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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 7
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Schröder, A.: Die frühesten datirten Bilder Hans Holbeins des Aelteren im Dome zu Augsburg: eine Erwiderung
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [21]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0088

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78

4. Das von mir zur Stilvergleichung
herangezogene Bild: Bestattung der hl.
Asra wird von Herrn Bach nunmehr eben-
falls Holbein abgesprochen. Ich erwähne
dies, nicht als ob ich den Beweis für die
bisher anerkannte Echtheit dieses mit Hol-
beins Namen bezeichneten Bildes liefern
wollte, sondern lediglich deshalb, weil sich
meine Beweisführung in einigen Punkten
auf jenes.Bild stützt. Sie auch in diesen
Punkten aufrecht zu erhalten, genügt mir
vorerst die Entdeckung, daß sämtliche
Gründe, womit Herr Bach die llrheber-
schaft Holbeins bestreitet, den Ausfüh-
rungen Stoedtners entnommen sind, der
durch diese Gründe nicht einmal zu einen:
Zweifel an der Aechtheit der Bilder ver-
sucht wird.

5. Was gegen die Aechtheit der Inschrift
neu vorgebracht wird, beweist nicht ihre
Uuächtheit. Wen» Nagler statt Michl Er-
härt Paul Erhärt wiedergibt, so ist doch
die Nächstliegende Annahme die, daß er
sich die Inschrift nicht genau angesehen
oder notirt hat; das zeigen auch die
großen Anfangsbuchstaben, die Nagler bei
Wiedergabe der Inschrift verwendet.

Wie ans meinen Ausführungen im
Repertorium klar hervorgeht, finden sich
in der Vorlage nur Majuskelbuchstaben.
Daß die Form „maller" vorkommt, habe
ich nicht in Abrede gestellt; was zu be-
weisen gewesen wäre, ist, daß die Form
„maler" nicht vorkommt.

Endlich habe ich noch zu bemerken, daß
gerade Herr v. Huber, der die Fälsch-
ungen Eigners ans Licht brachte, seine
lebhafte Entrüstung äußerte, als ich ihm
von dem Versuch erzählte, die Bezeichnung
der Augsburger Dombilder als eine Fälsch-
ung hinzustellen; er hat mich auf die in:
Nepertoriuur geschilderte Technik des Jn-
schriftauftrages als auf einen Beweis für
die Aechtheit der Inschrift aufmerksam ge-
macht.

Lin Gang durch restaurirte Kirchen.

Von Psr. Detzel.

(Fortsetzung.)

20. Wangen im Allgäu.

Eine der bedeutendsten Kirckenrestau-
rationen in unserer Diözese, welche mit
Aufstellung des neuen Chorgestühles ihrem

Abschlüsse entgegengeht, ist an der katho-
lischen Stadtpfarrkirche in Wangen im
Allgäu durchgeführt worden, eine Re-
stauration bedeutend an Umfang und Kunst-
werth. Keine Kirche der Umgegend war
auch der Erneuerung in ihren: Innern
bedürftiger als dieses den Heiligei: Marli-
nus, Gallus und Magnus geweihte Hanpt-
gotteshans der eheinaligen Reichsstadt
Wangen.

Ueber die Zeit der Erbauung unserer
Kirche finden sich in den Pfarrakten keine
Nachrichten, dagegen ist über dem Haupt-
eingange in das Schiff der Kirche die
Jahreszahl 1468 in beu Stein einge-
hauen. Es bezieht sich diese Zahl aber
nicht, wie die alte Oberamtsbeschreibung
ineint, auf eine Erweiterung, sondern auf
eine:: Neubau dieser Kirche, wobei frei-
lich einzelne Mauerreste stehen geblieben
sein mögen. Denn der Charakter der
ursprünglichen Bauart laßt sich trotz der
neuen Veränderungen ganz genau be-
stinrmen und weist auf keine andere Zeit
hin als die mit obiger Jahreszahl be-
zeichnet:'. Die Kirche ist nemlich eine
gothische Säulen-Basilika mit einem gleich-
falls gothischen gewölbten und in: Achteck
geschlossenen Chore, ganz in der Konstruk-
tion, wie das Oberamt Wangen bereit
mehrere aus den: Ende des 15. Jahr-
hunderts aufweist, z. B. Aintzell und
R o h r d o r f bei Jsny, welche die gleiche
Bauweise und wohl auch den gleichen
Meister wie Wangen gehabt haben mögen.
Das Hauptschiff wird durch sieben Arkaden-
bögen und durch je acht Säulen aus
Sandstein getrennt, die unten auf ge-
waltigen, an den Ecken abgekanteten Sockeln
ruhen und oben ganz nüchterne Kapitale
haben. Die Nebenschiffe sind in ihrer
jetzigen Gestalt aus neuerer Zeit und
haben wie auch das Hauptschiff kein Ge-
wölbe, sondern sind flach gedeckt. Das
j Gewölbe des Chores ist so konstruirt,
j daß es zur einen Hälfte ein Netzgewölbe
bildet, den: Polygonen Chorschlusse.zu aber
in ein Sterngewölbe übergeht; seine Rippen
ruhen auf einfachen, lanzettartig geformten
Konsolen oder gehen ohne Vermittlung in
die Wand über. Die Strebepfeiler außer-
halb des Chores wurden offenbar ent-
fernt, wie noch einzelne Spuren zeigen,
j und die Fenster, welche Fischblasen als
 
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