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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [23]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0109

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Srpii des Notteiidilrgcr Liözestüi-Zmiiis fiir chnsiliche Kunst.

t)cvc>»sgegcl>en und redigirt von Pfarrer Detzcl in St. Ll>risti»a-Nave»sb»rg.

Verlag des Rottcuburger Diözescin-Runstvereins;
Kommifftoitsüerlag der Dornschen Luchhandlung (Friede. Alber) in Ravensburg.

Or. y.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.— durch die ivnrtlemborgischen, M. 2.02
durch die bayerischen und die Neichspostanstalten, Kronen 2.54 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in
der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von allen Buchhandlungen
sowie gegen Einsendung - des Betrags direkt von der Dornschen Verlagsbuchhandlung in
Ravensburg (Württemberg) zum Preise von M. 2.05 halbjährlich.

1902.

Gin Gang durch reftaurirte
Airchen.

Von Pfarrer Detzel.

(Fortsetzung.)

Wenn nun, wie wir bisher gesehen
haben, die dekorative und bildliche Aus-
malung unserer Stadtpfarrkirche in Wan-
gen einen so hohen künstlerischen Rang
beanspruchen darf, so war es selbstver-
ständlich, daß auch die übrige Ausstattung
des Gotteshauses nicht znrückbleiben durfte,
und wenn, wie wir oben gesehen, die
Entfernung des alten Hochaltars, der Chor-
stühle u. s. m. eines so langen und hart-
näckigen Kampfes bedurft hatte, so konnten
diese nur durch Werke ersetzt werden,
welche einerseits harmonirend mit der
Ausmalung der Kirche, andererseits aber
hinsichtlich ihres Zweckes — vorab was
den Hochaltar betrisst — Prachtwerke der
christlichen Kunst sein mußten. Wir geben
über diese Werke dem Herrn Pfarrer
S ch ö n i n g e r in Söflingen das Wort,
der uns über den Hochaltar und das
Chorgestühl Folgendes schreibt:

„Vor Jahrhunderten mag in dem spät-
gothischeu Chor der Kirche ein ähnliches
Werk seine Aufstellung gesunden haben;
es wurde in späterer Zeit verdrängt, aber
nicht ersetzt durch einen Barockbau. Der
richtige Ersatz kam erst in nusere» Tagen
durch ein im Geiste der Alten geplantes,
aber im Geiste des Fortschritts ausge-
führtes Altarwerk, das wahrhaftig
beiden Strömungen in idealer Weise ge-
recht wird,

Der ausführende Künstler, Theodor

Schnell jun. in Ravensburg, hatte ein
doppeltes Problem zu lösen. Es sollte
ein Altarwerk erstellt werden, das den
spätgothischen Formen sich anschließt, die-
selben aber nicht in so übertriebener und
extravaganter Weise darstellt, wie es in
Werken aus spätgothischer Zeit hervor-
tritt. Ein eigentlicher Flügelaltar wurde
wegen der gemalten Chorfenster nicht ge-
wünscht ; andererseits sollte der Tabernakel
eine dominirende Stellung erhalten. Das
zweite Problem war aber das, daß das
Werk weder eine Kopie eines alten Altar-
werks, noch ein modern gothischer Aufbau
mit der bekannten Dreigliedcrung sein,
sondern ein Originalwerk sein sollte, bei
dem das Beste der Alten verwerthet und
die Geistlosigkeit der Neuen vermieden
würde.

Dieses doppelte und. doppelt schwierige
Problem hat Theodor Schnell in Plan
und Ausführung glücklich gelöst.

lieber den vier Stufen des Unterbaues
erhebt sich die einfache, in drei Felder
getheilte merw3,die keinen weiteren Schmuck,
als fein- und scharfprofilirtes Stab- und
Maßwerk zeigt, weil nach altein Gebrauch
eventuell ein Antipendium vorgesetzt wer-
den soll. Die auf der mevsa ruhende
durchlaufende Leuchterbank hat ebenfalls
feiuprofilirtes spätgothisches Maßwerk in
eigenartiger Anordnung, lieber der Leuch-
terbank erhebt sich die wegen der Einglie-
derung des Tabernakels ziemlich hohe
Predella. Der von zarten Säulenbasen
und Schäften eingefaßte Nepositioustaber-
nakel tritt ziemlich stark vor, seine Doppel-
thüren zeigen zierliches Gitterwerk, in der
 
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