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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0125

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112

Die Verfassen», der unverkennbar ein geübtes
Auge und eine geschickte Hand für kirchliche Ar-
beiten eigen ist, führt ihr in ernsteni, kirchlichem
Geist und mit warmer Liebe für die Zierde des
Gotteshauses entworfenes und Frau Emy Gordon
und Frl. Zimmerer, Nedaktrice der „Monika",
gewidmetes Opus in fast zu großer Bescheidenheit
als „kleines Merkchen" ein; sie hat das ihm von
Tante Emy mitgegebene „Begleitwort", wonach
„es einem dringenden, vorhandenen Bedürfniß"
entspricht, nicht vergessen und richtet durch den
Mund des hl. Vaters selbst und eines „hohen
Kirchenfürsten" vor allem „an die Frauen und
Töchter höherer Stände, welche ohne bedeutende
häusliche Beschäftigung sind", begeisternde Worte,
ihrer Hände Fleiß und Kunst der Kirche zur Ver-
fügung stellen. Als leitender Grundsatz soll
gelten: „würdig und schön, aber einfach und
dauerhaft"! Das Werk selbst zerfällt etwa in
drei Theile; der erste (S. 9—34) handelt von
Stoff und Verzierungsweise der kirchlichen L e i-
nenwäsche; er bietet Inschriften für Altäre,
bespricht die verschiedenen Spitzenarten und
Stickereien zur Verzierung der kirchlichen Leinen-
wäscho (Stiel-, Stepp-, Krenz-, Plattstich, Wciß-
hochstickerei und Nadelmalerei u. s. w.), handelt
von dem kleineren kirchlichen Weißzeng (Korpo-
rale, Palla, Kelch- und Handtüchlein u. s. w.),
dann von dem größeren (Altar-, Kommunionbank-,
Kanzeltuch, Kredenz-, Schutz-, Mehpultdeckchen)
und endlich von den priesterlichen Leinenge-
wändern (Schultertnch, Albe, Cingulum, Chor-
rock, Röchet, dazu Chorknabenhemdchen). Der
zweite Theil (S. 3 t—49) spricht von den Sei-
de n p a r a m e n t e n, ihrem Grundstoff und ihren
Verzierungsarten: vom priesterlichen Meßornat
(Casula — goth., Borromäus- und Bernardus-
form —, Stola, Manipel, Kelchvelum, Bursa), von
den bischöflichen Gewändern und Levitenkleidern
(Tunicella, Dalmatica, Schultervelum) und den
übrigen Seidenparamenten (Rauchmantel, Se-
gens-, Sakraments-, Ciboriumsvelnm, Verseh-
bursa, Tabernakelvorhängchen und -Deckchcn, An-
tependium, Betstühlen, Kirchenteppichen, Kirchen-
glockenzug). Den dritten Theil bildet ein „An-
hang" (S. 50—71), welcher besondere Er-
klärungen zu allen Mustervorlagen gibt, von:
Auszeichnen (Pausen) der Muster zu Stickereien,
Vergrößern von Zeichnungen aus kleinerein Maß-
stab, vom Zusammensetzen und Einarbeiten einer
Inschrift in Spitzen, von Aufbewahrung und
Reinerhaltung der Paramente, von Geschenken
zu Primizen, Pfarrjubiläen u. dgl., von Kissen
und Fahnen, vom Baldachin, Zieren der Häuser
bei Prozessionen und schließlich von künstlichen
Blumen, deren Anfertigung und vorsichtiger
Verwendung haiidelt: in der That ein reichhal-
tiges, mit besonderer Sach- und Fachkenntniß
und nur von der praktischen Seite aus bearbeitetes
Programm; überall sind Stoffe und Maße, For-
men und Farbe», Bezugsquellen und Preise,
Schneiden, Nähen und Besorgen („Eingehen")
der Stoffe ausgiebig besprochen, überall die kirch-
lichen Vorschriften streng berücksichtigt, wohlbe-
rechtigte Warnungen vor Fehlern angebracht und
bei den einzelnen Gewändern und ihrer Aus-

stattung ist die sinnreiche symbolische Deutung in
leichtverständlicher Form angegeben. Dem tech-
nischen Verständniß wie der populären und an-
sprechenden Belehrnngsweise — und das ist ja
die Hauptsache — weiß Rcf. nur volles Lob zu
spenden; ob aus der schriftlichen Anweisung und
ihren guten Rathschlägen allein trotz ihrer Ein-
fachheit sich überall die praktische Anwendung
machen läßt, mag die Frauenwelt erproben; auch
unseren Paranientengeschüften, auf welche die Ver-
fasserin selbst ihr Publikuin sehr oft verweist und
die wir schon um der Sache selbst willen nicht
verkürzt sehen möchten, wird ein Nachtheil kaum
erwachsen. Da aber bei seinen! erstmaligen Er-
scheinen kein Buch tadellos ist, so dürfte gestattet
sein, noch einige Bedenken anzubringen. Wenn
auch die zahlreichen und vielfache Verwendung
znlassenden Muster meist Kopien älterer Arbeiten
sind, so mag man doch über die Schönheit ein-
zelner abweichende Ansichten haben, darf wohl
auch den Zweifel aussprechen, ob nicht unbeschadet
kirchlicher Korrektheit einige durch neuere und
schönere ersetzt werden könnten, ja sogar sollten
(diese Frage sei auch ohne Rücksicht ans vor-
liegendes Werk an künstlerische Fachmänner ge-
richtet). Bei einer Neuauflage könnte das öfters
wiederkehrende Fremdwort „egal" mit „gleich-
mäßig" und „apart" mit „besonder" gegeben,
die Fehler „kirchliche Parlamente" (S. 10), An-
tipendiuin (statt Antependium), humoram libi-
dinis (S. 32 statt humorem) verbessert, bursa,
das unrichtig in bcmrsa gallisirt ist, geschrieben
und die dem nachfolgenden Inhalt materiell und
formell nicht angemessene Ueberschrist (S. 12):
„Marien- und Heiligen-Altären entsprechende In-
schriften" in „Inschriften für Altäre" oder kurz
„Altarinschriften" abgeändert werden. Ausstat-
tung sammt Einband ist gut und geschmackvoll.

I. Scherman».

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