lege aber darauf keinen Werth,
da ich der Inschrift überhaupt keinen
Glauben schenke und sie nach wie vor
für gefälscht halte.

Zu den schon früher vorgebrachten In-
dizien der Fälschung kommen noch dazu
die oben angeführte abweichende Lesart
von Nagler und die dort sich findenden
großen Anfangsbuchstaben bei jedem Wort,
die, wenn wirklich vorhanden, schon allein
die Inschrift als Fälschung entpuppen
würden.

Daß Eigner sich wiederholt ganz raffi-
nirte Fälschungen zu Schulden kommen
ließ, ist zur Genüge bekannt, ich erinnere
nur an die ganz erfundene Inschrift auf
dem Bilde der hl. Anna selb dritt, durch
die sich Woltmann täuschen ließ und die
er mit schwachen Gründen in den Jahr-
büchern für Kunstwissenschaft I V. S. 75 sf.
zu vertheidigen suchte. Noch in demselben
Jahre (1871) war er aber genöthigt, in
der „Allgemeinen Zeitung" seine Ansicht
znrückzunehmen, nachdem durch den Nach-
folger Eigners, Herrn v. Huber, die Fäl- j
schung in unzweideutigster Weise zu Tage
kam.

Ich muß wiederholen, die von Dr.
Schröder für die Aechtheit der Inschrift
beigebrachten Argumente, konnten mich
nicht überzeugen, um so weniger, als ich
jetzt erst einer ganzen Reihe der gemeinsten
Fälschungen und tendenziös erfundener
Unwahrheiten Eigners auf die Spur ge-
kommen bin. Demselben lag offenbar
daran, diese Bilder auf Holbein, als einem
Augsburger Kind, zu taufen und kümmerte
sich wenig darum, den wirklichen Urheber
zu ergründen.

Gegen die von mir angefochtene Schreib-
weise Maler, möchte ich noch erinnern,
daß sowohl das Augsburger Malerbuch,
als auch das Zunftbuch „zum Himmel"
ganz ebenso die Inschrift auf der Rück-

i) Klemm, Württeinb. Baumeister und Bild-
hauer S. 80/81.

feite des Zeitblom-Altars von Heerberg
in Basel die Form „Maller" schreibt,
Stuttgart. Diese Schreibweise muß dem-
nach ani Ausgange des 15. Jahrhunderts
üblich gewesen sein und darf keineswegs mir
als kleinliche Nörgelei angerechnet werden.

Die sonstigen an Holbein'schen Werken
angebrachten Inschriften sind theils nur
aus schriftlicher Ueberliefernng bekannt,
theils zweifelhaft. Es wäre eine dank-
bare Aufgabe, sie einmal zu sammeln und
kritisch zu beleuchten. Bekanntlich gründet
sich die ganze Frankfurter Thätigkeit Hol-
beins ans die Inschrift an der Tafel mit
dem Stammbaum der Dominikaner tut
historischen Museum. Nachdem die Autor-
schaft Holbeins für die Passionsbilder
ebenda so gut wie aufgegeben ltitb man
die vier Tafeln mit ben Stammbäumen
nicht mehr als die Rückseiten des ehemaligen
Altars der Dominikanerkirche ansieht,
sondern als besonderes Werk, welches im
Refektorium des Klosters aufgehängt war.

Die Inschrift, welche schon in der Kloster-
chronik von 1778 citirt ist, darf freilich
nicht angefochten werden, doch möchte ich
auf die Ungewöhnlichkeit der Schluß-
worte HANS . HOILBAYN -) . DE .
AVGVSTA . ME . PlNXIT aufmerksam
machen. Keineswegs ist sie von Holbein
selbst verfaßt und wahrscheinlich eine Zu-
that des 17. oder 18. Jahrhunderts.

Die Glockengießerkunst

in den Reichsstüdten Biberach, Hall,
Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen
und Rottiveil.

Von Theodor S ch ö n.

(Fortsetzung.)

3. in Heilbronn.

Erst verhältnißmäßig spät fontmen Glocken-
gießer in der Reichsstadt Heilbronn vor. 1170
goß, wie schon in dieser Zeitschrift erwähnt
wurde, der Eßlinger Glockengießer Beinhart
Lach in a n n in der Gießhütte jenseits des Neckars
am Glockengartengäßchen die zwei großen Glocken
in der Kilianskirche zu Heilbronn. Die älteste /'
Glocke in der Stiftskirche in Kömburg von 1521
hat die Umschrift: Osanna " heis ich, in unser
Fraun er leut ich Bernhardt Lachman gos mich.

, t. g. l. i. Wan es wart nie so roth, Hewe
i St. Nieolaus uns berot.

1193 goß Heinrich Min g von Heilbronn eine
von den alten Glocken in der Stadtpfarrkirche
zu Crailsheim, welche nach dem verheerenden
I Blitzschlags. Januar 1613 neu gegossen wurde».

i ') Waagen, Handb. 1862 liest Hollbeyn.
 
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