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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 8
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Osterritter, Theodor: Die Mosaikmalerei in der deutschen Kirche
DOI Artikel:
Mayer, Franz Xaver: Klein-Komburg, [3]: Pfarrei Steinbach bei Hall
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0106
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95

Zeichnung nnfliegendc Bildflüche ist später
dem Beschauer zugekehrt. Ist das ganze
Bild vollendet, so wird es an der papier-
freien Seite mit nassem Cement bestrichen
und mit der Cementfläche an die gleich-
falls cementirte Fläche, die das Mosaik-
bild aufnehmen soll, angedrnckt. Ist der
Cement getrocknet und das Bild mit der
Wand fcft verbunden, so wird das Papier
der Zeichnung durch Waschen entfernt und
das Mosaik zeigt das beabsichtigte Bild.
Durch diesen Prozeß der Herstellung ist
die Mosaikarbeit um vieles erleichtert
worden.

Alein-Aomburg
Pfarrei S t e i n b a ch bei Hall.

Von F. £. Mayer, Pfarrer in Ludwigsburg.

(Fortsetzung.)

Vom Chorherrnstift bezogen die Kapuziner
außer den aufgezählten Raten zum Unterhalt
nach der Vogteyrechnung von 1737 unter der
Rubrik: „Ausgaabgeldt auf Allmoßen denen KU.
KU. Capucinis jährlich 18 fl. für Unterhaltung
herkommender fremden", welche Abfindungszah-
lung ihnen am 4. Juni 1667 bewilligt und von
da an nusbezahlt wurde (Stiftungsbuch Bl. 13)
und für „Wax" 20 fl., welche ihnen seit 1716
gegeben wurden.

8. Pastorationsthätigkeit.

So waren in Klein-Komburg über 120 Jahre
bis zur Aufhebung die Kapuziner, ivelche an der
Pastoration der Katholiken der Umgegend Theil
nahmen und auch den Gottesdienst in der Kirche
zu den 14 Nothhelfern auf dem Einkorn ver-
sahen.

1664 an> 5. November beklagt sich Stättmeister
und Rath der Reichs st adt Hall bei Komburg:
ein Kapuziner habe die Tochter des Kommenthur-
verwalters im Haller Kommenthurhof (jetzt
Bierbrauerei „zum Ritter"! kopulirt und Messe
gelesen ohne Ansuchen und Konsens von Hall,
worauf sich das Chorherrnstift entschuldigt: es
sei ohne Wissen des Dekans geschehen, da er ab-
wesend gewesen. („Archiv Kon,bürg", Pfarr- und
Kircheusachen Nr. 33 im Filialarchiv Ludwigs-
burg.)

1706 verlangt Hall, das Chorherrnstift solle
den Kapuzinern untersagen, ohne Ansuchen und
obrigkeitliche Erlaubniß die kranke Verwaltersfrau
der Kommende in Hall zu besuchen, worauf die
Chorherr» am 20. April 1706 erwidern: sie haben
in geistlichen Dingen den Kapuzinern nichts zu j
sagen, sondern dieselben hängen a celsissimo
domino ordinario Herbipolensi ab (ibidem).

1736 hält der Kapuziner-Guardian Gan-
gs lph den „Leichensermon" für den verstorbenen
Äomburger 18. Dekan Wilhelm Ulrich von
Guttcnberg (1665—1736) in der Stiftskirche
bei dessen Beerdigung am 6. Mai auf der Epistel-
feite des Chors beim Dekanatsstuhle, wie die

Inschrift der Grabplatte und die Beschreibung
des ganzen Leichcnkonduktes ausweist.

Bei dem Tode von Kapitularherrn in Kom-
burg erhalten die Kapuziner oft den Auftrag,
eine Anzahl Messen zu lesen; so 1716 für Franz
Karl v. O st e i n, 25 heilige Messen um 10 Thlr.;
1767 für Phil. Theodor Sigismund v. Erthal,
100 heilige Messen; 1768 für den 16. Dekan
Joh. Phil. Heinrich von und zu Erthal 100 sl.
zu Messen ä 20 kr., welcher als vorletzter Dekan
von 1736 — 71 regierte und auf der Evangelieu-
seite gegenüber seinem Vorgänger in der Stifts-
kirche begraben ist.

6. Aufhebung.

Im Jahr 1803 wurde das Kapuzinerkloster
aufgehoben zugleich mit dem Konvertiteniustitut
in Steinbach und ersteres von den arbeitsun-
fähigen Konvertiten, welche dorthin eingewiesen
wurden, bewohnt.

Die Insassen des Klosters wurden wie auch
die Chorvikare vom Chorherrnstift Komburg als
Pfarrer im Lande verivendet. So finden wir
den Martin Glast aus Lambe (geb. 1772),
früher» Kapuziner von Klein-Komburg, als Stadt-
pfarrer in Ludwigsburg 1805—12; dann als
Pfarrer in Zimnierbach, Waltershüfen, Laupheim
und als Martinskaplan in Ravensburg; P 1838.
(„Diözesanarchiv" Jahrgang I. S. 38.)

10. 1lebergang der Gebäude an die
(katholische) Stiftung in Steinbach.

Der Stifter v. Pfürdt hatte seiner Stiftungs-
urkunde die Klausel angefügt: Sollten vi majori
nicht mehr zwölf Kapuziner erhalten werden, so
sollen die 10 000 st. seiner Stiftung vom Ritter-
stift zum Hospital in Steinbach zur Unterhaltung
armer, presthafter Leute herausgegeben und ver-
wendet werden. Nachdem nun vom württem-
bergischen Staate das Ritterstift säkulärisirt und
damit auch die 10 000 fl. eingezogen waren,
wurde ein Prozeß anhängig gemacht durch Pro-
kurator Zinimerle in Ellwangen als Anwalt, und
nach längeren Verhandlungen die 10 000 fl.
Kapital an die Stiftung Steinbach herausbezahlt
durch Befehl der Finanzkammer vom 31. März
1821, und zwar wurde der Stiftung Steinbach
statt des Geldes übergeben: der Konvertitenbau
(nachheriges Rath- und Schulhaus), das Kapu-
zinerkloster mit Kirche und Garten im Anschlag
von 4700 fl., die vier Thorthürmchen an den
Straßen von auswärts (Hall, Hessenthal, Brezinger
Steige und nach Klein-Komburg) und der Rest
des Kapitals in oft sehr kleinen Pachtraten. Die
Uebergabsprotokolle sind unterschrieben von Ober-
amtman» Leypold, Pfarrer Joh. Bapt. Burkhardt,
Schultheiß Philipp Anton Kayser und Gemeinde-
rath Zink und Jlliui.

11. M u t t er h a u s d e r K o » g r c g a t i o u vom
III. Orden des hl. Franziskus v. Assisi.

1846 wurde das frühere Kapuzinerkloster mit
der Kirche von Pfarrer Ruetz in Steinbach der
Stiftung daselbst abgekauft um 4400 fl. zu»,
Mutterhaus der Kongregation vom III. Orden
des hl. Franziskus; so wurde dasselbe seiner
früheren Bestimmung wiedergegeben und von dem
Orden mit einem Aufwand von ca. 12 000 fl.
reparirt. Dies dauerte bis 1877.
 
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