Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Literatur
DOI Artikel:
Annoncen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0138

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
124

romanischen Periode, anch das Kunsthandwerk.
Auffallend vernachlässigt finde ich das gewiß doch
auch beachtenswerthe gothische Kunsthandwerk.
Die ganze Innenausstattung der gothischen Kirchen,
also Altar, Sakramentshäuschen, Kanzel, Tauf-
stein <das Chorgestühl wird überhaupt nicht er-
wähnt) wird in zusammen 15 Zeilen abgemacht
und all' diesen Gegenständen auch nicht eine Ab-
bildung gewidmet, nachdem die einzige Abbildung
eines gothischen Altars, die sich noch iit der
4. Auflage vorfindet, nunmehr weggelassen ist.
Ebenso sind den Goldschmiede- und Schlosserar-
beiten wohl zwei allerdings ungenügende Abbil-
dungen, aber auch nur einige wenige Zeilen ge-
widmet. Auch die Altäre läßt der Verfasser
bezw. Bearbeiter „in ihrer überwiegenden Zahl
nur für Produkte des Kunsthandwerks" gelten.
Allein einerseits muß er doch selbst zugeben, daß
sich unter ihnen „wahre Prachtwerke" finden,
welche „der Antheil tüchtiger Künstler über den
durchschnittlichen Werth hebt", und daß hier
„häufig die Grenzen zwischen Kunst und Kunst-
Handwerk sich verwischen" (S. 357), wie sich ja
thatsächlich z. B. die größten Künstler dieser Zeit
ihren Ruhm gerade in der dekorativen Plastik
geholt habe»; man denke nur an Jörg Syrlin d.J.!
Andererseits aber ist in der Springer'schen Kunst-
geschichte selbst dem Kunsthandwerk sowohl im
Alterthum als anch in der Neuzeit die gebührende
Berücksichtigung zu Theil geworden, so daß diese
stiefmütterliche Behandlung des gothischen Kunst-
handwerks um so weniger verständlich ist.

Der dritte Band (316 Seiten, 323 Abbil-
dungen im Text und 12 Farbendrucke) behandelt
die Renaissance in Italien, während der !
vierte (403 Seiten, 415 Textillustrationen, l
14 Farbendrucke) die Renaissance im
Norden und die Kunst des 17.
u n d 1 8. I a h r Hunderts zur Darstellung
bringt. Tie eingehendste Behandlung hat in
diesen beiden Bänden die Malerei gefunden,
weßhalb auch auf sie die meisten Farben-
tafeln fallen, zusammen 2t>, so daß beinahe
ein jeder der großen Meister des Pinsels mit
einem charakteristischen Werk in farbiger Ausfüh-
rung vertreten ist. Während die Architektur in
der Zeit der Renaissance eingehend dargelegt
wird, ist der spätere Entwicklungsgang derselben
in einigen wenigen Seiten abgemacht. Mag man
über diese Stilartcn nun urtheilen, wie man will,
mag man i» Barock und Rokoko auch „Abarten"
erblicken, so viel ist jedenfalls sicher, daß auch
sie in ihrer Art Großes geschaffen und in einer
Kunstgeschichte von dem Umfange der Springer'schen
schon deßhalü eine bessere Berücksichtigung ver-
dient hätten, weil wir Bauten in diesen Stil-
formen in unserem Vaterland, namentlich in
Süddeutschland, auf Schritt und Tritt begegnen
und mir doch non scholae, seä vitae Kunstge-
schichte studiren.

In der Aufnahme von Nnd it ät en erlaubt sich
das Werk erheblich größere Freiheiten, als z. B.
die Kuhn'sche Kunstgeschichte. Damit soll keines-
wegs ein Tadel ausgesprochen sein, zumal da
Springer nach der ganzen Art seiner Darstellung
sich an ein gebildeteres nnd gereifteres Publikum

wendet und keineswegs „für Haus und Familie"
im gewöhnlichen Sinn dieses Ausdrucks schreibt.
Allein immerhin wird damit der Kreis der Leser,
denen das Werk ohne Bedenken in die Hand ge-
geben werden kan», in etwas verengert. Von
einer tendenziösen Verherrlichung der Nnditäten,
wie sie sich heutzutage in der Kunstgeschichte so
breit macht — auch einzelne Bände der Knack-
fuh'schen Künstlermonographien sind von diesem
Vorwurf nicht frei zu sprechen — ist das Sprin-
ger'sche Werk wie in der Auswahl der Zlbbil-
j billigen so auch in der Darstellung weit entfernt,
j Auch dadurch unterscheidet es sich vortheilhaft
' von so manchen anderen kunstgeschichtlichen Werken,
daß es vollständig frei ist von Ausfällen gegen
Religion und Kirche.

So können wir anch von unserem Standpunkte
aus das Werk auf's Beste empfehlen. Es ist
nicht nur in Anbetracht seines Reichthums an
Abbildungen die wohlfeilste Kunstgeschichte größeren
Umfangs — gebunden in vier Halbleinwandbän-
den zusammen 30 M. —, sondern es genießt vor
Allem den Ruhm, zu den klassischen Schöpfungen
deutscher Geschichtsschreibung zu gehören.

Or. Fuchs.

Annonce».

Soeben beginnt in 6er Herderscben
Verlagshandlung in Freiburg i. Br. zu
erscheinen und ist durch alle Buchhand-
lungen zu beziehen :

Geschichte der bildenden
Künste.

Von Dr. Adolf Fäh.

Zweite, verbesserte und erweiterte
Auflage.

Mit farbigen Tafeln und Abbildungen im
Texte.

Erscheint in zwölf monatlichen Liefe-
rungen ä M. 1.70. — Die erste Lieferung
liegt bereits vor. Lex.-8°. [VIII u. 64 S.
und 4 farbige Tafeln.)

Der Verfasser und die Verlagshandlung
waren bestrebt, dem Werke durch wieder-
holte Durchprüfung von Text und Bilder-
material neben weitgehendenVerbesserungen
nnd Ergänzungen eine grössere Ebenmässig-
keit zu geben, als sie bei der ersten Auf-
lage der Umstände wegen erreicht werden £
konnte. Besondere Sorgfalt ist der 111 u- I
stration zugewandt worden, so dass das ■
Werk hinter den berechtigten Erwartungen I
nicht Zurückbleiben dürfte.

bsiczu eine Aunstbeilaae:
sprachtmvnstranx ans Feinsilber, gestiftet
für die St. Nikolanrkirche zu Stuttgart, Lut-
ivurf und Utiöfiihrnng — sämmtlichc TheileLand-
arbeit — von Jos. lstugger, Goldschmied, Rott-
ivei! a. N.

(Sämintliche Reckstc Vorbehalten.)

Stuttgart, Bnchdruckerel der Akt.-Ges. „Deutsches Dolksblatl".
 
Annotationen