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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 8
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Reiter, Joseph: Zur Entstehungsgeschichte der Oelberge und ihren bildlichen Darstellungen, [1]
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Osterritter, Theodor: Die Mosaikmalerei in der deutschen Kirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0104

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Deswegen will es scheinen, daß die
Darstellung der Roth Gottes in bem
Querschiff eine besondere Berechtigung
und Bedeutung habe. Steht der Oelberg
in der Vorhalle — Reichenau, Oberzell,
Mittelzell — oder am Haupteingang der
Kirche, so mag man besonders an das
denken, was oben über die Beziehungen
zwischen Oelberg und Meßopfer ansge-
führt worden ist. Tie Darstellungen
Christi am Oelberg auf den Gottesäckern
bedürfen keiner weiteren Erklärung, da
sie sich selbst erklären. Dagegen muß
noch hervorgehoben werden, daß die ge-
nannte Darstellung außen an den Kirchen,
am Westportal, am Querschiff oder am
Cher bisweilen auch mehr dekorativ ver-
wendet worden sein mag. Hiebei haben
wir noch eines besonderen Umstandes zu
gedenken. Man spricht in Neckarsulm
von einem Oelberg und meint damit eigent-
lich einen Calvarienberg. Ebenso verhält
eS sich mit dem weitberühmten Oelberg
an der Leonhardskirche in Stuttgart, wo
wir nicht Christus am Oelberg, sondern
eine wundervolle Kreuzignngsgruppe er-
blicken. Umgekehrt soll man, wenn wir
recht unterrichtet sind, in Frankreich auch
für Oelberg fast ausschließlich den Aus-
druck calvaire — Calvarienberg haben
oder gebrauchen. Es scheint, daß früher
vielfach außen an den Kirchen das Leiden
Christi von seiner Todesangst am Oel-
berg bis zu seinem Tode auf Golgatha
dem Volke in Bildern vorgeführt wurde.
Die Kirche in Remshardt bei Günzburg
wird uns als solche bezeichnet, welche noch
jetzt diese Eigenthümlichkeit answeist, in-
dem daselbst in der nordwestlichen Ecke
neben dem Thurm Christus am Oelberg,
in der südwestlichen Ecke Christus am
Kreuze und dann rings um die Kirche
herum Christus auf den bekannten Statio-
nenbildern zu sehen ist.

(Schluß folgt.)

Die illstosaikmalerei in der deutschen
Airche.

Bon Theodor Osterritter in Stuttgart.

In den letzten zehn Jahren ist in
Deutschland ein uralter Kirchenschmuck
wieder zu neuer Bedeutung und Blüthe
gelangt — die Mosaikmalerei, und wer-

den einige Worte hierüber wohl die Leser
des „Archivs" interessiren.

Die Mosaikmalerei ist grundverschieden
von dem Begriff, was man gewöhnlich
unter Malerei versteht, sie ist keine Malerei
mit Pinsel, Oel- oder Wasserfarben, son-
dern mit farbigen Stein- oder Glas-
würfeln.

Die Mosaikmalerei mittelst natürlichen
farbigen Steinwürfeln war im Alterthum
ganz allgemein, jedoch wurde dieselbe fast
ausschließlich nur zum Schmuck des Fuß-
bodens angewandt. Erst als unter Kaiser
Augustus die Glaspasten aufkamen, wurde
das Mosaik auch jur Verzierung von Ge-
wölben angewandt. Diese Mosaiken waren
aber nach den erhaltenen Resten nur
dekorativer Natur, zu wirklicher monu-
mentaler Malerei wurde das Mosaik erst
in der altchristlichen Kunst angewandt.
Im 4. Jahrhundert n. Ehr. trat die
Mosaikmalerei in den Dienst der Kirche
und hier war es, wo sie sich in den nächsten
zwei Jahrhunderten zu den höchsten Leist-
ungen emporschwang, §u Werken von
einer Erhabenheit und einfachen Größe,
wie sie in den späteren Jahrhunderten
und in der Renaissance nie mehr erreicht
wurden.

Die Mosaikmalerei ist sozusagen die
Malerei für die Ewigkeit, denn wo es
sich darum handelt, ein Bauwerk mit
einem Schmuck zu versehen, der ebenso
zeit- und wetterbeständig wie das Bau-
werk selbst ist und sich demselben organisch
einfügt, da ist die Mosaikmalerei der
prächtigste und durch seine leuchtende
Farbenfülle wirkungsvollste Schmuck.

Die Reste von Mosaikmalereien in
deutschen Kirchen, die sich bis ans unsere
Zeit erhalten haben, sind gering, da ja
auch die Mosaikmalerei und ihre Technik
in Deutschland so ziemlich ganz unbekannt
war. Wollte nun irgend ein geistlicher
oder weltlicher Fürst in seine Kirche oder
Kapelle Mosaikmalereien, so mußte er die
Künstler und das Material ans Italien
konunen lassen, was natürlich damals eine
überaus kostspielige Sache war. — Die
Mosaikmalereien, die einst Karl der Große
in seiner Palastkapelle zu Aachen an der
Kuppel und beit Wänden aubringen ließ,
wurden 1656 durch Brand zerstört. Von
großem künstlerischem Werth waren sie
 
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