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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 7
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Schermann, Theodor: Darstellungen und Symbole der Evangelisten in altchristlicher Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0083

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fjcrmisgegcbeit und redigirt von Pfarrer Dctzel in St. Lhristiua-Raveiisburg.

^ , Verlag des Rottenburger Diözesan-Annstvereins;

aommißionsverlaa der Dornfchen Buchhandlung (Friede. Alber) in Ravensburg.

-Or. 7.

Monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.— durch die württembergischen, M. 2.02
bayerischen und die Neichspostaustalten, Kronen 2.54 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in

zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buchhandlungen TQOO
loiute gegen Einsendung des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in
Ravensburg (Württenrberg) zum Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Darstellungen und Ej'mbolo ^der
Evangelisten in altchristlicher Zeit.

Von Or. Theodor Schermann.

Eine Statistik, welche über die^ Ver-
wendung biblischer Personen oder Scenen
an altchristlichen Kunstdenkmälern ange-
slellt wurde, besagt, daß unter den Ge-
mälden der Katakomben das Bild
des guten Hirten die erste Stelle in jenem
Bildervorrath einnimmt, während unter den
Sarkophagdarstellungen Jonas am
häufigsten sich abgebildet findet, s)

Es ist selbstbegreiflich, daß die häufige
Verwendung einzelner Bilder im Verhält-
nis; sieht zu der Vielseitigkeit ihrer Auf-
fassung und Accomodation auf das Leben
der Christen. Solcherlei praktische Ge-
danken boten nun die Darstellungen der
Evangelisten nicht. Deshalb kann es uns
nicht verwundern, wenn an 22 noch er-
haltenen Deckengemälden der Katakomben,
wie auch an 55 Sarkophagen des Lateran-
museums kein einziges Bild der Evange-
listen sich befindet.2) Während die alle-
gorischen Bilder der Katakomben die Gläu-
bigen an den Erlöser, die gottesdienstliche
Feier der christlichen Religion imb den
Schutz Gottes erinnern sollten, stellten die
Bilder der Sarkophage die Gedanken dar,
welche die Christen an den Särgeit und
Leichen ihrer Angehörigen beseelten, um
sich daraus Trost und Erleichterung uu
Schmerze zu verschaffen.

') S. die Tabelle bei St. Beiffel 3. J., Bil-
der aus der Geschichte der altchristlichen Kunst
und Liturgie in Italien (Freib. 1869; 31.

2) S. die Zusammenstellung der Scenen bei
Kraus, Noma LoNeranea, 320.

Mußten zwar die Christen der ersten
Jahrhunderte aus Klngheitsrncksichten die
Särge von heidnischen Steinmetzen be-
ziehen, an welchen gar oft einige Worte
außer bem Namen des Verblichenen nur
trostlose Resignation oder in schlichter
Form unter Beeinflussung von griechischen
oder bereits christlichen Gedankenkreisen
eine Fortdauer der Seele und ein Jen-
seits verkünden ‘), so waren doch schon
mit Ende des 3. Jahrhtlnderts die
christlichen Sarkophage mit allegorischen
Bildern geschmückt. Aber erst in späterer
Zeit vom 4. Jahrhundert an, als auch
die Allegorien mehr den historischen
Scenen der heiligen Schrift wichen und
in gemeinverständliche Bilder umgewandelt
wurden, finden sich Darstellungen der
Evangelisten.

Während in der altkirchlichen Literatur
schon seit dem 2. Jahrhundert2) die ge-
heimnißvollen Thiergestalten Ezechiels
(1, 4 f.) ans die Evangelisten gedeutet
wurden, sind dieselben in der Kunst erst
Ende des 4. oder zu Beginn des 5. Jahr-
hunderts in Anwendung gekommen. Wur-
den E v a n g e l i st e n überhaupt mit S i) m-
bolen geschmückt, so geschah dies durch
Buchrollen, welchen nicht selten
die Namen jedes einzelnen b e i-
gefügt waren. Dieser Darstellnngs-
gattung gehören drei Sarkophag-
r e l i e f s an, deren Auffindung wir
den größten Archäologen Italiens und

K. M. Kaufmann, die Jenseitshoffnungen
der Griechen und Römer nach den Sepulcralin-
schriften (Freib. 1897) 44, 61.

2) Iren. haer. III II,.8; vergl. Kraus, NE.
d. christl. Alterth. I (Freib. 1882) 456.
 
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