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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 6
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Bickel, Fr. A.: Das Bild "Mariä Verkündigung": in der Pfarrkirche zu Hörbranz in Vorarlberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0071

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Hcraiisgegcbcn und redigirt von Pfarrer Detzcl in St. Lhrisiiiia.Rave»-l»irg.

Verlag des Rottenburger DiSzesan-Kniistvereiiis;
llkoinmissionsverlaa der Dornfchen Buchhandluiig (Friede. 'tltt'cr) in Ravensburg.

Kr.

Erschein monatlich einmal. Halbjiihrlich für M. 2.— durch di- miil itembcrgischen, M. 2.02
durch die baveiischen und bie Reichspostanstalt-», Kronen 2.64 in Oesterreich, FrcS. 2.40 IN
der Schwei, ZN beziehen. Bestclluu„en werden auch angenommen von allen Anchhandlnngen [OO''
sowie gegen Einsendung des Betrags direkt von der Dornsche» BerlagSlmchhandlnng in S ~
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Das vild „Dlariä Verkündigung"
in der Pfarrkirche zil Harb ranz
in Vorarlberg.

Von Pfr. Fr. A. Bickel in Hörbranz.

Seit dem t>. Dezember 1899 befindet
sich in der Pfarrkirche zil Hörbranz bei
Bregenz ein gar kostbares Gemälde, das
viele Beschauer aus der Umgegend und den
benachbarten Uferstaaten des schwäbischen
Meeres herbeizieht. Es ist dieses Bild
kine Kopie von dem Wunderbild in der
Servitenkirche Maria Anmmziata in Flo-
renz.

lieber den Ursprung und die Geschichte
des Bildes zu Florenz sowie des Bildes
in Hörbranz mögen folgende Keilen Auf-
schluß geben.

Eine der schönsten Kirchen in Florenz
ist unstreitig die der Maria Annunziata
aul Platze desselben Namens. Sie ist der
ausgesprochene Liebling der Florentiner
und auch die einzige Kirche der Stadt,
die ihnen immer geöffnet steht, und nicht
vergebens; denn von 5 Uhr morgens bis
8 llhr abends gehen die Gläubigen ein
und aus. Das was die Italiener am
uleisten in diese überaus reich ausgestattete
Kirche zieht, ist die Kapelle der Maria
Annunziata mit dem Freskobild, das
„Mariä Verkündigung" darstellt.

Das Bild ist verhängt und wird nur
zu besonderen Festlichkeiten enthüllt. Die
Entstehung des Bildes ist der Tradition
nach von einer zarten Poesie umgeben.
Fnl Jahre 1252 stand an Stelle der
jetzigen, großartigen Kirche ein einfaches
Oratorium der sogenannten Diener Ma-
riens. Der Prior dieser frommen Ge-

nossenschaft gab dem damaligen seiner
Kunst sowie seines heiligen Lebens wegen
verehrten Bartolomeo den Auftrag, ein
Bild der Verkündigung Mariens für das
Oratorium zu malen.

Von religiösem Eifer begeistert, fieng
Bartolomeo sein Werk an; doch als er
die Umrisse des Engels, der verkündet,
und der Jnngfran, die die Verkündigung
in Deinnth vernimmt, zu Stande gebracht
hatte und er das Antlitz Mariä, wie es
vor seiner Seele stand, beginnen wollte,
ließ er entmuthigt die Arme sinken. Sein
Pinsel war zu schwach, um dem himm-
lischen Gebilde, welches seinem Geiste vor-
schwebte, Ausdruck zu geben.

Lange saß er da auf seinem Maler-
gerüste, in Gedanken tief versunken und
blickte zeitweilig zagend zum unvollendeten
Bilde empor. Endlich neigte sich sein
Haupt, die Augen schlossen sich und ein
sanfter Schlummer bemächtigte sich seiner.
Als er erwachte, galt sein erster Blick dein
Bilde. Da stand es vor ihm vollendet,
ivie seine Seele geträumt, in zauberhafter
Schönheit. Ein Freudenschrei entfloh sei-
ner Brust. „Die Hand eines Engels hat
mein Werk vollendet; was ich nicht konnte,
hat eine höhere Kunst vermocht", rief er
entzückt ans.

Mit Blitzesschnelle verbreitete sich das
Wunder unter den Dienern Mariens,
unter den Nüchstwohnenden ltiib von da
in der ganzen Stadt. Von Nah und
Fern eilten die Leute herbei, nur das himm-
lische Bild zu schauen und betend vor
demselben zu knieen. Und so viele Gna-
den erlangten sie, daß es allgemein unter
dem Titel: »Maria santissima Madonna
 
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